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Kunst und Geld: Max Hollein

Jochen Kürten27. März 2014

Kunst aus der Drogerie ist die neue Idee des Frankfurter Museums Städel. Sein Direktor Max Hollein gilt als einfallsreichster Museumsmann Deutschlands. Im DW-Interview spricht er über das Verhältnis von Kultur und Geld.

Max Hollein vor Nolde-Gemälde (Foto: Jochen Kürten)
Bild: DW/J.Kürten

Max Hollein ist Museumsdirektor. Doch nicht irgendeiner. Hollein ist in Frankfurt am Main verantwortlich für die Häuser Städel, Schirn und Liebieghaus. In den vergangenen Jahren hat er die Museen auf Vordermann gebracht, ausgebaut und mit glanzvollen Ausstellungen bestückt: Aktuell wird das Werk Emil Noldes gezeigt, zuvor zogen beispielsweise Ausstellungen zu Albrecht Dürer oder zur Romantik Huntertausende an. Auch im Ausland wird das gesehen. Gerade noch wurde Max Hollein als heißer Kandidat für den Posten des Chefs des Centre Pompidou in Paris gehandelt.

Geld für die Kunst aus privaten Quellen

Wie kein anderer Museummann in Deutschland steht der 1969 in Wien als Sohn des bekannten Architekten Hans Hollein geborene Max Hollein in der deutschen Museumslandschaft für den Spagat zwischen Kunst und Finanzen. Die Häuser in Frankfurt werden zu großen Teilen aus privater Hand finanziert. Mit immer wieder neuen Partnern versucht Hollein, Kunst an den Mann zu bringen. Gemeinsam mit der Drogeriekette "dm" wollen Städel und Hollein jetzt 100 Kunstwerke zum Ausdrucken für die heimischen Wohnzimmer anbieten. Hollein gelingt es in Frankfurt, die beiden Welten Kunst und Kommerz miteinander zu versöhnen. Er ist in der Mainmetropole bestens vernetzt und weiß, wo und wie er Geld bekommen kann für seine Musentempel.

Hollein

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DW: Herr Hollein, wenn man etwas über Sie liest und hört, dann heißt es immer, dass Sie über den Umweg des Geldes zur Kunst gekommen sind. Aber ganz am Anfang stand ja auch bei Ihnen die Beschäftigung mit den Museen. Inwiefern hat sich beides bei Ihnen befruchtet?

Max Hollein: Ich bin in einem sehr künstlerischen Haushalt aufgewachsen, in einer Familie, die sich tief in der Kunstszene bewegt hat und das auch immer noch tut. Und ich habe mich früh, am Anfang vielleicht nicht sofort freiwillig, mit Kunst beschäftigt, wurde mit Kunst konfrontiert, auch mit Künstlern, die Freunde der Familie waren. So bin ich aufgewachsen. Das war eine ganz natürliche Umgebung. Daneben habe ich ein gewisses Interesse abseits von Kunst und Kultur entwickelt, nämlich für die Wirtschaft, die Welt der Finanzen. So kam es dazu, dass ich sowohl Kunstgeschichte als auch Betriebswirtschaft studiert habe. Insofern schlagen zwei Seelen in meiner Brust, die ich aber ganz gut verbinden konnte und kann.

Hollein sorgte auch für den unterirdischen Ausbau des Städel, wo jetzt die moderne Kunst untergebracht istBild: picture-alliance/dpa

Das ist jetzt auch Ihr Job, das zu verbinden, gerade in Frankfurt. Ihnen scheint das gut zu gelingen, wenn man das Medienecho zum Gradmesser nimmt. Was ist denn das Gute aus der Verbindung dieser beiden Wurzeln, worauf können Sie da bauen?

