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Deutsche Solarbranche steckt weiter in der Krise

Insa Wrede27. März 2014

In der krisengebeutelten deutschen Solarbranche herrscht wieder Optimismus. Deutsche Unternehmen - einst ganz vorne - wollen vom erwarteten Wachstum profitieren. Die Voraussetzungen dafür sind aber nicht die besten.

Proteste gegen Kürzungen der Solarförderung
Bild: picture-alliance/ZB

Während die Sonne stets gleichmäßig vom Himmel strahlte, haben die Unternehmen, die mit ihr Geschäfte gemacht haben, heftige Turbulenzen durchlebt. Vor allem die deutsche Solarindustrie wurde in den vergangenen Monaten nur noch von wenigen Sonnenstrahlen gewärmt. Die einstigen Weltmarktführer strauchelten und Pleite folgte auf Pleite. Das zeigte sich auch auf dem Arbeitsmarkt: Seit Anfang 2012 sind die Hälfte der rund 10.200 Stellen in der Solarindustrie weggefallen, gab das statistische Bundesamt jüngst bekannt. Und auch der Gesamtumsatz der deutschen Solaranalgenhersteller, der 2012 bei knapp 2 Milliarden Euro lag, halbierte sich 2013.

Jetzt sollen allerdings wieder gute Zeiten anbrechen, meint Carsten Körnig vom Bundesverband der Solarwirtschaft. "Weltweit setzen auch andere Länder auf eine Energiewende." Sehr erfreulich sieht er die Entwicklung in Asien. "In China und in Japan hat sich im letzten Jahr der Solarstrommarkt mehr als verdoppelt. Und auch in den USA sehen wir sehr erfreuliche Zuwächse." Nachdem 2013 ungefähr 36 Gigawatt weltweit installiert wurden, rechnen Experten des amerikanischen Marktforschungsinstituts NPD Solarbuzz damit, dass in diesem Jahr rund 49 Gigawatt installiert werden könnten.

Solarpionier Conergy musste im July 2013 Insolvenz anmeldenBild: Conergy

Überleben durch Größe

Nur - wird davon auch die deutsche Solarbranche profitieren? Ein kurzer Rückblick: Wenn es darum ging, Sonnenstrahlen zu vergolden, konnte lange keiner den deutschen Unternehmen das Wasser reichen. Im Rahmen der Energiewende förderte die deutsche Regierung Solaranlagen und verschaffte der deutschen Solarbranche satte Umsätze. Allerdings haben schnell auch internationale Unternehmen ihre Chance gewittert. Und da die deutsche Förderung an jeden ging, der Solarmodule aufs Dach schraubte, egal woher die Module kamen, sind vor allem in China ebenfalls Solarfirmen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Sie wurden schnell zum ernsten Konkurrenten, da der chinesische Staat sie noch zusätzlich stützte.

Die entsprechenden Folgen: Es wurde viel zu viel produziert und die Preise fielen in den Keller. Viele deutsche Solarfirmen konnten nun ihre Kosten nicht mehr decken. Eine von ihnen ist die Bonner Solarworld. Ihr Gründer, Frank Asbeck, hat jedoch nicht die Segel gestrichen, sondern im vergangenen Sommer seine Firma einer harten Restrukturierung unterzogen. Im März dieses Jahres gab Solarword bekannt, die Solarsparte von Bosch zu kaufen. Damit will das Unternehmen zum größten Solarhersteller außerhalb Chinas aufsteigen.

