An diesem Freitag startet die FIFA-Frauen-WM in Frankreich. Wer ist Favorit? Titelverteidiger USA? Wie stehen die Chancen für die deutschen Frauen? Wir beantworten die fünf wichtigsten Fragen.
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Wie lange dauert das Turnier und wie viele Teams nehmen teil?
Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen gibt es seit 1991, wird - wie bei den Männern - alle vier Jahre ausgetragen und findet dieses Mal vom 7. Juni bis 7. Juli in Frankreich statt. 552 Spielerinnen in 24 Teams kämpfen um den WM-Pokal.
Das Eröffnungsspiel bestreiten im Pariser Prinzenpark WM-Gastgeber Frankreich und Südkorea. Die Partie war bereits nach 48 Stunden restlos ausverkauft, ebenso wie die Halbfinal-Begegnungen und das Endspiel. Nach der Gruppenphase geht es ab dem 22. Juni in die K.o.-Phase, dann werden die Achtelfinals ausgespielt. Die beiden besten Teams treten am 7. Juli im Stade de Lyon zum Finale an. Einen Tag zuvor findet in Nizza das Spiel um Platz drei statt.
Wer sind die Favoritinnen?
Natürlich der Titelträger, die USA: Keine andere Mannschaft hat bei den bisher sieben Weltmeisterschaften so oft gewonnen wie die US-Amerikanerinnen, nämlich drei Mal (1991, 1999, 2015). Nur einmal weniger jubelten die Deutschen: 2003 und 2007 waren sie die Besten der Welt, zudem feierten sie beachtliche acht Europameistertitel.
2011 haben die Japanerinnen mit dem WM-Sieg Blut geleckt, sie werden ebenfalls hoch gehandelt. Gastgeber Frankreich hofft auf den Heimvorteil und will erstmals den Titel gewinnen - mit Siegen in der jüngeren Vergangenheit gegen Deutschland, die USA, Brasilien und Kanada im Rücken ist das keineswegs abwegig.
Der amtierende Europameister Niederlande (2017) gehört mittlerweile ebenfalls zu dem elitären Kreis derer, die man auf dem Zettel haben muss, genauso wie die Schwedinnen, Engländerinnen und Spanierinnen, die mit acht Siegen aus acht Qualifikationsspielen als Geheimfavoriten gelten.
Welche Zielsetzung hat Deutschland?
Die Deutschen gehen mit ihrer neuen Trainerin Martina Voss-Tecklenburg ins Turnier. Die 51-Jährige ist die Nachfolgerin von Interimscoach Horst Hrubesch und hat selbst 125 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft bestritten, ist viermalige Europameisterin und Vize-Weltmeisterin. Zuletzt trainierte sie die Auswahl der Schweiz.
Sie verjüngte die Mannschaft, machte Alexandra Popp zur Spielführerin und gibt keine zu hohen Ziele aus: "Erstmal wollen wir die Gruppenphase möglichst als Erste abschließen. Das nächste Ziel ist die Qualifikation für Olympia 2020. Dazu müssen wir zu den drei besten europäischen Teams gehören, also mindestens das Viertelfinale, vielleicht sogar das Halbfinale erreichen." In den letzten Wochen hat sie die Mannschaft zu einer Einheit geformt. Alle spürten die "positive Energie", sagte Voss-Tecklenburg.
Deutschland trifft in der Gruppe B auf China (8. Juni, 15 Uhr MESZ), Spanien (12. Juni, 18 Uhr) und Südafrika (17. Juni, 18 Uhr).
Wer sind die besten Spielerinnen?
Schaut man in die WM-Historie, dann ragt ein Name heraus: Brasiliens Marta, mit 15 Toren Rekord-Torjägerin bei Weltmeisterschaften. Die sechsmalige Weltfußballerin wird in Frankreich für die Seleçao stürmen. Auch für die gleichaltrige Megan Rapinoe werden es wahrscheinlich die letzten Spiele beim bedeutendsten Frauenfußballturnier der Welt sein. Die Flügelflitzerin aus den USA gewann vor vier Jahren den Titel.
Drei Champions-League-Titel in Folge hat die Japanerin Saki Kumagai von Olympique Lyon geholt - als Kapitänin führte sie Japan zum Gewinn des Asien-Pokals im vergangenen Jahr. Der Star des französischen Teams ist Wendie Renard - die 1,87 Meter große Abwehrchefin von Olympique Lyon gilt als ausgezeichnete Innenverteidigerin. Mit 32 Treffern in 86 Länderspielen gehört die deutsche Mittelfeldspielerin Dzsenifer Marozsan ebenfalls zu den Top-Spielerinnen der WM.
