Buchenwald, Dachau oder Sachsenhausen, Holocaust-Mahnmal oder Denkmal für die Sinti und Roma und Homosexuellen - am 27. Januar wird der Holocaust-Gedenktag wieder viele Gäste in deutsche NS-Gedenkstätten ziehen.
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Jüdische Gedenkorte in Berlin
Der Holocaust liegt acht Jahrzehnte zurück, aber vergessen ist er nicht. Große und kleine Mahnmale erinnern überall in der deutschen Hauptstadt an die Verbrechen der Nationalsozialisten.
Bild: DW/M. Gwozdz
Holocaust-Mahnmal
Ein riesiges Stelenfeld mahnt im Zentrum der deutschen Hauptstadt, entworfen vom New Yorker Architekten Peter Eisenman. Fast 3000 Steinquader erinnern an die sechs Millionen jüdischen Menschen aus ganz Europa, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
Bild: picture-alliance/Schoening
Stolpersteine
Ganz klein, 10 mal 10 Zentimeter, sind diese Messingtafeln. Man findet sie überall auf den Gehwegen in Berlin. Die Stolpersteine erinnern an Menschen, die in den angrenzenden Häusern gewohnt haben, bevor sie von den Nationalsozialisten deportiert wurden. Insgesamt gibt es knapp 10.000 dieser Stolpersteine in Berlin.
Bild: DW/T.Walker
Haus der Wannsee-Konferenz
Am 20. Januar 1942 trafen sich in dieser Villa am Wannsee 15 hochrangige NS-Funktionäre, um über die systematische Ermordung der europäischen Juden zu beraten; sie nannten es "Endlösung der Judenfrage". Heute ist das Haus Gedenkstätte. Sie informiert über die unvorstellbare Dimension des Völkermordes, der hier beschlossen wurde.
Bild: Paul Zinken/dpa/picture alliance
Mahnmal Gleis 17
Weiße Rosen am Gleis 17 im Bahnhof Grunewald, im Gedenken an die über 50.000 Berliner Juden, die von hier aus in den Tod geschickt wurden. Auf 186 Stahlplatten sind die Daten und Bestimmungsorte aller Deportationszüge vermerkt, sowie die Anzahl der Deportierten. Der erste Zug fuhr am 18. Oktober 1941 in das Ghetto von Litzmannstadt (Łódź), der letzte am 5. Januar 1945 ins KZ Sachsenhausen.
Bild: imago/IPON
Blindenwerkstatt Otto Weidt
Die Hackeschen Höfe in Berlin Mitte stehen heute in jedem Reiseführer, ein Hinterhof-Labyrinth, in dem auch viele jüdische Menschen lebten und arbeiteten. Zum Beispiel in der Bürstenfabrik des deutschen Unternehmers Otto Weidt. Er beschäftigte in der NS-Zeit viele blinde und gehörlose Juden und rettete sie damit vor Deportation und Tod. Die Blindenwerkstatt ist heute Museum.
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Modezentrum Hausvogteiplatz
Hier schlug das Herz der Modemetropole Berlins. Ein Denkmal aus hohen Spiegeln erinnert an die jüdischen Modemacher, Näherinnen und Stofffabrikanten, die am Hausvogteiplatz Kleidung für ganz Europa fertigten. Die Nationalsozialisten nötigten die jüdischen Inhaber zu Zwangsverkäufen, erließen Berufsverbote. Im Zweiten Weltkrieg wurde das einstige Modezentrum Berlins unwiederbringlich zerstört.
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Denkmal am Koppenplatz
Vor dem Holocaust lebten in Berlin 173.000 Juden, 1945 waren es nur noch 9000. Das Denkmal "Der verlassene Raum" steht mitten im Wohngebiet Koppenplatz, in Berlin Mitte. Es erinnert an die jüdischen Mitbürger, die ohne Vorwarnung aus ihren Wohnungen im Scheunenviertel geholt wurden und niemals zurückkehrten. Das Scheunenviertel war das Zentrum der ostjüdischen Auswanderung.
Bild: Jörg Carstensen/dpa/picture alliance
Jüdisches Museum
Der Architekt Daniel Libeskind hat sich für eine dramatische Architektur entschieden: Von oben betrachtet sieht das Gebäude aus wie ein zerbrochener Davidstern. Das Jüdische Museum zählt zu den meistbesuchten Museen Berlins, es gibt einen Überblick über die wechselvolle deutsch-jüdische Geschichte.
