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Interview im Versteck

10. Januar 2016

Offenbar spielte Hollywood-Star Sean Penn eine wichtige Rolle bei der Festnahme des mexikanischen Drogenbosses "El Chapo" Guzmán. Penn hatte ihn für ein Magazin im Dschungel interviewt.

US-Schauspieler Sean Penn
US-Schauspieler Sean Penn führte mexikanische Behörden auf die SpurBild: Getty Images/P. Le Segretain

Vor seiner Festnahme hat sich der berüchtigte mexikanische Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán in seinem Versteck mit dem US-Schauspieler Sean Penn getroffen. Der Hollywood-Star interviewte den flüchtigen Drogenboss für einen Artikel, den das Magazin "Rolling Stone" am Samstag auf seiner Internetseite veröffentlichte. Er habe im Oktober sieben Stunden lang mit Guzmán zusammengesessen, berichtete Penn. Anschließend habe er noch Telefon- und Video-Interviews mit Guzmán geführt.

Zum Beleg, dass sich die beiden Männer wirklich in Guzmáns Versteck getroffen haben, veröffentlichte das Magazin ein Foto, das ihn und Penn beim Handschlag zeigt. In dem Gastbeitrag schildert Penn die abenteuerlichen Umstände, unter denen sein Treffen mit "El Chapo" zustande gekommen sei.

Screenshot aus dem Magazin "Rolling Stone"Bild: www.rollingstone.com

"El Chapo" gibt sich 'friedfertig'

Guzmán habe Fragen zu seinem Aufstieg vom jugendlichen Orangenverkäufer zum berüchtigten Drogenbaron beantwortet, über sein "glückliches" Leben nach der Flucht aus dem Gefängnis gesprochen und die Frage verneint, ob er ein gewalttätiger Mensch sei. "In unserer Gegend gibt es keine Jobs. Die einzige Möglichkeit, um Geld für Essen zu verdienen, ist der Anbau von Opium, Marihuana", sagt "El Chapo" in einem Videointerview, das er Penn nach dem Treffen schickte. "Ich verteidige mich nur selbst. Ob ich Streit anfange? Niemals."

Mexikanische Behörden informiert

Nach Medienberichten wussten die mexikanischen Behörden über Penns Besuch Bescheid. Das Treffen war demnach sogar Teil der Ermittlungen, die letztlich zur Festname des Drogenbosses führten. Einzelheiten sind jedoch nicht bekannt.

"El-Chapo" bei seiner FestnahmeBild: Reuters/E. Garrido

Spezialeinheiten hatten "El Chapo" am Freitag in einem Haus nahe der Ortschaft Los Mochis im Nordwesten Mexikos aufgespürt und festgenommen. Am Samstag wurde er in das Hochsicherheitsgefängnis in Altiplano zurückgebracht, aus dem er im Juli entflohen war. Inzwischen bereitet die mexikanische Regierung bereits seine Auslieferung in die USA vor. Dort liegen mehrere Haftbefehle gegen ihn vor. Der Chef des Sinaloa-Kartells soll für rund 25 Prozent des Drogenhandels in den USA verantwortlich sein. Ihm werden in unterschiedlichen Bundesstaaten außerdem organisierte Kriminalität, Geldwäsche und Mord vorgeworfen.

Die mexikanische Generalstaatsanwältin Arely Gómez hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass Filmpläne des Drogenbosses eine wichtige Spur gewesen seien. Guzmán habe sein Leben verfilmen wollen und sich dazu sogar schon mit Produzenten und Schauspielern getroffen.

Spektakuläre Flucht mit deutscher Hilfe?

"El Chapo" war im Juli auf spektakuläre Weise aus dem Hochsicherheitsgefängnis entkommen: Er flüchtete durch ein Loch in der Dusche seiner Gefängniszelle, das als Zugang zu einem 1,5 Kilometer langen Tunnel diente. In dem Interview erzählte "El Chapo", er habe seine Ingenieure zu einer dreimonatigen Fortbildung nach Deutschland geschickt. Seine Helfer hatten einen 1,5 Kilometer langen Tunnel mit elektrischem Licht, Luftzufuhr und einem Schienensystem bis in seine Zelle gebaut. Es folgte eine monatelange Großfahndung.

Den Kontakt zwischen Penn und "El Chapo" hatte die mexikanische Schauspielerin Kate de Castillo hergestellt. Sie spielt in der Telenovela "La Reina del Sur" (Die Königin des Südens) selbst eine Drogenhändlerin und stand mit Guzmán wegen eines Filmprojekts über sein Leben in Kontakt.

"El Chapo" gilt als der weltweit einflussreichste Drogenbaron. Auf sein Konto gehen Tausende Morde. Aufgrund eines ausgeklügelten Verteilungsnetzes reichte sein Einfluss von den USA bis nach Australien. Das Sinaloa-Kartell kontrolliert die gesamte Grenzregion zu den Vereinigten Staaten im Norden von Mexiko. Nach offiziellen Angaben hat der Drogenkrieg in Mexiko von 2006 bis 2014 bereits 80.000 Todesopfer gefordert.

as/ml (dpa, afp, ape, epd)

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