Frank Asbeck will seine Firma durch Expansion am Markt haltenBild: picture-alliance/dpa

André Schmidt von der Universität Witten Herdecke ist allerdings skeptisch, ob das für ein Comeback reicht. Trotz wachsender Nachfrage nach Modulen hätten die deutschen Unternehmen hohe Kostennachteile. Solarworld würde versuchen, durch Größenvorteile Kosten zu verringern, meint Schmidt, "ob die Rechnung aufgeht, vermag aber niemand zu sagen", sagt Schmidt im Gespräch mit der Deutschen Welle. Zwar verhindern Strafzölle seit Dezember letzten Jahres, dass der europäische Markt mit Produkten aus China zu Dumpingpreisen hiesige Firmen in Bedrängnis bringen. Und auch die USA haben ihren Markt gegen Billigprodukte abgeriegelt. Aber die Absatzmärkte für Solarmodule lägen nicht in Europa, sondern eher in Amerika und Asien, so Schmidt. "Trotzdem scheint die Strategie, Größenvorteile zu realisieren, die einzige zu sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben."

F&E verschlafen

Während in anderen Branchen viele deutsche Unternehmen sich gegen Konkurrenz aus Asien behaupten, in dem sie technisch die Nase vorn behalten, nützt das bei Solarmodulen wenig. In der Massennachfrage entscheide hauptsächlich der Preis darüber, wer am Markt erfolgreich sei, so Schmidt. Denn Solarmodulen seien technisch nicht sehr anspruchsvoll. Dazu kommt, dass die hiesigen Unternehmen sich in den letzten acht Jahren wohl zu sehr auf den vermeidlich sicheren deutschen Markt verlassen haben, der ja kräftig subventioniert wurde. Forschung und Entwicklung hätten sie vernachlässigt, kritisiert Schmidt.

Produktivitätszuwächse in der deutschen Solarmodulproduktion sind bescheidenBild: picture-alliance/dpa

Die deutschen Solarmodulhersteller hätten nicht mehr als 2,5 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert. Im Vergleich dazu liegt der weltweite Durchschnitt zwischen 5 und 7 Prozent. Dementsprechend hätte man in keinem anderen Land so geringe Zuwächse in der Produktivität gehabt wie in Deutschland. "Vor allem US-amerikanische Firmen waren in der Entwicklung neuerer effizienterer Technologien mit einem höheren Wirkungsgrad wesentlich erfolgreicher als die deutsche Solarindustrie. "Die asiatischen Konkurrenten seien 30 Prozent günstiger, die Amerikaner 20 Prozent."

Nicht die ganze deutsche Solarbranche darbt

Die Hersteller von Solarmodulen werden somit auch in Zukunft zu kämpfen haben. Besser sieht es in anderen Bereichen der deutschen Solarindustrie aus. "Der Vorteil durch die jahrelangen Erfahrungen vieler deutscher Unternehmen reicht weit über die Solar- und Modulproduktion hinaus." Diesen Vorteil konnten sie auch halten, sagt Carsten Körnig gegenüber der DW.

Die Hersteller von Solarmodulen werden somit auch in Zukunft zu kämpfen haben. Besser sieht es in anderen Bereichen der deutschen Solarindustrie aus. "Der Vorteil durch die jahrelange Erfahrungen vieler deutscher Unternehmen reicht weit über die Solar- und Modulproduktion hinaus", meint Carsten Körnig vom Verband für Solarwirtschaft. Diesen Vorteil hätten sie auch halten können. Insbesondere der Maschinen- und Anlagenbau sei ja schon immer sehr stark gewesen. "Da deuten sich neue Investitionswellen an, um die Solarfabriken im Ausland auszustatten. Das reicht bis zur Systemtechnik." In Zeiten der Energiewende 2.0 ginge es nicht mehr nur darum möglichst viele Terrawattstunden zu produzieren, sondern auch diese Energie zu jedem Zeitpunkt kosteneffizient und bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen, so Körnig. "Da ist Deutschland weiter als andere Länder." Auch Schmidt betont, in der Zuliefererindustrie bzw. bei Nebenaggregaten, gebe es einige kleinere Firmen, die auf den Weltmärkten immer noch sehr erfolgreich agieren. Beispielsweise Unternehmen, die Wechslertechnik herstellen. "Da haben die Deutschen noch einen entsprechenden Vorteil."

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