Bild: Miguel Villagran/AP Photo/picture alliance
Jüdischer Friedhof Weißensee
In Berlin gibt es noch acht erhaltene jüdische Friedhöfe, der größte liegt im Stadtbezirk Weißensee. Mit über 115.000 Grabstellen ist es sogar der größte jüdische Friedhof Europas. Viele jüdische Verfolgte versteckten sich während der NS-Zeit auf dem unübersichtlichem Gelände. Bereits am 11. Mai 1945, drei Tage nach der Befreiung, wurde hier wieder der erste jüdische Gottesdienst abgehalten.
1866 wurde die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße das erste Mal eingeweiht; sie galt als die größte und prächtigste Deutschlands. Im Zweiten Weltkrieg brannte sie aus. 1995 wurde die wiederaufgebaute Synagoge ein zweites Mal eingeweiht. Seitdem prägt die 50 Meter hohe goldene Kuppel wieder die Silhouette Berlins.
Bild: Stephan Schulz/dpa-Zentralbild/dpa/picture alliance
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Das Holocaust-Mahnmal in Berlins Mitte steht unübersehbar für das Leid der sechs Millionen jüdischen Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. In unmittelbarer Nähe, zwischen Reichstagsgebäude und Brandenburger Tor, befindet sich das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma, im Tiergarten das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.
Alljährlich wird am 27. Januar an die Millionen Opfer der NS-Schreckensherrschaft zwischen 1933 und 1945 erinnert. Mit Gedenkkonzerten, Zeitzeugengesprächen und Führungen in den Gedenkstätten. Es ist der Tag, an dem das größte Konzentrationslager der Nationalsozialisten, Auschwitz im damals von Deutschland besetzten Polen, von sowjetischen Truppen befreit wurde.
2005 hat die UN-Vollversammlung diesen Tag zum weltweiten Holocaust-Gedenktag erklärt. In Deutschland wird das Datum bereits seit 1996 feierlich begangen.
Interesse an Mahnorten ungebrochen
Heute gibt es in Deutschland rund 300 Gedenkstätten, Gedenksteine oder -tafeln an authentischen Orten des Holocausts. Die ehemaligen Konzentrationslager haben 2018 mehr als 2,5 Millionen Gäste besucht. Fast alle Einrichtungen verzeichneten gleichbleibende oder steigende Besucherzahlen.
Gedenkstätten des NS-Terrors
Am 27. Januar 1945 wurde das KZ Auschwitz befreit. Seit 1996 ist der 27. Januar der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkstätten in Deutschland erinnern an die Opfer von Krieg und Verfolgung.
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Schreiber
KZ Dachau
Eines der ersten Zwangslager während des Nationalsozialismus wurde in Dachau bei München errichtet. Bereits wenige Wochen nach Hitlers Machtergreifung wurden dort vor allem politische Gegner inhaftiert, von der SS drangsaliert und umgebracht. Dachau diente als Vorbild für die nachfolgenden Konzentrationslager im Herrschaftsgebiet der Nazis.
Bild: picture-alliance/dpa
Haus der Wannseekonferenz
Die Villa Marlier am Berliner Wannsee gilt als eines der Planungszentren des Holocausts. Am 20.1.1942 trafen sich dort 15 Mitglieder von Reichsregierung und SS, um sich über das Vorgehen beim Völkermord an den Juden abzustimmen. Seit 1992 befindet sich die Gedenk- und Bildungsstätte "Haus der Wannseekonferenz" in den Räumen der Villa.
Bild: picture-alliance/dpa
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg war von 1933 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs Schauplatz der größten NS-Propagandaveranstaltungen. Auf dem elf Quadratkilometer umfassenden Areal fanden zum jährlichen Parteitag Aufmärsche mit bis zu 200.000 Menschen statt.
Bild: picture-alliance/Daniel Karmann
KZ Bergen-Belsen
Das KZ Bergen-Belsen in Niedersachsen diente zuerst als Kriegsgefangenenlager. In den letzten Kriegsjahren wurden hier vor allem erkrankte Häftlinge aus anderen Lagern untergebracht. Der Großteil wurde vorsätzlich getötet oder starb durch Krankheit. Eines der 50.000 Todesopfer war das jüdische Mädchen Anne Frank, das durch ihre posthum veröffentlichten Tagebücher weltweite Bekanntheit erlangte.
Bild: picture alliance/Klaus Nowottnick
KZ Buchenwald
Buchenwald nahe der thüringischen Stadt Weimar war eines der größten Konzentrationslager in Deutschland. Von 1937 bis April 1945 verschleppten die Nationalsozialisten rund 270.000 Menschen aus ganz Europa hierhin und ermordeten 64.000 von ihnen.
