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Hollande empfängt Siemens und GE

28. April 2014

Der Übernahmepoker um den französischen Alstom-Konzern wird im Präsidentenpalast weitergespielt. François Hollande scheint dabei einen Deal mit Siemens dem Angebot aus Amerika vorzuziehen.

Die Hochgeschwindigkeitszüge TGV und ICE (Foto: AP)
Bild: dapd

Frankreichs Staatspräsident François Hollande hat eine mögliche Übernahme des Industriekonzerns Alstom zur Chefsache gemacht: Am Montagvormittag traf er sich zu einem rund einstündigen Gespräch mit GE-Chef Jeff Immelt. Danach sprach er mit den Chefs des Münchener Technologiekonzerns Siemens: Vorstandschef Joe Kaeser und Aufsichtsratschef Gerhard Cromme. Stellungnahmen gab es nach dem Treffen nicht.

Beide Unternehmen haben Interesse an Teilen von Alstom bekundet. Bei den Gesprächen sollen die Konzernlenker ihre Angebote präzisieren. Der französische Staat kann sich in die Verhandlungen einmischen, weil er bei Übernahmen im Energiesektor eine Art Veto-Recht hat.

Im Anschluss an die Treffen mit den Unternehmensvertretern war nach Angaben des Präsidialamtes eine Zusammenkunft mit Martin Bouygues geplant. Der Chef des gleichnamigen französischen Konzerns ist als Alstom-Großaktionär maßgeblich an den Übernahmeverhandlungen beteiligt. Die Alstom-Führung will sich spätestens am Mittwochmorgen zum weiteren Vorgehen äußern. Die Aktien des Unternehmens sollen bis dahin nicht gehandelt werden.

Siemens will Tauschgeschäft

Siemens soll bereit sein, Geschäfte im Schienenverkehr, wie den Bau von ICE-Zügen und Lokomotiven, an Alstom abzugeben. Alstom baut unter anderem den Hochgeschwindigkeitszug TGV.Im Gegenzug will der Siemens das Energietechnik-Geschäft der Franzosen übernehmen, welches die Kraftwerkssparte, den Bereich Erneuerbare Energien und die Energieübertragungstechnik umfasst. In einem Brief bot Siemens-Chef Kaeser an, für mindestens drei Jahre auf Stellenstreichungen in Frankreich zu verzichten. Der Wert der für Siemens interessanten Alstom-Geschäfte soll bei zehn bis elf Milliarden Euro liegen. Die Siemens-Anleger sehen eine mögliche Teilübernahme skeptisch: Am Montagvormittag verzeichneten die Siemens-Aktien ein kräftiges Minus von 2,60 Prozent.

Hintergrund des Vorstoßes von Siemens dürfte das Interesse des US-Mischkonzerns General Electric (GE) an Alstom sein. Berichten zufolge will der Siemens-Rivale den französischen Hersteller von Energie- und Bahntechnik für umgerechnet 9,4 Milliarden Euro zu großen Teilen schlucken. Die Regierung unter Hollande sieht eine mögliche Übernahme durch GE kritisch. Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg sagte, wenn der Großteil von Alstom von den USA aus geführt werde, sei das "inakzeptabel". Französische Unternehmen seien "kein Freiwild".

Neue deutsch-französische Allianz?

Die französische Regierung befürchtet unter anderem die Verlagerung von Arbeitsplätzen und Entscheidungszentren und hält offensichtlich einen Geschäftsfeldertausch zwischen Siemens und Alstom für besser. Hollande hatte bereits im Januar vorgeschlagen, eine deutsch-französische Allianz im Energiebereich zu schmieden. Als Vorbild für gelungene Zusammenarbeit nannte er den Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus.

Auch die deutsche Bundesregierung setzt sich für eine Teilübernahme durch Siemens ein. Mit Frankreich werde eine Kooperation im Energiesektor angestrebt, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sieht in einer möglichen Übernahme von Teilen des französischen Konzerns Alstom durch den deutschen Konkurrenten "große Chancen und Potenziale" für Deutschland und Frankreich.

hmf-kle (dpa afp, rtr)

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