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Hoher Besuch aus dem Vatikan in Serbien und Montenegro

20. Februar 2003

– Trotz Gesprächen mit dem serbischen Patriarchen bewertet die orthodoxe Kirche den Besuch als staatspolitisches Ereignis

Belgrad, 20.2.2003, GLAS JAVNOSTI, serb.

Der Besuch des vatikanischen Außenministers, Erzbischof Jean-Louis Tauran, ist ein staatspolitisches Ereignis. Denn der Außenminister des Vatikans ist in Serbien und Montenegro auf Einladung des Außenministers Goran Svilanovic eingetroffen. Die Begegnung mit dem Oberhaupt der Serbisch-Orthodoxen Kirche (SPC) sei lediglich eine Höflichkeitsgeste, bestätigte das Belgrader Patriarchat gegenüber "Glas Javnosti". Der mehrtägige Besuch des hohen Gastes aus dem Vatikan hat erneut die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit im Lande geweckt. Kann es zu einer Annäherung zwischen der Serbisch-Orthodoxen Kirche und dem Vatikan kommen?

Der Metropolit von Montenegro und der Küstenregion, Dr. Amfilohije (Radovic), der auch Mitglied des SPC-Synods ist, hat unserem Blatt gegenüber erklärt, bei dem Gespräch der Delegation des Heiligen Bischofssynods und des Vatikans sei gestern (19.2.) insbesondere darüber gesprochen worden, dass der Dialog und die Kooperation zwischen beiden Kirchen unerlässlich sei. Ferner sei die Betreuung des Nachwuchses sowie das Problem der Rückgabe der enteigneten Kirchengüter erörtert worden. "Es ist möglich, dass der Dialog zwischen den beiden Kirchen darüber verstärkt wird, welche Dinge unsere beiden Kirchen verbinden und welche sie trennen. Allerdings im Hinblick darauf, was unsere Bevölkerung interessiert, und zwar ob der Papst Serbien besuchen wird, hat der Synod seinen Standpunkt beibehalten – wir vertreten weiterhin die Ansicht, dass der Augenblick für einen Besuch des Heiligen Vaters nicht geeignet ist", sagte ein weiteres Synod-Mitglied. Zur Erinnerung: kürzlich erklärte ein Synod-Mitglied gegenüber unserem Blatt, dass die Beziehungen der beiden christlichen Kirchen insbesondere durch den Zweiten Weltkrieg belastet seien, allerdings auch wegen der Rolle, die der Heilige Stuhl beim Zerfall des ehemaligen Jugoslawien und bei der Einführung der Sanktionen gegen unser Land spielte.

Seine Heiligkeit der serbische Patriarch Pavle hat gestern zu einem getrennten Gespräch auch eine dreiköpfige Delegation des Moskauer Patriarchats der Russisch-Orthodoxen Kirche empfangen. Die Delegation bildeten Erzbischof Kliment von Kaluga und Borowki, der stellvertretende Leiter der Abteilung für auswärtige Kirchenbeziehungen, Erzpriester Nikolaj Balaschow, der Leiter der Abteilung für die Beziehungen zwischen den orthodoxen Kirchen und Erzpriester Wassili Petrow, Mitarbeiter dieser Abteilung. Die Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche und des Vatikans haben sich in Belgrad nicht getroffen, auch wenn sie am gleichen Tag beim serbischen Patriarchen weilten. Die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen der Russisch-Orthodoxen Kirche und dem Heiligen Stuhl haben sich im Februar vergangenen Jahres verschlechtert. Dies geschah, nachdem der Vatikan beschlossen hatte, Russland in katholische Bistümer aufzuteilen. (md)