1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Konferenz in Montreal

Cui Mu25. September 2013

Wie kann die Luftfahrt in den Klimaschutz einbezogen werden? Ein Vorstoß der EU für einen Emissionshandel scheiterte am Widerstand von Russland, China und den USA. Jetzt soll ein internationales Abkommen her.

Passagierflugzeug am blauen Himmel (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Eigentlich sollten ab 2012 Airlines für Flüge von und nach Europa für ihre Abgase bezahlen. Die EU-Kommission hoffte, durch ein Emissionshandelssystem den rasch steigenden CO2-Ausstoß zu verringern. Doch der Vorstoß Europas erntete heftige Proteste aus der ganzen Welt. Daraufhin setzte die EU-Kommission den Emissionshandel für ausländische Fluggesellschaften aus - allerdings nur bis zur Konferenz der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO).

Nun ist es soweit. Bis zum 04.10.2013 tagen die Mitgliedstaaten der UN-Tochterorganisation im kanadischen Montreal. Hauptthema: der Klimaschutz- und Emissionsstandard für die Luftfahrtindustrie, der von Anfang an von der Europäischen Union vorangetrieben wurde. Obwohl das Kyoto-Protokoll schon 1997 vorsah, für den Luftverkehr ein globales Klimaschutzziel zu setzen, fehlt 16 Jahre später immer noch ein internationales Abkommen. Falls die Delegationen aus knapp 200 Ländern in Montreal keine Fortschritte machen, will die EU ihr Emissionshandelssystem für ausländische Fluggesellschaften womöglich einseitig reaktivieren - trotz aller Widerstände.

CO2 Zertifikate

01:50

This browser does not support the video element.

Wer fliegen will, soll für sein CO2 bezahlen

"Der Flugverkehr ist der am schnellsten wachsende Sektor von allen Industriesektoren. Bei Treibhausgas-Emissionen ist das Problem geradezu explodiert", sagt Christoph Bals, Geschäftsführer der Klimaschutzorganisation Germanwatch. Er erklärt im Gespräch mit der DW, der Luftverkehr verursache im Moment schon etwa fünf bis acht Prozent aller klimaschädlichen Abgase in der Welt. Deswegen sei es dringend notwendig, die Emissionen zu verringern.

Die EU hatte ursprünglich geplant, die gesamte Luftfahrtindustrie in ihr Emissionshandelssystem einbeziehen. Die Verbindung zwischen Klimaschutz und Marktwirtschaft soll Fluggesellschaften dazu bringen, ihre Emissionen zu reduzieren. Ansonsten müssen sie in einem Handelssystem CO2-Zertifikate von anderen Unternehmen zukaufen. Zurzeit schwankt der Preis pro Tonne CO2-Ausstoß zwischen 5 und 15 Euro. Ein modernes Großraumflugzeug emittiert über 600 Tonnen CO2, wenn es von Frankfurt nach Los Angeles fliegt.

Bild: ISNA

Darf Europa schon in Peking kassieren?

Nach dem Willen der EU sollten auch ausländische Fluggesellschaften für ihre Flüge von und nach Europa CO2-Zertifikate erwerben. Doch das löste im vergangenen Jahr einen heftigen Streit zwischen der EU und dem Rest der Welt aus: Die USA, China, Indien und Russland bezweifelten, ob EU-Recht außerhalb der EU-Grenzen noch gelten darf. Der Vizechef des chinesischen Luftverkehrsverbandes (CATA), Chai Haibo, sagte damals zur DW: "Ein Flug von Peking nach Frankfurt, da wollen die Europäer schon ab Peking kassieren, obwohl die Strecke zuerst über chinesisches, mongolisches und russisches Territorium verläuft. Über dem EU-Territorium gilt natürlich EU-Recht, aber nicht in der Wohnung des Nachbarn."

Für den innereuropäischen Luftverkehr müssen sich Fluggesellschaften weiterhin Abgas-Zertifikate besorgen. Das könnte ein Wettbewerbsnachteil für europäische Drehkreuze und Fluggesellschaften sein, meint Thomas Kropp von der Lufthansa gegenüber der DW. "Ein Flug von Hamburg nach New York würde mit einem amerikanischen Airline-Unternehmen nichts kosten. Aber ein Flug von Hamburg über das Drehkreuz Amsterdam nach New York, da kostet die erste innereuropäische Strecke." Deswegen hoffe die Lufthansa auf ein weltweites System für den Emissionshandel, "weil regionale Lösungen immer schlecht sind. Wir dürfen keine Wettbewerbsnachteile haben."

Pakt womöglich erst 2016

Optimistischer ist Isaac Valero Ladron, Pressesprecher der EU-Kommission. Er meint gegenüber der DW, wenn ein internationales Abkommen herauskäme, dann seien 30 Prozent der Luftfahrtemissionen im Griff. "Ich sehe keinen Grund für Länder und Airlines, dagegen zu wirken."

Doch Umweltorganisationen sehen das viel vorsichtiger. Christoph Bals von Germanwatch geht davon aus, dass in Montreal kein Abkommen vereinbart wird, höchstens ein Beschluss - und nur, wenn alle Delegationen sich einigen können. Ein echter Klimapakt für globalen Luftverkehr werde nicht vor 2016 kommen, meint Bals. Ob dann der CO2-Ausstoß der Luftfahrtindustrie verringert wird, "darauf kann ich erst nach 2016 antworten".

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen