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HSV - kein Bundesliga-Aufstieg und viele offene Fragen

5. Juni 2023

Wie geht es nach dem verpassten Aufstieg in der Relegation gegen den VfB Stuttgart bei Bundesliga-Dino Hamburger SV weiter? Der Klub muss für ein weiteres Jahr in der 2. Liga planen und neu die Weichen stellen.

Spieler des VfB Stuttgart bejubeln ein Tor, während ein HSV-Spieler enttäuscht den Kopf hängen lässt
Es reicht (wieder) nicht für den HSV - Stuttgart setzt sich in der Relegation unter dem Strich verdient durchBild: Christian Charisius/dpa/picture alliance

Fünf Jahre Leiden aus Sicht des Hamburger SV gehen in die Fortsetzung. Der HSV hat in der Bundesliga-Relegation gegen den VfB Stuttgart erneut nicht den ersehnten Wiederaufstieg in die erste Liga geschafft. Nachdem die Hamburger das Hinspiel in Stuttgart klar mit 0:3 verloren hatten, endete auch das Rückspiel im eigenen Stadion mit einer 1:3 (1:0)-Niederlage.

"Es ist natürlich brutal enttäuschend", sagte ein deutlich geknickter HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes nach dem Spiel am Sky-Mikrofon. "Ich glaube, heute hat ganz Hamburg dran geglaubt, das hat man von der ersten Sekunde gemerkt, aber letztendlich hat uns dann die zweite Halbzeit das Genick gebrochen." 

Wie geht es weiter beim HSV?

Nachdem die Enttäuschung verarbeitet ist, muss sich der Klub Fragen nach der Zukunft stellen: Bleibt Sportvorstand Jonas Boldt? Darf Trainer Tim Walter, der mit dem HSV nun zweimal in der Relegation scheiterte, einen weiteren Versuch unternehmen, den Aufstieg zu schaffen? Oder macht man einen Schnitt und verpflichtet einen neuen Trainer? "Das ist mir heute wirklich vollkommen egal", wehrte Walter Fragen nach seiner Zukunft im Interview ab. Er besitzt noch einen Vertrag bis 2024. "Ich komme mit Jonas wirklich gut zurecht und wir haben wirklich hier etwas aufgebaut und alles andere interessiert mich nicht." Die Tendenz ist, dass beide bleiben, schließlich hat der Verein die Verträge mit Boldt und Walter erst in der Winterpause verlängert.

Fraglich ist allerdings, ob der für Zweitliga-Verhältnisse durchaus schlagkräftige Kader trotz des Misserfolgs zusammengehalten werden kann. Torschütze Sonny Kittel, seit 2019 beim HSV, wird den Verein möglicherweise verlassen. "Mein Vertrag läuft aus, das ist Fakt", sagte der Stürmer bei Sky. "Gesprochen haben wir noch nicht. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mich wohlfühle in Hamburg, aber mal schauen, was passiert."

Kittels Sturmkollege Robert Glatzel, mit 19 Saisontoren hinter Tim Kleindienst von Aufsteiger 1. FC Heidenheim der zweitbeste Torjäger der Liga, wird mit Werder Bremen in Verbindung gebracht. Er besitzt in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel. Das trifft auch auf den niederländischen U21-Nationalspieler Ludoveit Reis zu.

Schalke und Hertha als starke Konkurrenz

Der Aufstieg in die Bundesliga wird in der kommenden Saison mit Sicherheit nicht einfacher als in dieser Spielzeit. Mit dem SV Darmstadt 98 und Heidenheim sind zwei Klubs aufgestiegen, die nicht unbedingt den Aufstieg als Ziel hatten. Für sie kommen als Absteiger nun aber mit dem FC Schalke 04 und Hertha BSC zwei Vereine runter, die alles daran setzen werden, sofort wieder aufzusteigen.

Auf die Unterstützung seiner Fans kann sich der Hamburger SV stets verlassenBild: Marcus Brandt/dpa/picture alliance

Keine Sorgen machen muss sich der HSV dagegen, was die Unterstützung durch seine Fans angeht. Wie bereits im sportlich enttäuschenden Hinspiel feuerten die Anhänger ihre Mannschaft auch im Rückspiel frenetisch an - selbst dann noch, als nach den Gegentoren endgültig klar war, dass es wieder nichts wird mit dem Aufstieg. Auch nach dem Abpfiff feierten sie das Team und Trainer Walter minutenlang.

"Für Trauer ist keine Zeit", sagte Heuer Fernandes, der dabei allerdings die Tränen selbst nicht zurückhalten konnte. "Was wir als Mannschaft für eine Einheit sind, das ist top. Und wir werden weitermachen." Das unterstrich auch Walter: "Das große Ziel bleibt aus, aber wir geben nicht auf", sagte er. "Ich bin extrem stolz auf meine Mannschaft und meine Angestellten. Es ist wirklich unglaublich, mit welchem Charakter die Jungs ans Werk gehen. Ich bin durch und durch Hamburger, von daher habe ich heute Freude, obwohl es mir schwerfällt und ich extrem traurig bin."

Große Vergangenheit

Der HSV zählte einst zu den besten und erfolgreichsten deutschen Fußballvereinen. Sechsmal war der Verein der 2022 verstorbenen Klublegende Uwe Seeler deutscher Meister (1923, 1928, 1960, 1979, 1982, 1983), dazu dreimal DFB-Pokalsieger (1963, 1976, 1987). 1977 gewannen die "Rothosen" den Europapokal der Pokalsieger und 1983 den Europapokal der Landesmeister. Seit den 1980er Jahren konnte der Verein aber nicht mehr an die großen Zeiten anknüpfen und seit dem Pokalsieg von 1987 keinen Titel mehr gewinnen.

Felix Magath (mit Pokal) war 1983 in Athen beim 1:0-Sieg gegen Juventus Turin der SiegtorschützeBild: imago/WEREK

In der Saison 2009/2010 nahm der HSV zuletzt an einem Europapokal-Wettbewerb teil: In der Europa League kam im Halbfinale gegen den FC Fulham das Aus. Nach 2012 schafften es die Hamburger nur noch einmal, die Bundesliga-Saison in der oberen Tabellenhälfte abzuschließen. Zweimal rettete sich der HSV erst in der Relegation, bevor 2018 endgültig der erstmalige Abstieg in die 2. Liga folgte. Die Hamburger waren zu diesem Zeitpunkt das letzte noch verbliebene Gründungsmitglied der Bundesliga, das seit Ligastart im Sommer 1963 noch nie abgestiegen war.

Die bisherigen Versuche des HSV, wieder in die erste Liga zurückzukehren, scheiterten allesamt. Nach dem Abstieg kam die Mannschaft dreimal in Folge am Ende nur auf Rang vier - teilweise, weil man im Endspurt der Saison reihenweise Punkte verschenkte und eine gute Ausgangsposition doch noch aus der Hand gab. 2022 erreichte der HSV als Dritter zwar die Relegation, konnte sich aber nicht gegen Hertha BSC durchsetzen - so wie jetzt gegen den VfB Stuttgart.

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Hamburger SV - VfB Stuttgart 1:3 (1:0) / Hinspiel 3:0 für den VfB Stuttgart

Tore: 1:0 Kittel (6.), 1:1 Millot (48.), 1:2 Millot (64.), 1:3 Silas (90.+7)

Zuschauer: 57.000 (ausverkauft)