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Hoffnungsträger mRNA-Impfung gegen Krebs

Gudrun Heise
2. Februar 2024

Eine therapeutische mRNA-Impfung kann dem Immunsystem helfen, einen Tumor zu erkennen und ihn zu eliminieren. Forschende setzen große Hoffnung in diese vielversprechende Methode.

DW-Dokumentation " mRNA - Hype oder Hoffnung"
mRNA-Impfstoffe bieten neue Heilungschancen bei KrebsBild: New Docs

Zwei wirksame Impfungen gegen Krebs gibt es bereits: Wir können uns zwar nicht direkt gegen Krebszellen impfen lassen, aber gegen Infektionen, die zur Entstehung von bestimmten Krebsarten führen können. Das ist beim gefährlichen Gebärmutterhalskrebs der Fall. Ursache dafür sind Humane Papillomaviren (HPV), und dagegen kann man sich impfen lassen. Diese Impfung kann als Erfolgsgeschichte gelten.

Die präventive Impfung gibt es seit den frühen 2000er Jahren. Sie schützt Menschen vor einer Infektion mit Hochrisikotypen der Papillomaviren . Die Infektion selber verursacht noch keinen Krebs, kann aber dazu führen, wenn sich das Virus dauerhaft in den Schleimhautzellen einnistet und dort Vorstufen von Krebs auslöst.

Eine weitere präventive Impfung ist die gegen Hepatitis B-Viren und damit gegen Lebertumore, die bei einer chronischen Hepatitis B entstehen können. Nach Angaben des Krebsinformationsdienstes gehen etwa vier Prozent aller Krebserkrankungen in den Industrienationen auf Infektionen mit Viren oder Bakterien zurück. In den Entwicklungsländern ist der Anteil höher.

Humane Papillomaviren können Gebärmutterhalskrebs auslösenBild: Gladden W. Willis/picture-alliance

Therapeutische Impfungen

Außer diesen beiden empfohlenen präventiven Impfungen gibt es therapeutische Impfungen, an denen intensiv geforscht wird. Mit einer therapeutischen Impfung wird eine bereits bestehende Krebserkrankung behandelt. Dabei können unter anderem mRNA-Impfstoffe das Immunsystem im Kampf gegen Tumorzellen trainieren und ihm beibringen, Krebszellen zu erkennen, sie individuell und schnell zu beseitigen. Und das mit nur geringen Nebenwirkungen. Dazu müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.

"mRNA-Impfungen sind nach heutigem Wissensstand besonders dann eine Möglichkeit, wenn das Tumorgewebe beispielsweise durch eine Operation bereits weitgehend aus dem Körper entfernt wurde. Dann hat man mit der mRNA-Impfung in Kombination mit weiteren Wirkstoffen eine bessere Chance, die Krebszellen, die vielleicht noch im Körper verblieben sind und die zu einem Rückfall führen könnten, zu eliminieren", sagt Susanne Weg-Remers vom Deutschen Krebsinformationsdienst.

Im besten Fall könnten also noch mehr Patientinnen und Patienten durch eine mRNA-Impfung ihre Heilungschancen verbessern. Mediziner können die Therapie individuell auf die Merkmale des Tumors zuschneiden. Der mRNA-Impfstoff gegen Krebs basiert auf der gleichen Technologie wie die mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus SARS-CoV-2.

Die Rolle der Tumorantigene

Die Krebszellen können erkannt werden, weil sie auf ihrer Oberfläche im Idealfall typische Merkmale haben, die auf gesunden Zellen entweder gar nicht oder nicht so häufig vorkommen. Diese sogenannten Tumorantigene nutzen Mediziner bei der Entwicklung von Impfungen gegen die Krebszellen.

Die Patientin oder der Patient erhält einen Impfstoff, der eine Immunantwort gegen die Tumorantigene auslöst. So soll das Immunsystem lernen, sich gegen Zellen mit diesen Antigenen zu wehren. Mit der therapeutischen mRNA-Impfung haben Forschende etwa beim malignen Melanom in frühen klinischen Studien bereits erste Erfolge verzeichnen können.

"Für 2024 ist eine internationale klinische Studie zur mRNA-Therapie des malignen Melanoms, also den schwarzen Hautkrebs, mit tausend Patientinnen und Patienten geplant. Die ist dann Basis für eine Zulassung", sagt Weg-Remers. Weitere Krebsarten, die im Fokus der Forschung stehen, sind beispielsweise Darmkrebs und Lungenkrebs. Diese beiden gehören zu den häufigsten Krebsformen."

Schwarzer Hautkrebs und die Gefahr von Metastasen

06:13

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Eine große Herausforderung ist vor allem die große Bandbreite an Tumoren. "Es gibt über 200 Krebsarten und weitere Subtypen, sie sich in ihren molekularen Eigenschaften unterscheiden. Da jetzt das 'magic bullet' zu finden, das all diese unterschiedlichen Krebsarten über eine Impfung verhindern oder therapieren kann, ist sehr schwierig", gibt Weg-Remers zu bedenken.

Eine Impfung ist keine Wunderwaffe

Nach Angaben des Krebsinformationsdienstes erkranken allein ins Deutschland jedes Jahr fast eine halbe Million Menschen an Krebs. Im Jahr 2021 starben fast 230.000 Menschen an der Erkrankung. Hinter den Statistiken und hinter jeder Zahl stecken Menschen mit ihrem persönlichen Schicksal und all den Ängsten, die das Schreckgespenst "Krebs" auslöst.

Trotz aller bisherigen Erfolge weisen Forschende immer wieder daraufhin, dass die Impfstoff-Entwicklung noch am Anfang stehe. Erste Ergebnisse zeigen, dass eine Impfung gegen Krebs wirksam sein kann, aber es fehlen noch viele große klinische Studien, in denen die neuen Ansätze mit den Standardtherapien verglichen werden.

Darüber hinaus sind die Erkrankungssituationen sehr unterschiedlich: Wurde bei einer Patientin oder einem Patienten beispielsweise ein Tumor entfernt und sollen vereinzelte, noch im Körper verbliebene Tumorzellen bekämpft werden, ist dies eine ganz andere Therapievoraussetzung als wenn sich bereits Metastasen gebildet haben. "Ich gehe davon aus, dass die Krebstherapie weiterhin eine Therapie sein wird, bei der man unterschiedliche Methoden miteinander kombinieren wird, um gute Ergebnisse zu erreichen", ist Weg-Remers überzeugt.

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