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Methanausstoß beängstigend hoch

Brigitte Osterath
12. Dezember 2016

Seit zwei Jahren steigen die Methan-Emissionen rasant: zwanzig mal schneller als noch vor einem Jahrzehnt. Woher die Rekordausstöße kommen, wissen die Forscher nicht sicher - aber sie haben eine Vermutung.

Kuh
Bild: picture-alliance/dpa/F. Hörhager

Seit dem Jahr 2007 steigt die Methankonzentration in der Atmosphäre rasant. Klimaschützer sehen das mit Sorge, denn das Gas Methan ist ein noch viel stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid: Es hält 28-mal so viel Wärme fest und treibt so den Klimawandel schneller voran.

Ein internationales Forscherteam um Marielle Saunois von der Universität Versailles Saint Quentin bei Paris warnt nun, dass dieser hohe Methanausstoß alle Bemühungen, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, zunichte machen könnte. "Im Gegensatz zu Kohlendioxid steigt die atmosphärische Methankonzentration derzeit schneller als in den letzten zwei Jahrzehnten zuvor." 2014 und 2015 erhöhte sich der Ausstoß sogar auf das zwanzigfache des Wertes in den frühen 2000er Jahren. "Es ist wichtig, etwas zu unternehmen", warnt Marielle Saunois im Gespräch mit der DW. "Alles, was wir tun können, um den Methanausstoß zu verhindern, ist gut."

Saunois und ihr Team erstellten den Bericht "Global Methane Budget" zur weltweiten Methankonzentration, der am 12.12.2016 veröffentlicht wurde. In einem Leitartikel im Fachjournal "Environmental Research Letters" drängen sie darauf, dass es Zeit wird, die steigende Methankonzentration ernst zu nehmen. Auch Klimamodelle sollten das Gas künftig stärker berücksichtigen als bisher.

Hauptverdächtiger: die Landwirtschaft

Die spannende Frage für Klimaforscher und Klimaschützer ist, wer denn nun schuld ist am hohen Methanausstoß der letzten Jahre. Natürliche Quellen sind etwa Fäulnisprozesse in Mooren und anderen Feuchtgebieten. Bei der Viehhaltung entsteht Methan in den Mägen von Kühen. Auch in Reisplantagen entsteht das Gas, außerdem auf Müllhalden. Zudem kann es in Erdöl- und Erdgasfeldern und aus Pipelines durch Lecks entweichen.

Mit absoluter Sicherheit lässt sich die Quelle nicht ermitteln. Aber Forscher können Schätzungen anstellen. Anhand vorhandener Daten halten Saunois und ihre Kollegen die Landwirtschaft für den wahrscheinlichsten Verursacher des hohen Methanausstoßes in den letzten zwei Jahren. Zum einen habe die Viehhaltung stark zugenommen, zum anderen auch die Zahl der Reisfarmen in vielen asiatischen Ländern.

Pupsende Kühe

Stephanie Töwe, Aktivistin für nachhaltige Landwirtschaft bei Greenpeace, überraschen die Ergebnisse der Studie nicht: "Die Landwirtschaft spielt eine immer größere Rolle in den Klimaverhandlungen", sagt sie der Deutschen Welle, "denn die Tierhaltung ist die größte Quelle für Methan." Dabei ginge es nicht nur um steigende Tierzahlen und rülpsende Kühe, sondern auch darum, dass große Mengen Gülle anfallen, die falsch gelagert oder falsch ausgebracht werden.

Wissenschaftler forschen inzwischen daran, ob anderes Futter - etwa mit mehr Leinöl - Kühe weniger Methan produzieren lässt. Marielle Saunois hält das für eine vernünftige Idee. Aber Töwe glaubt nicht, dass das das Problem lösen wird. "Wir müssen einfach weniger Fleisch essen." 

Erdgaslecks schließen

Aber dies allein hilft auch nicht. Denn nicht nur die Landwirtschaft, auch der Öl- und Gas-Boom lässt die Methankonzentrationen in der Atmosphäre ansteigen, fügt Saunois hinzu. Eine der ersten Maßnahmen sei es daher, die Lecks an Bohrtürmen und Pipelines zu schließen.

Bei der Erdölförderung wird immer auch Methan freiBild: AFP/Getty Imag/M. Antonov

Ralf Sussmann, Atmosphärenforscher am Karlsruher Institut für Technologie, stimmt zu. Er und seine Kollegen fanden Anfang dieses Jahres heraus, dass mindestens 40 Prozent des Methananstiegs zwischen 2007 und 2014 auf die Zunahme der Erdöl- und Erdgasproduktion zurückzuführen sind - "möglicherweise auch mehr", sagt er im DW-Gespräch.

"Die meisten Bohrtürme sind dicht", erklärt er, "aber dazwischen gibt es immer wieder mal ein schwarzes Schaf." Aus diesen undichten Bohrtürmen - Superemitter genannt - "pfeift das Methan in die Luft". Gesetzliche Regelungen müssten dafür sorgen, dass entweichendes Methan - wenn es schon nicht aufgefangen wird - es dann zumindest zu Kohlendioxid verbrannt wird, bevor es in die Atmosphäre entweicht. "Das gibt es noch viel Verbesserungspotenzial."

Methan im Permafrost

Vor allem in vielen tropischen Ländern und in China habe der Methanausstoß zugenommen, schreibt das Team um Saunois weiter. Die Regionen der Arktis hingegen seien bisher nicht betroffen.

Das sind gute Nachrichten, denn Klimaforscher warnen, dass das Auftauen des Permafrostes verheerende Folgen haben könnte. "In Sibirien beispielsweise liegen eingefrorene Feuchtgebiete mit eingefrorenen Luftblasen voller Methan", sagt Sussmann. Wenn die Temperatur im Zuge des Klimawandels ansteigt, "könnte dieses Methan nach oben blubbern." Das freiwerdende Methan würde den Klimawandel stark vorantreiben. "Noch gibt es keine Hinweise, dass das passiert, aber es droht am Horizont."

Und noch eine weitere Rückkopplung ist wahrscheinlich: Wenn das Klima mit der Zeit immer wärmer und feuchter wird, dann fault es weltweit auch mehr - also entsteht auch mehr Methan. Umso wichtiger ist es, früh zu handeln und es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, betonen die Klimaschützer. "Wir sollten viele verschiedene Maßnahmen zur selben Zeit ergreifen", betont Saunois.

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