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1899 Hoffenheim - aus der Kreisklasse an die Spitze der Bundesliga

Tobias Oelmaier27. Oktober 2008

Vor anderthalb Jahren spielte 1899 Hoffenheim noch in der dritten Liga. Jetzt wird der Dorfclub aus Baden zum Kreis der Meisterschaftskandidaten gezählt.

Bild: AP

Beschaulich geht es zu in Hoffenheim. 3000 Einwohner, Fachwerkhäuser, Heimatmuseum, Ruhe. Sucht man eine Unterkunft, findet man im Internet genau ein Gästehaus.

Hoffenheim - das BundesligadorfBild: picture alliance/dpa

Will man Essen gehen, bietet die Vereinsgaststätte die einzige Möglichkeit. Nur die nahe Autobahn erinnert mit ihrem gleichmäßigen Rauschen an die große weite Welt. Kaum zu glauben, dass hier ein Bundesligist zu Hause ist. Ein überaus erfolgreicher sogar.

Zu verdanken hat Hoffenheim den Aufstieg dem berühmtesten Sohn der Gemeinde.

Chinedu Obasi bei seiner Lieblingsbeschäftigung: Tore schießenBild: AP

Dietmar Hopp, Gründer der Softwarefirma SAP und Multimillionär, hat hier selbst die Fußballschuhe geschnürt. Und er erinnert sich gerne. An schöne Tore, und vor allem an die Belohnung. “Ich hab nämlich eine große Hausmacherwurst bekommen für ein Tor.”

Hopp ist inzwischen Ende 60. Als er Anfang der 90er-Jahre seinen Heimatclub besuchte, konnte er nicht fassen, was aus seiner TSG inzwischen geworden war. Kreisklasse. Das musste doch zu ändern sein...

Die Stunde Null

Also fängt er an, seinen alten Verein zu unterstützen. Mit Geld und mit Konzepten. Schließlich weiß Hopp ja, wie sich Erfolg anfühlt. Und sein Engagement beginnt bald zu fruchten. Intensive Jugendförderung, Trainerausbildung, Stadionbau. In 17 Jahren sieben Aufstiege.

Mit ganzem Herzen dabei: Trainer RangnickBild: AP

Er verpflichtet mit Ralf Rangnick einen der besten Trainer der Branche. Viel Überzeugungskraft ist nötig, einen Mann, der eben noch mit Schalke um die Meisterschaft spielte, in die badische Provinz zu locken.


Wie immer, wenn man Erfolg hat, lassen die Neider nicht auf sich warten. Bei fast allen Auswärtsspielen werden die Hoffenheimer verhöhnt. Nur an Hopps Geldbeutel soll der Erfolg hängen. Ständig der Vergleich mit dem FC Chelsea. Doch Hopp wiegelt ab: “Erstens ist der Geldbeutel vom Abramovic größer als meiner, und zweitens die Philosophie ist eine ganz andere: ich hab keinen Verein gekauft, sondern hab investiert in die Jugend des Vereins, hab auch investiert in die in die erste Mannschaft, die die Vorbilder für die Jugend sein sollen. Und das macht Abramovic nicht. Der hat sich oben eingekauft, und der spielt eine andere Liga. Aber das wäre auch nicht mein Stil, selbst wenn ich das Geld hätte.”

Top-Personal für ein Top-Team

Visionär, nicht Sponsor: Dietmar HoppBild: picture alliance/dpa

Statt dessen setzt Hopp auf Strategien. Jede Position ist mit absoluten Profis besetzt. Hans-Dieter Hermann, der Psychologe der Nationalmannschaft. Und Bernhard Peters, Weltmeistertrainer der deutschen Hockey-Herren, koordiniert die Jugendarbeit.

Dass es so schnell gehen würde mit dem Erfolg, hätten selbst die größten Optimisten nicht gedacht. Und so hat Trainer Rangnick jetzt alle Hände voll zu tun, sein Team vor dem Abheben zu bewahren: “Die Mannschaft, die soll überhaupt gar keine Tabelle anschauen. Egal, wo wir jetzt stehen. Sondern die soll sich damit beschäftigen, wie sie möglichst erfolgreich gegen den nächsten Gegner spielt.”

Sportlich erfolgreich – wirtschaftlich unabhängig

Nach den Saisonzielen braucht man Rangnick da gar nicht zu fragen. Die ergeben sich von selbst, wenn man weiter gewinnt. Neben dem sportlichen Erfolg gibt es noch etwas, was Rangnicks Chef Dietmar Hopp auf dem Herzen liegt: Sein Ziel: Die TSG Hoffenheim soll ein Wirtschaftsunternehmen werden, das sich selbst trägt. Wie hoch die Investition bis zu diesem Zeitpunkt sein wird und sein muss, das weiß er heute nicht. “Aber uferlos kann es nicht sein, muss es auch nicht sein.”


Immerhin – ab der kommenden Saison muss 1899 Hoffenheim nicht mehr auf das Stadion in Mannheim ausweichen. Denn bis dahin soll eine eigenen Arena fertig sein. Für 30.000 Zuschauer - auf der anderen Seite der Autobahn.

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