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"Holocaust in der ungarischen Kultur nicht präsent"

1. Januar 1970

Literatur-Nobelpreisträger Imre Kertész: Literatur-Nobelpreisträger Imre Kertesz sieht die Verarbeitung des Holocaust in seinem Heimatland kritisch: "Wer darüber schreibt, steht am Rande"

Budapest, 18.10.2002, 1935 GMT, RADIO BUDAPEST, deutsch

Ungarn hat sich mit der Frage des Holocaust, der Ausraubung und systematischen Ermordung des ungarischen Judentums noch nicht konfrontiert, erklärte Imre Kertesz auf seiner internationalen Pressekonferenz in Budapest. Laut dem neuen Nobelpreisträger für Literatur ist das Holocaust-Bewusstsein in der ungarischen Kultur nicht präsent. Wer darüber schreibt, steht am Rande, unter den Fußnoten. Laut Imre Kertesz muss man in Ungarn der Tatsache des Holocaust ins Auge schauen und der Konsens werde entstehen. Wie er sagte, hält er es für einen Erfolg, wenn sein "Roman eines Schicksalslosen" dazu beiträgt.

Auch Ministerpräsident Peter Medgyessy empfing Kertesz, der von seinem deutschen Stipendium für dieses Wochenende (19./20.10.) heimkehrte. Das Unterrichtsministerium wird Kertesz‘ "Roman eines Schicksalslosen" allen ungarischen Schulen und Bibliotheken zukommen lassen. Und die Verhandlungen über die Unterstützung seitens des Kultusministeriums für die Dreharbeiten des Filmes sind auch auf gutem Wege. (me)