Meiner Ansicht nach geht es darum, die Anliegen, Bedürfnisse und Themen der Institutionen zu vermitteln. Wir transportieren in erster Linie natürlich die Inhalte, für die wir stehen, die Kunst, die Ausstellungen. Mit derselben Eloquenz und Feinfühligkeit, mit der wir zum Beispiel die Kunst von Emil Nolde oder Tobias Rehberger an ein Publikum vermitteln, müssen wir jedoch auch unsere finanziellen Anliegen zur Sprache bringen und auf unsere Notwendigkeiten zur Realisation unserer Ziele, die dann der Öffentlichkeit zu Gute kommen, aufmerksam machen, um damit auch Förderer und Unterstützer für unsere Ideen und Projekte zu finden.

Ich sehe es als Aufgabe des Direktors eines solchen Hauses, einerseits die programmatische Identität der Institution zu definieren, andererseits aber natürlich auch für die Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten eines Museums zu sorgen, sowohl in Bezug auf das Programm und die Sammlung als auch in Bezug auf die damit direkt zusammenhängenden finanziellen Gegebenheiten und die Unterstützerstruktur. Das habe ich von Anfang an als eine Grundaufgabe gesehen und, so hoffe ich, auch halbwegs gut erfüllt.

Kunst und Geld im Wechsel: Blick auf die Banken-Skyline von Frankfurt mit aktuellen Emil-Nolde-Fahnen des StädelBild: DW/J. Kürten

Wenn man aus dem Fenster schaut, auf die direkte Umgebung, die Frankfurter Skyline mit den Bankentürmen, dann ist Frankfurt natürlich eine ganz besondere Stadt. Können Sie sich vorstellen, dass Ihr Modell, Ihr Wirken, auch in anderen deutschen Städten gelingen könnte?

Ich glaube, dass jede Institution in dem Umfeld, das ihr gegeben ist, arbeiten muss. Das Städel ist die älteste kulturelle Bürgerstiftung in Deutschland. Da ist die Idee des Engagements des Einzelnen schon in der Wurzel der Institution verhaftet. Bei der Schirn Kunsthalle Frankfurt haben wir sehr stark auf Sponsoring gesetzt und so die Möglichkeiten und den Aktionsradius dieses Hauses enorm erweitern können. Das ging und geht in Frankfurt sicherlich gut. Hier gibt es viele Menschen, Institutionen und Unternehmen, die sich engagieren.

Wir würden in einer anderen Stadt sicherlich etwas anders agieren. Nichtsdestotrotz stehen wir als kulturelle Institutionen allgemein einer Situation gegenüber, in der die öffentliche Hand schon lange nicht mehr die alleinige Quelle für die Finanzierung sein kann und will. Das muss man einfach realisieren und kreative Lösungen finden, die von Stadt zu Stadt oder von Kulturkreis zu Kulturkreis etwas anders aussehen sollten. Aber die Aktionsrichtung und die Notwendigkeit zu agieren, sind überall gleich.

Altehrwürdige Kunstinstution mit neuen Ideen: das Frankfurter Museum StädelBild: picture-alliance/dpa

Was macht ein Museumsdirektor für den Nachwuchs, wenn er sein Haus voll kriegen will? Mit der Jugend und mit einem jüngeren Publikum - auch vor dem Hintergrund der digitalen Möglichkeiten?

Die wichtigste Erkenntnis ist sicherlich, dass unser Publikum keine Einheit darstellt, sondern im Gegenteil eine sehr heterogene Gruppe mit unterschiedlichen Kenntnissen und auch Erwartungen an den Museumsbesuch. Wenn Sie versuchen wollen, gewisse Publikumsschichten noch stärker anzusprechen, dann müssen Sie auch spezifische Vermittlungsinitiativen in diese Richtung entwickeln - also differenzieren oder, wie man im Wirtschaftsdeutsch sagt, diversifizieren.

Das Interview führte Jochen Kürten.

Zur Zeit ist im Städel die Ausstellung zum Werk Emil Noldes zu sehen (bis zum 15.06.2014), in der Schirn ist bis zum 01.06. die Schau "Esprit Montmartre" geöffnet. Ebenfalls in der Schirn werden derzeit neue Arbeiten des Künstlers Tobias Rehberger gezeigt (bis 11.06.). Das Liebieghaus beherbergt eine der größten und bedeutensten Skulpturensammlungen Deutschlands.

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