Hohe US-"Strafzölle" auf Auto-Importe: "Ein fatales Signal"
27. März 2025
Von einem "fatalen Signal für den freien und regelbasierten Handel" spricht der Verband der Deutschen Autoindustrie (VDA). Verbandspräsidentin Hildegard Müller warnte vor immensen globalen wirtschaftlichen Folgen der geplanten höheren Zölle auf in die USA exportierte Fahrzeuge.
US-Präsident Donald Trump hatte am Mittwoch 25 Prozent höhere Zölle auf Autoimporte angekündigt. Die Abgaben gelten für alle in die Vereinigten Staaten exportierten Autos - von Kleinwagen über Limousinen und SUV bis zu leichten Nutzfahrzeugen. Der Importzoll wird auch bei Autoteilen fällig.
"Ab dem 3. April wird kassiert"
Die hohen Zölle sollen am 3. April in Kraft treten, wie es aus dem Weißen Haus hieß. Trump hatte zuvor vom 2. April gesprochen, aber auch gesagt, dass die USA erst ab dem 3. April "kassieren" würden. Der hohe Sonderaufschlag wird zusätzlich zu den bereits bestehenden Zöllen erhoben.
USA für deutsche Autobauer wichtigster Absatzmarkt
Die Automobilbranche in Deutschland dürfte durch den Schritt der Amerikaner erheblich belastet werden, die USA sind ihr wichtigster Absatzmarkt. Kein anderes Land nahm 2024 so viele neue Pkw aus Deutschland ab, wie Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen. Fast jeder dritte Porsche und jeder sechste BMW wurden 2024 in Nordamerika verkauft. Bei Volkswagen, Audi und Mercedes-Benz lag der Anteil jeweils bei zwölf bis 15 Prozent.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller wies darauf hin, die geplanten "Strafzölle" stellten eine erhebliche Belastung sowohl für die Unternehmen als auch die eng verwobenen globalen Lieferketten der Automobilindustrie dar. Zusätzliche Zölle hätten erhebliche negative Auswirkungen auf die Exporte aus der Europäischen Union in die USA, träfen aber auch die US-Wirtschaft.
Bilaterales Abkommen mit den USA?
Müller forderte umgehende Verhandlungen zwischen den USA und der EU über ein bilaterales Abkommen. Die Verbandspräsidentin merkte zugleich an, dass deutsche Automobilhersteller bereits in großem Umfang Autos in den USA bauten, um Zölle zu vermeiden. 2024 haben die deutschen Hersteller laut VDA dort mehr als 844.000 Fahrzeuge produziert, wovon rund die Hälfte in alle Welt exportiert wurde.
Weltweit löste die Ankündigung des US-Präsidenten Kritik aus. Es wächst die Sorge vor schweren internationalen Handelskonflikten.
Europäische Union
Die für Handelspolitik zuständige EU-Kommission kündigte entschiedene Reaktionen an. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte, Zölle seien "schlecht" für Unternehmen und "noch schlechter" für Verbraucher. Und zwar in den USA und in der EU, schrieb von der Leyen am Mittwochabend auf der Onlineplattform X. Die Europäische Union werde weiterhin nach einer Lösung auf dem Verhandlungsweg suchen. Von der Leyen betonte zugleich, die EU werde "ihre wirtschaftlichen Interessen" verteidigen.
Trump hatte sich bei seiner Zoll-Ankündigung explizit über das "Verhalten der EU" beschwert. "Einer der Gründe, warum ich Zölle einführe, ist der, dass wir Millionen ihrer Autos nehmen - BMW, Volkswagen, Mercedes Benz", sagte der 78-Jährige. Gleichzeitig sei es wegen weiterer Handelshemmnisse "fast unmöglich", US-Autos in die EU zu importieren.
Fakt ist: Während die USA auf Autos aus der EU nur 2,5 Prozent Zoll erheben, verlangt die EU zehn Prozent auf US-Autoimporte. Allerdings sind die US-Zölle auf Pickups und leichte Nutzfahrzeuge mit 25 Prozent deutlich höher. Trump stört sich auch an weiteren Vorschriften der EU wie strengen Emissions- und Sicherheitsstandards.
Kanada
Der neue kanadische Premierminister Mark Carney sprach von einem "direkten Angriff" gegen kanadische Arbeiter. "Wir werden unsere Arbeiter verteidigen. Wir werden unsere Unternehmen verteidigen. Wir werden unser Land verteidigen", betonte Carney.
Kanada erwäge durchaus Vergeltungsmaßnahmen gegen das südliche Nachbarland, so der Regierungschef weiter.
Südkorea
Die Autobauer in Südkorea stehen nach den Worten von Industrieminister Ahn Dukgeun vor erheblichen Schwierigkeiten. Die Regierung in Seoul werde bis April einen Notfallplan ausarbeiten, sagte er. Es werde auch Kontakt mit der US-Regierung aufgenommen, um die negativen Auswirkungen auf die heimische Autobranche zu minimieren.
Japan
Der japanische Regierungschef Shigeru Ishiba kündigte "angemessene" Schritte als Reaktion auf die Zusatzzölle an. "Wir müssen abwägen, was das Beste für Japans Interessen ist. Natürlich werden wir alle Optionen in Betracht ziehen", sagte Ishiba im Parlament in Tokio.
Nach Angaben des Finanzministeriums in Japan machten Automobile im vergangenen Jahr 28,3 Prozent der japanischen Gesamtexporte in die USA aus. Das ist der höchste Anteil unter allen Waren.
China
Die chinesische Führung in Peking erklärte, die geplanten US-Zölle verstießen gegen die Regeln der Welthandelsorganisation WTO. Die Maßnahme werde den USA nicht helfen, ihre eigenen Probleme zu lösen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums vor Journalisten. Kein Land könne durch die Einführung zusätzlicher Zölle Wohlstand erreichen.
Brasilien
Brasilien will nach den Worten seines Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva als Reaktion auf die Zölle "nicht stillhalten". "Wir werden den Ansatz wählen, der aus unserer Sicht gut für Brasilien sein wird", sagte er.
Trump droht anschließend nochmals der EU und Kanada
Nach seiner Ankündigung von Strafzöllen auf Auto-Importe drohte der US-Präsident der EU und Kanada mit weiteren Aufschlägen, sollten sie zum "wirtschaftlichen Schaden" der USA zusammenarbeiten. "Wenn die Europäische Union mit Kanada zusammenarbeitet, um den USA wirtschaftlichen Schaden zuzufügen, werden beide mit hohen Zöllen, weit höher als bisher geplant, belegt, um den besten Freund zu schützen, den beide Länder je hatten!", schreibt Trump an diesem Donnerstag in seinem Onlinenetzwerk Truth Social.
se/fab (dpa, rtr, afp, ap)
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