Die beste Stürmerin der Welt, die Norwegerin Ada Hegerberg, ist nicht dabei - die Ballon-d'Or-Trägerin von 2018 trat wegen eines Disputs mit dem norwegischen Fußballverband NFF aus der Nationalmannschaft zurück. Danach entschied der NFF als erster Verband weltweit, Frauen- und Männerteams gleich zu bezahlen.
Was ist neu?
Zum ersten Mal gibt es nach der Männer-WM in Russland nun auch den Videobeweis bei den Frauen. Im Gegensatz zu dem weiblichen Personal in den Stadien werden dazu aber nur männliche Video-Assistenten eingesetzt, die schon Praxis-Erfahrung haben. Aus Deutschland sind dafür Felix Zwayer, Bastian Dankert und Sascha Stegemann dabei. Als Haupt-Schiedsrichterinnen auf dem Platz vertreten Bibiana Steinhaus (bereits zum dritten Mal nach 2011 und 2015) und Riem Hussein den DFB bei der WM. Als Schiedsrichter-Assistentin ist Katrin Rafalski dabei.
Neu ist auch die Höhe des Preisgeldes, das die FIFA auf rund 27 Millionen Euro verdoppelt hat. Die Weltmeisterinnen gewinnen 3,6 Millionen Euro. Das ist immer noch nur ein Bruchteil im Vergleich zu der männlichen Konkurrenz: In Russland schüttete die FIFA für Weltmeister Frankreich im vergangenen Sommer 32,3 Millionen Euro aus. Sollten die Deutschen siegen, erhält jede Spielerin vom DFB eine neu ausgehandelte Rekordprämie von 65.000 Euro. Zum Vergleich: Der DFB hätte den Männern im Falle eines WM-Triumphs 2018 in Russland 350.000 Euro pro Spieler gezahlt.
Die Top-Spielerinnen der Frauenfußball-WM
Welche Spielerin drückt der Frauen-WM ihren Stempel auf? Wer avanciert zum Superstar des Turniers? In den Kadern der 16 WM-Teilnehmer finden sich viele sehr gute Spielerinnen - diese zwölf stechen heraus.
Bild: picture-alliance/Citypress24/S. Chamid
Lieke Martens (Niederlande)
Die 26-Jährige war schon beim Gewinn des EM-Titels im eigenen Land der Star der Niederländerinnen: Lieke Martens, Stürmerin der "Oranjevrouwen" und beim FC Barcelona, weswegen sie mittlerweile den Spitznamen "Messis kleine Schwester" trägt. Martens bestimmt das Spieltempo, sie dribbelt, und sie sucht den Abschluss. 2017 wurde sie zur Weltfußballerin des Jahres gewählt.
Bild: picture-alliance/Citypress24/S. Chamid
Christine Sinclair (Kanada)
Die Rekordspielerin und -torschützin der kanadischen Mannschaft tritt in Frankreich bereits zur fünften Weltmeisterschaft ihrer Karriere an. Sinclair, die trotz ihrer fast 36 Jahre nach wie vor die wichtigste Spielerin ihres Teams ist, debütierte vor 19 Jahren für Kanada. Ihre Bilanz von 282 Länderspielen und 181 Toren* spricht für sich. (*Stand 24.05.2019)
Bild: picture-alliance/empics
Wendie Renard (Frankreich)
Wendie Renard (l.) ist das Herzstück von Olympique Lyon und des französischen Nationalteams. Die Innenverteidigerin holte mit Lyon 13-mal in Folge den französischen Titel und insgesamt sechsmal die Champions League. Die 28-Jährige gilt als eine der besten Defensivspielerinnen der Welt und für Frankreich unersetzbar bei dem Ziel, die Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2019 im eigenen Land zu gewinnen.
Bild: Getty Images/AFP/Jonathan Nackstrand
Lucy Bronze (England)
Ein großartiger Treffer der Verteidigerin von Olympique Lyon gegen ihren ehemaligen Verein Manchester City im Halbfinale der Champions League 2018 brachte Lucia Roberta Tough Bronze die Nominierung für das UEFA-Tor der Saison ein. Die 27-Jährige gilt als eine der besten Fußballerinnen der Welt und verspricht, bei der Weltmeisterschaft 2019 eine Schlüsselspielerin für England zu werden.
