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KatastropheSlowenien

Hochwasser: Slowenien bittet EU und NATO um Hilfe

7. August 2023

Nach heftigen Regenfällen kämpft das kleine Slowenien mit den Folgen. Beschädigt wurden Straßen, Brücken, Gleise, Kanalisationssysteme und Gebäude. Es drohen weiterhin Erdrutsche, ebenso wie in Österreich.

Slovenien | Überschwemmungen
Ein zerstörtes Haus in Prevalje im Norden SloweniensBild: Fedja Grulovic/REUTERS

Slowenien kämpft weiter mit den Folgen der bisher schlimmsten Naturkatastrophe in der Geschichte des seit 1991 unabhängigen Landes. Nach den starken Regenfällen Ende vergangener Woche standen am Montagmorgen weiterhin Gebiete in den Tälern der Flüsse Save, Drau und Mur unter Wasser, wie die Nachrichtenagentur STA berichtete. In der Nacht zum Montag verzeichneten die Feuerwehren 57 Einsätze, vor allem in der Umgebung der Städte Murska Sobota und Slovenj Gradec im Norden des Landes. Nachdem auch am Sonntag Hunderte Menschen wegen drohender Erdrutsche in Sicherheit gebracht worden waren, steht nun in einigen Landesteilen die Schadensbeseitigung an. 

Seit Freitag hatten anhaltende schwere Regenfälle Flüsse und Gewässer in Slowenien überlaufen lassen. Überschwemmungen und Erdrutsche richteten enorme Schäden an. Dörfer wurden evakuiert, Straßen und Eisenbahngleise standen unter Wasser, an der Mur brach ein Damm. Bei den schweren Überschwemmungen sind mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Das teilte die Polizei mit.

Der Fluss Mieß im Norden Sloweniens bei Prevalje ist über die Ufer getretenBild: Borut Zivulovic/REUTERS

Sloweniens Ministerpräsident Robert Golob schätzt den Gesamtschaden auf mehr als 500 Millionen Euro und richtete einen Hilfsappell an EU und NATO. Betroffen seien vor allem die Straßen- und Energieinfrastruktur sowie Hunderte Wohngebäude. Über den EU-Katastrophenschutzmechanismus beantragte Slowenien 30 Bagger unterschiedlicher Kapazität, 30 Spezialfahrzeuge zur Regulierung von Wasserläufen sowie die Entsendung von Ingenieurteams für all diese Geräte. Auf der Wunschliste an EUund NATO stehen zudem jeweils 20 vorgefertigte Brücken von bis zu 40 Metern Länge. Von der NATO erbittet das Land auch fünf schwere Militärhubschrauber mit einer Tragfähigkeit von mindestens fünf Tonnen für den Transport sowie 200 Soldaten für Schutz-, Rettungs- und Hilfsaufgaben.

Hubschrauber versorgen Tausende mit dem Nötigsten

Anton Preksavec, Bürgermeister des von Erdrutschen heimgesuchten Dravograd an der Drau, sprach am Wochenende von einer "Apokalypse wahrhaft biblischen Ausmaßes". Viele Dörfer waren durch das Wasser und Geröll von der Außenwelt abgeschnitten. Helfer versorgten Tausende per Hubschrauber mit dem Nötigsten. Der steigende Wasserstand der 450 Kilometer langen Mur bereitet besondere Sorgen - nicht nur in Slowenien, sondern auch in Kroatien. Die Mur entspringt in Österreich, fließt durch Slowenien und mündet in Kroatien in die Drau.

Deutschland schickt das THW nach Slowenien

Deutschland unterstützt mit Hilfe des Technischen Hilfswerks (THW) den EU-Partner Slowenien. Das THW Rosenheim ziehe derzeit Einsatzkräfte aus zehn Ortsverbänden zusammen, um diese so schnell wie möglich in die betroffenen Gebiete zu entsenden, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann in Berlin. Die Kosten von 700.000 Euro werde das Auswärtige Amt tragen. Mögliche weitere Hilfe werde sich nach Lage und Bedarf richten.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums soll ein Vorausteam schon an diesem Montag in Slowenien ankommen. Es sei auf Bergungsarbeiten spezialisiert. Das THW werde dann weitere Kräfte nachschicken. Es werde auch Räumtechnik wie Bagger sowie voraussichtlich zwei mobile Brücken ins Katastrophengebiet bringen. Diese könnte kurzfristig aufgebaut werden, um Infrastruktur vorübergehend wieder herzustellen, sagte ein Ministeriumssprecher. 

Keine Entspannung in Österreich: Ein zerstörtes Haus nach einem Hangrutsch in St. Johann im Saggautal in der SteiermarkBild: Erwin Scheriau/APA/dpa/picture alliance

In den Überschwemmungsgebieten im Süden Österreichs bleibt die Lage kritisch. Zwar sanken am Montagmorgen der Nachrichtenagentur APA zufolge in den Bundesländern Kärnten und Steiermark in den besonders betroffenen Gebieten die Wasserstände. Es drohen jedoch Erdrutsche bei  Wohngebieten. Insgesamt mehr als 300 Menschen mussten in den beiden Bundesländern, etwa in den Kärntner Gemeinden Brückl und Keutschach, wegen Erdrutschgefahr ihre Wohnungen verlassen. 

5000 Feuerwehrleute sind in Österreich im Einsatz, unterstützt von Soldaten. In Zollfeld stürzte eine Person am Sonntag in den Hochwasser führenden Fluss Glan und konnte nur noch tot geborgen werden. 

Auch Kroatien und Polen betroffen

In Kroatien waren die Pegelstände der aus Slowenien kommenden Flüsse gestiegen. Als besonders gefährdet galt am Sonntagabend das Dorf Mursko Sredisce an der Mur unmittelbar an der Grenze zu Slowenien. Auch in der im Nordosten Polens liegenden Stadt Olsztyn warnten Meteorologen davor, dass Flüsse in dieser Region wegen des andauernden Regens über die Ufer treten könnten.

Österreich: Feuerwehrleute beim Aufbau eines Schutzdamms mit Sandsäcken gegen die über die Ufer getretene MurBild: Erwin Scheriau/APA/dpa/picture alliance

In Tschechien und in der Slowakei schwollen Flüsse wegen starken Regens am Wochenende an. Am Oberlauf der Elbe in Tschechien galt am Sonntag noch die niedrigste Hochwasser-Alarmstufe, jedoch erwarteten Meteorologen, dass der Pegel steigen wird. Im zentralslowakischen Bezirk Roznava standen am Samstag in einigen Dörfern Straßen, Gärten, Keller und Häuser unter Wasser. Zwar konnte in der Nacht auf Sonntag zunächst Entwarnung gegeben werden. Das Slowakische Hydrometeorologische Institut (SHMU) rechnet aber mit extremen Regenmengen. Dementsprechend gespannt sei die Lage an den Flüssen.

nob/se (dpa, afp)

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