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Niederösterreich nach Unwetter zu Katastrophengebiet erklärt

Veröffentlicht 15. September 2024Zuletzt aktualisiert 15. September 2024

Die Unwetter mit heftigen Regenfällen haben in Ost- und Mitteleuropa zu Überschwemmungen und Zerstörungen geführt. Vor allem in Niederösterreich spitzt sich die Lage zu.

Ein Verkehrsschild ragt aus dem Hochwasser in Niederösterreich
Durch die Fluten sind viele Straßen und Wege in Niederösterreich nicht mehr passierbarBild: Helmut Fohringer/APA/dpa/picture alliance

Wegen anhaltender Regenfälle "kommt es jetzt schon und wird es weiter zu massiven Überflutungen im ganzen (Bundes-)Land kommen", sagte der stellvertretende Landeshauptmann (Regierungschef) von Niederösterreich, Stephan Pernkopf, der Nachrichtenagentur APA. Es drohten mancherorts Hangrutschungen, weil die Böden völlig durchnässt seien. Vielerorts stehen Straßen unter Wasser. Zahlreiche Ortschaften sind auf dem Landweg nicht mehr erreichbar. 

Das Bundesland meldete inzwischen das erste Todesopfer. Ein Feuerwehrmann kam ums Leben, wie der Krisenstab
Niederösterreich mitteilte. Der Mann soll bei einem Pumpeneinsatz in einem Keller gewesen sein.

Niederösterreich ist die am schlimmsten von den Unwettern betroffene Region Österreichs. In dem Bundesland, das die Hauptstadt Wien umschließt, wohnen gut 1,7 Millionen Menschen. In der Nacht zu Sonntag gab es dort fast 4500 Feuerwehreinsätze. In einigen Gemeinden nördlich von Wien musste die Feuerwehr eingeschlossene Menschen aus ihren Häusern retten. Die Einsatzkräfte sind teils mit Schlauchbooten unterwegs. Menschen in flussnahen Gebieten wurden in mehreren Gemeinden aufgefordert, ihr Häuser zu verlassen.

Der Laabenbach ist bei Neulengbach in Niederösterreich durch die anhaltenden Regenfälle zu einem reißenden Strom angeschwollenBild: Helmut Fohringer/APA/dpa/picture alliance

Der Zugverkehr wurde auf einer 25 Kilometer langen Strecke zwischen Amstetten und St. Valentin südlich der Donau unterbrochen, wie die staatliche Eisenbahngesellschaft ÖBB mitteilte. Die Strecke ist Teil der Bahnverbindung zwischen Wien und Deutschland. In der österreichischen Hauptstadt wurden mehrere U-Bahn-Strecken in der Nähe des Wienflusses gesperrt, wie APA meldete.

Gefahr am Stausee Ottenstein 

Prekär ist die Lage vor allem im Gebiet der Flüsse Kamp und Krems, die in die Donau fließen. Der Energieversorger EVN rechnet damit, dass der schon fast randvoll gefüllte Stausee Ottenstein am Kamp im Laufe des Tages überläuft. Das würde den Unterlauf des Flusses noch einmal deutlich anschwellen lassen.

Weitere Evakuierungen in Tschechien

Auch in Tschechien halten Hochwasser und Überschwemmungen die Einsatzkräfte weiter in Atem. Vier Menschen wurden von den Fluten weggerissen und gelten als vermisst. Besonders betroffen ist das Grenzgebiet zu Polen im Osten des Landes. In der Nacht zu Sonntag ordnete der Bürgermeister von Cesky Tesin die Evakuierung von mehreren Tausend Einwohnern aus dem Stadtzentrum an. Die Olsa, ein Nebenfluss der Oder, drohte dort über die Ufer zu treten.

Überschwemmte Häuser in Petrovice u Karvine in TschechienBild: IMAGO/CTK Photo

Bereits zuvor hatten in Opava am gleichnamigen Fluss Tausende Menschen wegen akuter Überflutungsgefahr ihre Wohnungen verlassen müssen. Das traf auch für die größte Plattenbausiedlung der Stadt zu. In Krnov und anderen Städten mussten Menschen ebenso in Sicherheit gebracht werden. Im Altvatergebirge wurde die 2000-Einwohner-Gemeinde Ceska Ves durch die Wassermassen der Bela von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Nachlassen der Regenfälle wird frühestens für Montag erwartet.

