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KatastropheEuropa

Hochwasserlage in Ostmitteleuropa bleibt brisant

Veröffentlicht 16. September 2024Zuletzt aktualisiert 16. September 2024

Bei den Überschwemmungen in Teilen Österreichs, Polens, Rumäniens und Tschechiens ist die Zahl der Toten auf mindestens 15 gestiegen. Die Situation in den Hochwassergebieten ist zu Wochenbeginn vielerorts angespannt.

Die Staumauer in Ottenstein konnte die Hochwasserfluten nicht mehr stoppen
Der Stausee in Ottenstein in Österreich ist übergelaufenBild: CHRISTOPHER ECKL/APA/picturedesk/picture alliance

In den Hochwassergebieten in Polen wuchs die Zahl der Todesopfer auf vier. Aus Österreich werden zwei weitere Todesfälle gemeldet. Auch in Tschechien gab es einen weiteren Todesfall: Es sei ein Mensch in dem Fluss Krasovka im östlichen Landesteil Mährisch-Schlesien ertrunken, sagte Polizeipräsident Martin Vondrasek. Zuvor waren in Österreich, Polen, Rumänien und Tschechien neun Todesfälle bekannt geworden. Deutschland bot den betroffenen Ländern technische Unterstützung an.

Bei den Toten in Österreich handelt es sich um einen 70 Jahre alten Mann und einen 80-Jährigen. Sie seien in ihren jeweiligen Häusern in Gemeinden in Niederösterreich gestorben, teilten die Behörden mit. Die beiden Männer seien im Inneren der Gebäude den Wassermassen zum Opfer gefallen. Bereits am Sonntag war ein Feuerwehrmann beim Auspumpen eines Kellers gestorben.

"Es bleibt dramatisch"

Trotz einer kurzen nächtlichen Regenpause bleibt die Hochwasser-Situation im Osten Österreichs sehr angespannt. "Es bleibt dramatisch", sagte die Landeshauptfrau Niederösterreichs Johanna Mikl-Leitner. Am Montag würden regional erneut bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet.

In Wien bedrohen die Hochwasserfluten eine StraßeBild: Christian Bruna/Getty Images

"Es besteht höchste Dammbruchgefahr", hieß es vonseiten der Behörden. Das öffentliche Leben ruhe weitgehend. Mehr als 200 Straßen in Niederösterreich seien gesperrt, 1.800 Gebäude geräumt, viele Schüler und Kinder seien zu Hause geblieben, sagte Mikl-Leitner. Rund 3.500 Haushalte seien aktuell ohne Strom. Die Höhe der Schäden sei momentan nicht abzuschätzen. "Den Hochwasser-Opfern wird auf alle Fälle geholfen", versicherte die Landeschefin. In Niederösterreich waren in den vergangenen Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen - ein Mehrfaches der üblichen Monatsmenge. Das Bundesland wurde bereits zum Katastrophengebiert erklärt

Katastrophenzustand in Polen

Die Regierung in Warschau rief den Katastrophenzustand für die Hochwassergebiete aus. Die Maßnahme gilt für 30 Tage für Teile der Woiwodschaften Niederschlesien, Schlesien und Oppeln. Nun können die Behörden leichter anordnen, dass bestimmte Orte, Gebiete oder Einrichtungen evakuiert werden müssen. Sie können auch verbieten, dass sich Bürger an bestimmten Orten aufhalten. Die polnische Regierung kündigte zugleich Soforthilfen in Höhe von mindestens einer Milliarde Zloty (230 Millionen Euro) an.

In Piszkowice in Polen wurden riesige Flächen überflutetBild: Mariusz Kula/REUTERS

Anhaltende Regenfälle haben im Südwesten Polens an der Grenze zu Tschechien zu Hochwasser geführt. In der niederschlesischen Kleinstadt Klodzko standen ganze Straßenzüge unter Wasser. Das Dorf Glucholazy in der Region Oppeln wurde von Wassermassen verwüstet. In der Kleinstadt Nysa in der Region Oppeln drang das Wasser auf der Glatzer Neiße in das örtliche Kreiskrankenhaus ein, das komplett evakuiert werden musste.

Mehrere Vermisste in Tschechien

In Tschechien werden weiter mindestens sieben Menschen vermisst. Zu ihnen zählen drei Menschen, die mit einem Auto bei Jesenik im Altvatergebirge in einen reißenden Fluss gestürzt seien. Von dem Fahrzeug fehlt jede Spur. Die anderen Personen seien in verschiedene Gewässer wie den Fluss Otava gestürzt. Zudem werde ein Mann aus einem Altersheim an der Grenze zu Polen vermisst.

Der tschechische Regierungschef Petr Fiala sprach von einem sogenannten Jahrhunderthochwasser - also ein Hochwasser, was statistisch gesehen einmal im Jahrhundert an gleicher Stelle vorkommt. Am Wochenende verwandelten sich die Straßen in Städten wie Jesenik im Altvatergebirge, Opava am gleichnamigen Fluss und Krnov an der Grenze zu Polen in reißende Fluten.

Reißende Fluten in Jesenik in der Tschechischen Republik Bild: David W Cerny/REUTERS

In Jesenik retteten die Einsatzkräfte Hunderte Menschen mit Booten und Hubschraubern. Die Bürgermeisterin der in einem Talkessel gelegenen Stadt nahe der Grenze zu Polen sagte dem Fernsehen: "Es war eine Apokalypse, überall ist Schlamm, alles ist zerstört." Der Hauptplatz im Stadtzentrum sei vorübergehend zu einer einzigen Wasserfläche geworden, auf der Autos schwammen.

Nur kleinere Überschwemmungen in Deutschland

Im Osten Deutschlands steigen die Wasserstände, obgleich sich die Lage dort bislang weniger dramatisch darstellt. Es wird erwartet, dass am Montag in Dresden an der Elbe der Richtwert der Alarmstufe 3 (6,00 Meter) erreicht wird. Die Stadt hatte am Sonntagabend bereits Alarmstufe 2 ausgerufen. Zum Vergleich: Der Normalstand der Elbe beträgt am Dresdner Pegel rund 2 Meter, beim Jahrhunderthochwasser 2002 waren es am Höhepunkt 9,40 Meter.

Vorbereitungen auf das Hochwasser in DresdenBild: Robert Michael/dpa/picture alliance

In Bayern bleibt die Hochwasserlage zwar angespannt. Schlimmer als jetzt wird es aber wohl nicht mehr, prognostizierte der Hochwassernachrichtendienst (HND) Bayern am Sonntag. Bis Dienstag werde es vor allem im Süden und Südosten des Freistaats teils ausdauernd regnen.

Habeck warnt

Nach Ansicht von Bundesklimaschutzminister Robert Habeck droht nach der Hochwasserkatastrophe in Österreich, Tschechien und Polen eine Zunahme solcher Wetterextreme. "Immer häufigere Hochwasser, Katastrophen wie im Ahrtal, dieses Jahr in Bayern – sie sind eine Folge der Klimakrise", sagte Habeck. Deutschland müsse sich auf mehr Extremwetterereignisse einstellen und dafür Vorsorge treffen.

Vizekanzler Robert HabeckBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Daher arbeite die Bundesregierung daran, den Hochwasserschutz auszubauen: "starke Deiche, Rückhaltesysteme, mehr Raum für Flüsse". Bei diesen Maßnahmen gehe es vor allem um den Schutz von Menschen, erklärte der Grünen-Politiker.

kle/haz (dpa, epd, rtr)

(Redaktionsschluss: 16.00 Uhr MESZ)

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