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Mit Regenbogen-Stutzen bei Olympia

Jonathan Crane
24. Juli 2021

Das IOC hat grünes Licht gegeben: Nike Lorenz, Kapitänin des deutschen Hockeyteams, darf in Tokio ihre Stutzen mit den Regenbogenfarben tragen. Vertreter der Athletinnen und Athleten verlangen mehr Meinungsfreiheit.

Tokyo 2020 | Deutsches Frauen Hockey Team
Nike Lorenz ging vor dem ersten Spiel in Tokio auf die Knie - mit Regenbogen-StutzenBild: Alexander Hassenstein/Getty Images

"Hinter uns Athleten stehen echte Menschen und wir haben auch politische Meinungen", sagt Nike Lorenz der DW. "Auch wenn wir Sport treiben, sollten wir die Menschen sein dürfen, die wir sind." Bei den Auftritten der deutschen Hockeyspielerinnen in Tokio ab diesem Sonntag trägt die Kapitänin - wie bei fast allen Spielen im vergangenen Jahr - die Regenbogen-Farben auf ihren Stutzen, als Symbol für sexuelle Diversität und Toleranz. "Ich habe so viele Freunde im Hockey, die homosexuell sind", sagt Lorenz. "Ich will ihnen zeigen, dass jeder Teil ihrer Persönlichkeit auf das Spielfeld gehört."

In Tokio musste die Hockeyspielerin allerdings erst einmal sicherstellen, dass sie mit ihren Stutzen nicht gegen die Regeln des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) verstößt. Am Donnerstag gab das IOC schließlich grünes Licht, nachdem der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Deutsche Hockey-Bund einen entsprechenden Antrag gestellt hatten.

"Ich bin überwältigt und aufgeregt", beschreibt Lorenz ihre Gefühlslage. "Auf der einen Seite habe ich das Gefühl, dass es eigentlich nur diese Entscheidung geben durfte. Auf der anderen Seite bin ich immer noch überrascht, dass das IOC einen Schritt auf die Athleten zugegangen ist und seine Regeln gelockert hat. Ich hätte nie erwartet, dass sie so weit gehen würden."

"Athleten Deutschland" wollen mehr

Das Bündnis "Athleten Deutschland" begrüßte die Entscheidung des IOC in Sachen Regenbogen-Stutzen als "Signal der Hoffnung und eine Chance für den Sport, der es seinen Athletinnen und Athleten ermöglichen soll, sich friedlich und im Rahmen der Menschenrechte für Anliegen stark zu machen, die ihnen am Herzen liegen". Die Organisation kritisierte in diesem Zusammenhang allerdings das zögerliche Verhalten des DOSB. In Deutschland sei es versäumt worden, "sich diesen Fragestellungen in einer über ein Jahr andauernden Debatte proaktiv und rechtzeitig zu widmen", so "Athleten Deutschland".

Vor den Spielen in Tokio hatte das IOC politische Gesten und Äußerungen auch bei Wettkämpfen in beschränktem Maße zugelassen, nicht jedoch bei der Medaillenübergabe, bei der Eröffnungs- und der Schlussfeier der Spiele sowie im Olympischen Dorf. Nach Ansicht von "Athleten Deutschland" geht die Reform nicht weit genug. "Pauschale Einschränkungen der Meinungsfreiheit, etwa auf dem Spielfeld oder auf dem Podium" seien nicht länger aufrechtzuerhalten.

Grundlage des politischen Maulkorbs bei Olympischen Spielen ist die umstrittene Regel 50.2 der Olympischen Charta. "Keine Art von Demonstration oder politischer, religiöser oder rassistischer Propaganda ist erlaubt an allen olympischen Stätten, Austragungsorten oder in anderen Bereichen", heißt es darin. 

Frieden und Harmonie zeigen

Hockey-Kapitänin Lorenz findet, dass ihre Stutzen mit dem Regenbogenband kein Widerspruch zu dieser Regel sind - ganz im Gegenteil. "Im Olympischen Dorf geht es doch darum, Frieden und Harmonie zu zeigen und dass Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven zusammenkommen", sagt Nike Lorenz der DW. "Was mir mit dem Regenbogenband vorschwebte, passt doch einfach perfekt zu dem, was den olympischen Gedanken ausmacht."

Adaption: Stefan Nestler

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