Hochrangiger griechischer Neonazi festgenommen
2. Juli 2021Fahnder der griechischen Polizei konnten den im Oktober 2020 untergetauchten Christos Pappas, die Nummer Zwei der berüchtigten rechtsextremen und rassistischen Partei, in einer Wohnung in Athen festnehmen, wie das griechische Staatsfernsehen ERT unter Berufung auf die Polizeidirektion der Hauptstadt berichtet. Eine 52-jährige Frau, die ihm Unterschlupf gewährt haben soll, wurde ebenfalls festgenommen.
Pappas hatte sich im Oktober nach den Urteilen gegen dutzende Mitglieder der Partei seiner Festnahme entzogen. Er werde sich den Behörden nicht stellen, ließ der 59-Jährige damals über seinen Anwalt mitteilen, nachdem er kurz vor Prozessende aus der Untersuchungshaft entlassen worden war. Beamte durchsuchten daraufhin mehrere Wohnungen, konnten Pappas jedoch nicht ausfindig machen.
Rund 50 Parteimitglieder verurteilt
Ein griechisches Gericht verurteilte Pappas und die gesamte Führung der Partei, die wegen Angriffen auf Migranten und politische Gegner berüchtigt ist, im Herbst 2020 wegen der Gründung und Führung einer kriminellen Organisation zu mehrjährigen Haftstrafen. Der Anführer der Partei, Nikos Michaloliakos, bekam wie auch Pappas 13 Jahre Gefängnis, fünf weitere führende Mitglieder zwischen zehn und 13 Jahren. Ein Parteianhänger wurde zu einer lebenslänglichen Strafe verurteilt. Er hatte gestanden, den linksgerichteten Rapper Pavlos Fyssas 2013 erstochen zu haben. Insgesamt wurden rund 50 Parteimitglieder zu Haftstrafen verurteilt.
Michaloliakos und etliche weitere Verurteilte hatten sich nach dem Verfahren der Polizei gestellt, um ihre Haftstrafen anzutreten. Parteimitglieder hatten immer wieder linke Bürger und Migranten attackiert. Der fünfeinhalbjährige Mammutprozess galt als einer der wichtigsten in der politischen Geschichte Griechenlands. Die Verurteilung der Parteispitze wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung wird als wegweisend gesehen. Auslöser des Verfahrens war der Tod des Rappers Fyssas.
Mittlerweile politisch bedeutungslos
Die in den 1990er Jahren gegründete "Goldene Morgenröte", die enge Kontakte zur Neonazi-Szene unterhält, hatte trotz mindestens zweier Morde und zahlreicher Gewalttaten gegen Migranten, Homosexuelle und linke Aktivisten lange Zeit weitgehend Straffreiheit genossen. Im Zusammenhang mit der schweren Finanzkrise in Griechenland ab dem Jahr 2010 gewann die rechtsextreme Partei an Einfluss und zog 2012 ins Parlament ein. Bei der Wahl 2015 wurde sie sogar drittstärkste Kraft. Bei der Wahl 2019 scheiterte sie an der Drei-Prozent-Klausel und ist seitdem nicht mehr im Parlament in Athen vertreten.
qu/AR (dpa, afp, ap)