Hoffen auf Neustart in Limburg
23. Oktober 2013In der Diözese Limburg sei es zu einer Situation gekommen, in der der Bischof seinen Dienst "zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben kann", heißt es in einer Mitteilung des Vatikans. Der Heilige Vater sei über die Lage in Limburg "zu jedem Zeitpunkt umfassend und objektiv informiert worden".
Derzeit nimmt eine von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Kommission die Kosten der neuen Limburger Bischofsresidenz unter die Lupe. Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst steht in der Kritik, weil die Baukosten auf mindestens 31 Millionen stiegen - entgegen der veranschlagten 2,5 Millionen. Nun will der Papst zunächst die Prüfergebnisse abwarten. Bis dahin gewährt er Tebartz-van Elst "eine Zeit außerhalb der Diözese." Vorrübergehend soll der designierte Limburger Generalvikar und Wiesbadener Stadtdekan Wolfgang Rösch (54) die Bistumsleitung übernehmen.
Wegen seiner Amtsführung und seines Finanzgebarens steht Bischof Tebartz-van Elst seit Wochen in der Kritik. Ihm droht ein Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Erklärung um einen Erste-Klasse-Flug nach Indien. Auch prüft die Staatsanwaltschaft Limburg, ob sie nach mehreren Anzeigen ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen den Oberhirten einleiten wird.
Bischofskonferenz hofft auf Dialog
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) sieht durch die Entscheidung des Heiligen Stuhls "einen Raum eröffnet, um in dieser Situation zur inneren Ruhe zurückzufinden und eine neue Gesprächsbasis zu schaffen." Der amtierende DBK-Vorsitzende, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, dankte außerdem auf der Homepage der Bischofskonferenz "allen Beteiligten, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten und auch weiterhin um eine Perspektive für die Zukunft bemühen und den Dialog suchen."
Die Katholischen Laien begrüßten die Nachricht. Für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sagte ihr Präsident Alois Glück, die Entscheidung des Vatikan schaffe "den notwendigen Raum zu einer vollständigen und konsequenten Klärung". Das Vorgehen von Papst Franziskus sei "von dem Wunsch geprägt, "gegenüber allen Beteiligten, dem Bischof, den Gremien und allen Katholiken in der Diözese Limburg Fairness walten zu lassen", so Glück im Gespräch mit der Deutschen Welle. Glück hatte dem Limburger Bischof zuvor den Rückzug nahegelegt.
Zeichen der Barmherzigkeit
Christian Weisner von der katholischen Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" wertete die Entscheidung Roms als ein "Zeichen der Barmherzigkeit", das hoffentlich auch zum Frieden im Bistum Limburg beitragen werde. "Nach dem immensen Vertrauensverlust aber, der nicht nur das Bistum Limburg, sondern die ganze katholische Kirche erfasst hat, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass der Bischof Tebartz-van Elst wieder einmal Bischof in Limburg sein wird oder auch sonst irgendwo in der Welt", so Weisner im DW-Interview.
Der Vatikan wolle Zeit gewinnen, vermutet der Aachener Theologieprofessor Ulrich Lüke. "Vermutlich will man die Substanz der Vorwürfe genau überprüfen, um dann adäquat darauf zu antworten", so Lüke gegenüber der Deutschen Welle, "Es wäre ja sehr ungut, wenn man den Bischof jetzt in die Wüste schickt und dann aus dem Prüfbericht nichts Substantiierbares hervorgeht." Sollten sich die Vorwürfe aber bestätigen, sei eine Rückstufung zum Weihbischof denkbar. Tebartz-van Elst wäre dann ein "Hirte ohne Herde".