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Kriminalität

Drehschluss für Kevin Spacey

4. November 2017

Sein Oscar-Ruhm hat ihm nichts genutzt. Auch nicht sein Bekenntnis, er sei homosexuell. Hollywood-Star Kevin Spacey wurde wegen der Vorwürfe, er habe sich sexueller Belästigung schuldig gemacht, von Netflix gefeuert.

Schauspieler Kevin Spacey der Netflix-Serie House of Cards
Bild: David Giesbrecht/Netflix via AP

Nach immer neuen Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen Kevin Spacey hat sich die Produktionsfirma Netflix von dem Schauspieler getrennt und ihn von weiteren Produktionen der Serie "House of Cards" ausgeschlossen. Dies teilte das Unternehmen mit. Außerdem werde Netflix auch den von Spacey selbst produzierten Film "Gore", in dem er die Rolle des Autoren Gore Vidal spielt, nicht veröffentlichen. Zuletzt hatten acht ehemalige und aktuelle Mitarbeiter der Serie "House of Cards" mit ihrem Arbeitgeber über sexuelle Belästigung durch den Oscar-Preisträger gesprochen.

Die Vorwürfe von Anthony Rapp

Für die weltweit erfolgreiche Serie, in der Spacey den machthungrigen US-Präsidenten Frank Underwood darstellt, ist das eine schwerwiegende Entscheidung. Der 58-jährige war für seine Leistung in der Rolle mehrfach für den Emmy Award als bester Charakterdarsteller nominiert worden, hatte den Preis aber nie bekommen. Ob "House of Cards" überhaupt weitergeht, will der Online- und Streaming-Kanal Netflix in Abstimmung mit der Produktionsfirma Media Rights Capital (MRC) nun abstimmen.

Den Fall ausgelöst hatte der 46-jährige Schauspieler Anthony Rapp, der im Gespräch mit dem Online-Dienst "Buzzfeed" schilderte, wie sich Spacey ihm genähert habe. Rapp gab an, damals 14 Jahre alt gewesen zu sein. "Ich konnte mich damals nicht gleich aus seinen Armen winden", wurde der Darsteller zitiert. Inzwischen berichtet unter anderem der US-Nachrichtensender CNN unter Berufung auf frühere Mitwirkende der Produktion "House of Cards", am Set habe eine regelrecht vergiftete Atmosphäre geherrscht.

Anthony Rapp erhob als erster schwere Vorwürfe gegen SpaceyBild: picture alliance/Everett Collection/Breaking Glass Pictures /A. Hreha

Und Spacey selbst? Auf das Interview von Rapp hin hatte er sich als homosexuell geoutet - nach Ansicht von Beobachtern auch, um sich gegen weitere Anschuldigungen zu wehren. Sollte dies geschehen sein, was Rapp schildere, dann habe das an seinem an jenem Abend betrunkenem Zustand gelegen; er entschuldige sich dafür, erklärte Spacey schriftlich. Zu den neuen Entwicklungen steht eine öffentliche Stellungnahme noch aus. Seine Agentur ließ wissen, man brauche noch etwas Zeit.

Zweifacher Oscar-Preisträger, bislang unbescholten: Kevin SpaceyBild: picture alliance/Geisler-Fotopress/D. Van Tine

Spacey wurde in Hollywood zweimal mit dem Oscar ausgezeichnet: 1996 als bester Nebendarsteller in "Die üblichen Verdächtigen" und im Jahr 2000 als bester Hauptdarsteller in "American Beauty": Hier spielte Spacey einen Vater in der Midlife Crisis, der sich in die pubertierende Schulfreundin der eigenen Tochter verliebt. Privat ist Spacey bislang das, was man einen unbescholtenen Mann nennt. 

Das könnte sich nun ändern. Einem Bericht des britischen Fernsehsenders Sky News vom Freitag zufolge leitete die Londoner Polizei Ermittlungen gegen Spacey ein. Auslöser ist eine Anzeige zu einem Vorfall aus dem Jahr 2008, der sich im Süden Londons ereignet haben soll. Namen nannte Scotland Yard nicht, aber laut Sky News trug sich der Vorfall in der Nähe des Londoner Theaters Old Vic zu, wo Spacey zwischen 2004 und 2015 künstlerischer Leiter war.

Harvey Weinstein und die Ermittlungen

Die Berichte über Spacey folgen den Enthüllungen etwa der "New York Times" und des Magazins "New Yorker", denen zufolge der US-Filmproduzent Harvey Weinstein über drei Jahrzehnte hinweg Frauen sexuell belästigte. Mehr als einhundert Opfer haben sich mit entsprechenden Vorwürfen gemeldet, darunter auch namhafte Stars. Mehrere Frauen werfen Weinstein Vergewaltigung vor. Eine von ihnen ist die aus der Serie "Boardwalk Empire" bekannte Darstellerin Paz de la Huerta.

Harvey Weinstein (mitte) zusammen mit seinem Freund Quentin Tarantino (links) und dem Schauspieler Frank Nero im Februar 2016 Bild: Getty Images/A. E. Rodriguez

Die New Yorker Polizei kündigte am Freitag an, im Fall dieser Schauspielerin einen Haftbefehl gegen Weinstein wegen Vergewaltigung vorzubereiten. Würde Weinstein sich in New York aufhalten, "dann würden wir ihn unverzüglich festnehmen", sagte der Chefermittler der New Yorker Polizei, Robert Boyce. Da Weinstein aber in einem anderen Bundesstaat sei und der Vergewaltigungsfall einige Jahre zurückliege, müsse zunächst vor Gericht ein Haftbefehl erwirkt werden, sagte Boyce. Dafür stelle die Polizei gerade Beweismaterial zusammen. Gegen Weinstein wird bereits in Los Angeles, Beverly Hills und London ermittelt.

ml/mak (ape, rtre, afp)

 

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