Bild: Getty Images/N. Baker
Irene Paredes (Spanien)
Die 27-Jährige ist schnell, zweikampf- und kopfballstark, dazu auch noch torgefährlich. Die Innenverteidigerin, die seit 2016 für Paris St. Germain spielt, erzielte in der WM-Qualifikation für Spanien vier Treffer und war damit die erfolgreichste Torschützin ihres Teams. Paredes gilt als eine der besten Abwehrspielerinnen der Welt. Bei der WM trifft sie mit Spanien in der Vorrunde auf Deutschland.
Bild: picture-alliance/NurPhoto/J. Breton
Marta (Brasilien)
"Kämpfe gegen ihre Vorurteile, fehlende Unterstützung, gegen alles - die Leute, die sagen, dass du es nicht kannst", schrieb Marta Vieira da Silva in einem Artikel für "The Players' Tribune". Sechsmal wurde die 33-Jährige als Weltfußballerin geehrt. Für viele Experten ist die Stürmerin aus Brasilien, die ihr Geld beim US-Klub Orlando Pride verdient, immer noch die beste Spielerin der Welt.
Bild: Getty Images
Carli Lloyd (USA)
Die 36 Jahre alte Angreiferin ist immer dann zur Stelle, wenn es wirklich darauf ankommt. 2008 und 2012 erzielte sie entscheidende Tore zum Olympiasieg der USA. 2015, beim letzten WM-Finale, gelangen ihr beim 5:2-Sieg der Amerikanerinnen gegen Japan drei Treffer. Ihre Bilanz: 273 Länderspiele, 110 Tore und 52 Vorlagen*. 2015 und 2016 war sie Weltfußballerin des Jahres. (*Stand 28.05.2019)
Bild: Getty Images/P. Vilela
Asisat Oshoala (Nigeria)
Der Stern der wuchtigen Stürmerin ging 2014 bei der U20-WM in Kanada auf. Oshoala verlor damals zwar mit den Nigerianerinnen das Finale, gewann aber den Goldenen Ball als beste Spielerin und den Goldenen Schuh als beste Torschützin des Turniers. Mittlerweile spielt die 24-Jährige beim FC Barcelona. Sie gewann mit Nigeria zweimal den Afrika Cup und war dreimal Afrikas Fußballerin des Jahres.
Bild: Getty Images/AFP/A. Kisbenedek
Dzsenifer Marozsan (Deutschland)
Die deutsche Nummer 10 ist die perfekte Spielmacherin: stark im Dribbling, torgefährlich und gut bei Standards. Marozsan ist eine der am höchsten dekorierten Fußballspielerinnen aus Deutschland. Viermal gewann die gebürtige Ungarin bereits die Champions League. 2016 gab es Olympia-Gold, drei Jahre zuvor den EM-Titel. Jetzt soll es mit den DFB-Frauen für die 27-Jährige auch bei der WM klappen.
Bild: picture-alliance/GES/T. Eisenhuth
Amandine Henry (Frankreich)
Fast jeder Angriff läuft über die Mittelfeldspielerin Amandine Henry (r.), egal ob im Verein bei Olympique Lyon oder in der französischen Nationalmannschaft. Sie ist eine Ballerobererin, die von der Defensive schnell auf Offensive umschalten kann. Die Art und Weise, wie sie ein Spiel lesen kann, ist ein Grund dafür, warum die 29-Jährige zu den besten Fußballerinnen der Welt zählt.
Bild: Reuters/V. Ogirenko
Samantha Kerr (Australien)
Samantha Kerr hält den Rekord von 50 Toren in der National Women's Soccer League in den USA. Bereits im Alter von 15 Jahren debütierte sie in der australischen A-Nationalmannschaft der Frauen. Seitdem führte sie die "Matildas" auf den sechsten Platz in der FIFA-Weltrangliste und zur Qualifikation für die Frauen-Weltmeisterschaft 2019. Jeden Treffer feiert die 25-Jährige mit einem Salto.
Bild: Getty Images/G. Denholm
Saki Kumagai (Japan)
Mit Olympique Lyon gewann die 28 Jahre alte Innenverteidigerin sechs französische Meisterschaften und vier Champions-League-Titel in Folge. Zuvor spielte Kumagai zwei Jahre für den 1. FFC Frankfurt und holte auch hier den Titel in der Königsklasse. Mit dem Nationalteam gewann sie 2014 und 2018 die Asien-Meisterschaft. Im WM-Finale 2011 gegen die USA gelang ihr der Siegtreffer im Elfmeterschießen.