Bild: Getty Images/J. Schlueter
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Im Berliner Bendlerblock war das Zentrum des militärischen Widerstands gegen Adolf Hitler. Eine Gruppe von Wehrmachtsoffizieren um Oberst Graf von Stauffenberg scheiterte am 20. Juli 1944 bei ihrem Versuch Hitler zu töten. Einige der Beteiligten wurden noch in derselben Nacht im Bendlerblock erschossen. Daran erinnert dort heute die Gedenkstätte Deutscher Widerstand.
Bild: picture-alliance/dpa
Tötungsanstalt Hadamar
In Hadamar in Hessen wurden ab 1941 Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen umgebracht. Von den Nazis für "lebensunwert" erklärt, starben hier fast 15.000 Menschen durch Giftinjektionen und Gas. Insgesamt fielen rund 70.000 Menschen dem sogenannten "Euthanasie"-Programm zum Opfer. Die Räume der ehemaligen Tötungsanstalt sind heute Gedenkstätte.
Bild: picture-alliance/dpa
Holocaust Mahnmal
Als zentrale Erinnerungsstätte in Deutschland dient in Berlin das Denkmal für die ermordeten Juden in Europa. In unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor wurde es am 10. Mai 2005 eingeweiht. Der Architekt Peter Eisenman schuf ein Feld mit 2711 Betonstelen unterschiedlicher Größe. Es ist für Besucher frei begehbar. Eine unterirdische Gedenkausstellung ergänzt den Komplex.
Bild: picture-alliance/dpa
Denkmal für die verfolgten Homosexuellen
Der Formensprache des Holocaustmahnmals nachempfunden ist die Gedenkstätte für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Es wurde am 27. Mai 2008 im Berliner Tiergarten eingeweiht. Eine verglaste Öffnung gibt den Blick auf das Innere frei, in dem ein Film von sich küssenden Männer- und Frauenpaaren in Endlosschleife gezeigt wird.
Bild: picture alliance/Markus C. Hurek
Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma
Gegenüber des Reichstagsgebäudes in Berlin erinnert seit 2012 eine Gartenanlage an die 500.000 in der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma. Auf dem Rand des Brunnens ist auf Englisch, Deutsch und Romanes das Gedicht "Auschwitz" von Santino Spinelli zu lesen: "Eingefallenes Gesicht/ erloschene Augen / kalte Lippen / Stille / ein zerrissenes Herz / ohne Atem / ohne Worte / keine Tränen".
Bild: picture-alliance/dpa
Stolpersteine
Der deutsche Künstler Gunter Demnig begann in den 1990er Jahren ein Projekt zur Aufarbeitung des Holocausts: Vor den ehemaligen Wohnorten der Opfer ließ er mit Messingplatten versehene Steine ein, auf denen Namen und Todesumstände eingraviert sind. Über 45.000 Gedenksteine in Deutschland und 17 weiteren europäischen Ländern sind bisher Teil der weltweit größten dezentralen Holocaust-Gedenkstätte.
Bild: picture-alliance/dpa
NS-Dokumentationszentrum München
Am 70. Jahrestag der Befreiung Münchens von den Nationalsozialisten, am 30. April 2015, eröffnete an historischer Stelle ein neues Dokumentationszentrum. Wo früher das "Braune Haus" - die Parteizentrale der NSDAP - stand, erhebt sich jetzt ein weißer Kubus. Daneben im "Führerbau" hatte Hitler sein Büro. Nach Berlin und Nürnberg beleuchtet damit auch München das dunkelste Kapitel seiner Geschichte.
Bild: picture-alliance/dpa/Sven Hoppe
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Die größten ehemaligen Konzentrationslager in Deutschland sind auch für viele Touristen aus aller Welt ein wichtiges Ziel. Dazu zählt insbesondere Dachau bei München, das 2018 mit 900.000 Besuchern einen Besucherrekord vermeldete. Auch die Gedenkstätte Sachsenhausen nördlich von Berlin verzeichnete einen Zuwachs auf über 700.000 Besucher. Das ehemalige KZ Buchenwald bei Weimar hatte mit 500.000 Besuchern einen so starken Anstieg zu bewältigen, dass die Einrichtung laut einem Sprecher inzwischen an die Grenze ihrer Kapazitäten kommt.
AfD-Politiker unerwünscht
Im Vorfeld des Holocaust-Gedenktags 2019 hatte die Gedenkstätte Buchenwald erklärt, dass zur offiziellen Kranzniederlegung Politiker der Thüringer AfD unerwünscht seien. Die Gedenkstätte hatte den Schritt damit begründet, dass sich die Fraktion immer noch nicht von ihrem Rechtsaußen-Politiker Björn Höcke distanziere, der unter anderem das Holocaust-Mahnmal in Berlin als "Denkmal der Schande" bezeichnet hatte.
Besucherrekord: Berliner Holocaust-Mahnmal
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