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Hongkong-Aktivist: Von Agenten malträtiert

11. August 2017

"Agenten Chinas" hätten ihn verschleppt und gefoltert: Howard Lam, prominentes Mitglied der prodemokratischen Opposition Hongkongs, präsentierte vor der Presse zahlreiche Verwundungen.

China Bürgerrechtler Howard Lam wirft China Misshandlung vor
Beweise für Repression und Schikanen gegen einen Aktivisten der Opposition? Bild: Reuters

Ein Mitglied der chinakritischen Demokratischen Partei in Hongkong ist nach eigenen Angaben von Agenten Chinas verschleppt, betäubt und misshandelt worden. Howard Lam schilderte auf einer Pressekonferenz in Hongkong, wie er am Vortag überfallen wurde, nach seiner Einschätzung von Geheimdienstleuten der Volksrepublik China. Grund für die Entführung sei gewesen, dass er der Witwe des Mitte Juli gestorbenen chinesischen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo ein signiertes Foto des argentinischen Fußballstars Lionel Messi habe schicken wollen, führte Lam aus. 

Kreuze in die Oberschenkel getackert: Der politische Aktivist Howard Lam zeigt vor der Presse seine Verwundungen Bild: Vivien Wong 

Betäubt und gefoltert 

Die Kidnapper hätten ihm Büroklammern in die Schenkel gerammt, berichtete der Oppositionsaktivist. Man habe ihn gefragt, ob er Christ sei, und dann mit den Klammern Kreuze in das Bein getackert. Lam zeigte zum Beweis die Wunden an seinen Beinen und auch rote Striemen auf seinem Bauch. Die Männer hatten ihn nach seiner Darstellung am Donnerstagnachmittag im Geschäftsviertel Mong Kok gepackt und ihn in einen Lieferwagen gezerrt. Als er sich zur Wehr gesetzt habe, hätten ihm die Agenten auf die Schläfe geschlagen und ihn etwas inhalieren lassen, so dass er ohnmächtig geworden sei. Später sei er weiter geprügelt und nach Lius Witwe Liu Xia gefragt worden. Danach hätten ihn die Angreifer noch einmal betäubt.

Schließlich habe er sich am frühen Freitagmorgen an einem Strand im entlegenen Distrikt Sai Kung wiedergefunden. Lam fügte hinzu, seine Entführer hätten nicht das in Hongkong übliche Kantonesisch gesprochen, sondern Mandarin wie die Festlandchinesen.

Der chinesische Dissident Lui Xiaobo (l.) und seine Frau, Liu Xia Bild: imago/Kyodo News

Bereits am Dienstag zuvor habe es Drohungen gegeben. Ein Anrufer, der angab, für die chinesischen Behörden zu sprechen, habe ihn telefonisch angewiesen, der Witwe das Messi-Foto nicht zukommen zu lassen. Das Foto habe er von Messi für Liu Xiaobo erhalten, der als Fan der Fußball-Legende vom FC Barcelona galt. Es sei nun als Kondolenzgabe an die Witwe gedacht gewesen.    

Die merkwürdigen Vorfälle um Lam und das Messi-Foto ähneln einer Serie dubioser Fälle von Entführungen und Schikanen der vergangenen Monate, alle geeignet, kritische Stimmen einzuschüchtern oder Kritiker mundtot zu machen.

Überwachung und Repression

Die Demokratische Partei zeigte sich überzeugt, dass es sich bei den Entführern um Pekinger Agenten handelt. Die Opposition in Hongkong wirft den chinesischen Kommunisten vor, sich zunehmend in die Angelegenheiten der Sonderverwaltungszone einzumischen, Freiheiten einzuschränken und Autonomievereinbarungen zu verletzen. Polizeichef Stephen Lo sagte "volle Aufklärung" der Entführung Lams zu.   

Lius Witwe, die 56-jährige Dichterin Liu Xia, wurde seit der Trauerfeier für ihren Ehemann am 15. Juli nicht mehr gesehen. Ihr US-Anwalt Jared Genser erklärte in einer Beschwerde an die Vereinten Nationen, chinesische Regierungsbehörden hätten sie "verschwinden lassen" und hielten sie "an einem unbekannten Ort isoliert" fest.

SC/qu (afp, APE, rtre) 

 

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