Im Südwesten Tschechiens lief die Talsperre Husinec im Böhmerwaldvorland wegen des Hochwassers über. Die darunter liegenden Gemeinden entlang der Blanice konnten indes frühzeitig gewarnt werden. An Moldau und Elbe stellte sich die Lage dagegen deutlich entspannter dar als zunächst befürchtet.

Wegen des verheerenden Unwetters sind in Tschechien mehr
als 250.000 Haushalte ohne Strom. Das meldet die Agentur CTK unter Berufung auf die Energieversorger. Am  schlimmsten war die Lage demnach in der östlichen Region Mährisch-Schlesien an der Grenze zu Polen.

Erstes Todesopfer in Polen

Im Südwesten Polens ertrank ein Mensch im Kreis Klodzko, wie die Behörden mitteilten. 1600 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden, nachdem der Pegelstand in mehreren Flüssen Rekordwerte erreichte. "Die Situation ist sehr dramatisch, am dramatischsten ist sie im Kreis Klodzko", sagte Ministerpräsident Donald Tusk nach einem Treffen mit dem Krisenstab vor Ort. "Ich rufe die Einwohner auf, mit den Rettungsdiensten zu kooperieren, wenn sie zur Evakuierung aufgerufen werden." 17.000 Haushalte seien ohne Strom, in einigen Gebieten gebe es keine Mobilfunkverbindungen. Die Ortschaften Ladek Zdroj und Stronie Slaskie seien von der Außenwelt praktisch abgeschnitten.

"Der Damm in Miedzygorze läuft über. Obwohl Wasser abgelassen wurde, hat er seinen Höchststand erreicht! Der Wasserzulauf ist riesig", schrieb die niederschlesische Gemeinde Bystryca Klodzka auf der Onlineplattform X. Die Bewohner der tiefer gelegenen Dörfer würden evakuiert, teilte die Wasserwirtschaftsbehörde in Breslau (Wroclaw) mit. 

Die Glatzer Neiße führt schlammiges Hochwasser in der Nähe des Ortes Glatz südlich von BreslauBild: Krzysztof Zatycki/dpa/picture alliance

Der Damm am Wilczka-Bach in Miedzygorze liegt im Glatzer Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien. Der Staudamm ist 29 Meter hoch, das Hochwasserschutzbecken kann fast eine Million Kubikmeter Wasser fassen. Bereits während des Hochwassers von 1997 reichte dies nicht aus - auch damals trat das Wasser über den Damm. 

Fünf Todesopfer in Rumänien

In der Region Galati im Südosten Rumäniens seien "vier Personen tot aufgefunden" worden, teilte der Rettungsdienst am Samstag mit. Am Sonntag kam ein weiteres Todesopfer in der Region dazu. Dort wurden etwa 5000 Häuser beschädigt. Hunderte Menschen mussten im ganzen Land aus den Fluten gerettet werden. "Das ist eine Katastrophe epischen Ausmaßes", sagte der Bürgermeister des Dorfes Slobozia Conachi in der Region Galati. Es seien bei ihm rund 700 Häuser überflutet worden, berichtete Emil Dragomir.

Eine Rettungsaktion im überfluteten Pechea in RumänienBild: Galati Romanian Emergency/dpa/picture alliance

Der rumänische Präsident Klaus Iohannis erklärte: "Wir sind einmal mehr mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert, die sich auf dem europäischen Kontinent immer stärker bemerkbar machen und dramatische Folgen haben."

Kleinere Überschwemmungen in Bayern

In Deutschland gibt es nach Unwettern mit starken Regenfällen im Südosten Bayerns kleinere Überschwemmungen. Die Polizei in Rosenheim berichtete am späten Samstagabend, ihr seien keine größeren Einsätze im Zusammenhang mit dem Wetter bekannt. Vereinzelt seien Bäche über die Ufer getreten und Straßen überschwemmt worden.

Dresden, die Landeshauptstadt des Bundeslandes Sachsen, rechnet damit, dass die Elbe am Sonntag einen Pegelstand von vier Metern erreichen wird und damit Alarmstufe 1 gilt. Der normale Pegelwert liegt bei rund zwei Metern. In der kommenden Woche könnte dann sogar die höchste Alarmstufe 4 gelten. Unter Hochdruck wurden die Trümmer der teilweise eingestürzten Carolabrücke über die Elbe in Dresden beiseite geräumt. Die Stadt will so verhindern, dass sich Wasser an den Trümmerteilen staut und für zusätzliche Überschwemmungen sorgt.

kle/wa (dpa, afp) 

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