"Hotel Ruanda"-Held aus der Haft entlassen
24. März 2023Paul Rusesabagina ist nach US-Angaben am späten Freitagabend aus dem Gefängnis in Ruandas Hauptstadt Kigali freigelassen und dem Botschafter von Katar übergeben worden. Er werde in die USA zurückkehren, teilte ein Regierungsvertreter in Washington weiter mit. Vor zwei Wochen hatte der ruandische Präsident Paul Kagame mitgeteilt, eine Lösung im Fall des Regierungskritikers zu prüfen.
Der 68-jährige Rusesabagina, ein Hutu, wurde insbesondere durch die Hollywood-Verfilmung "Hotel Ruanda" zur Symbolfigur für Menschlichkeit während des Völkermordes in Ruanda 1994, weil er während des Genozids mehr als 1000 Tutsi in seinem Hotel Unterschlupf gewährt haben soll. Die Geschehnisse dienten im Jahr 2004 als Vorlage für den Film. Bei dem Völkermord in Ruanda töteten Extremisten der Hutu-Mehrheit zwischen April und Juli 1994 rund 800.000 Angehörige der Tutsi-Minderheit und moderate Hutu.
Scharfer Kritiker von Langzeitpräsident Paul Kagame
Regierungssprecherin Yolande Makolo wies darauf hin, die Freilassung Rusesabaginas sei auf der Basis eines von Präsident Paul Kagame angenommenen Gnadengesuchs erfolgt. Das Urteil habe trotz der Haftentlassung weiterhin bestand: Die der Strafe zugrundeliegende Verurteilung werde nicht aufgehoben. Rusesabagina war 2021 in Ruanda in einem international scharf kritisierten Verfahren wegen Terrorismus und Terrorfinanzierung verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Rusesabagina eine bewaffnete Gruppe unterstützt hat, die 2018 und 2019 in Ruanda mehrere Zivilisten getötet hatte.
Spektakuläre Entführungsaktion machte Prozess erst möglich
Rusesabagina wurde nach dem Völkermord zu einem scharfen Kritiker Kagames, der das Land seit dem Ende der grauenhaften Monate in Ruanda regiert. Seit 1996 lebte er in den USA und in Belgien im Exil. Im August 2020 wurde Rusesabagina in Ruanda festgenommen, als er aus einem Flugzeug stieg, das seiner Annahme nach im Nachbarland Burundi landen sollte. Im Jahr darauf wurde er zu 25 Jahren Haft verurteilt.
Die USA hatten eine Vermittlerrolle bei den Verhandlungen zwischen Rusesabagina und der Regierung in Kigali übernommen. Im vergangenen Jahr hatte die US-Regierung in Washington erklärt, Rusesabagina sei zu Unrecht inhaftiert. Menschenrechtsgruppen werfen Ruanda und dem mit harter Hand regierenden Kagame vor, die Meinungsfreiheit und die Opposition zu unterdrücken.
se/qu/sti (dpa, afp, epd)