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PanoramaGlobal

Bleibt Boxen nach Paris 2024 olympisch? IOC erhöht Druck

20. März 2024

Nach wie vor droht dem Boxen das Aus bei den Olympischen Spielen. Es gibt zwar einen neuen Weltverband, der aber dringend mehr Mitglieder braucht. Viel hängt von einem Urteil des CAS ab.

Beim olympischen Boxturnier 2021 in Tokio trifft der Marokkaner Youneess Baalla den Neuseeländer David Nyika am Kopf.
Wird Boxen nach den Spielen in Paris aus dem Olympischen Programm gestrichen? Bild: Valery Sharifulin/TASS/dpa/picture alliance

Kit McConnell, Sportdirektor des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), wurde deutlich. "Die IBA [International Boxing Association - Anm. d. Red.] wird in keiner Weise beteiligt sein, wenn - und ich sage ausdrücklich wenn - Boxen im Programm der Olympischen Spiele von Los Angeles 2028 steht."

Zum jetzigen Zeitpunkt sei Boxen nicht als Sportart für die Spiele in vier Jahren bestätigt, betonte McConnell am Dienstag (19. März) bei einer Pressekonferenz des IOC. Boxen werde 2028 nur dabei sein, "wenn wir einen neuen Boxverband haben, der von den nationalen Verbänden unterstützt wird und mit dem wir partnerschaftlich zusammenarbeiten können." 

Boxen hat eine lange olympische Tradition. Es wurde bereits bei den Olympischen Spielen der Antike ausgeübt und ist seit 1904 Teil der Olympischen Spiele der Neuzeit.

Die IOC-Vollversammlung hatte der IBA im Oktober 2023 in Mumbai in Indien die olympischen Rechte endgültig entzogen. Der Weltboxverband war bereits seit 2019 suspendiert, unter anderem wegen des Verdachts der Korruption sowie manipulierter Kampfurteile.

An der Spitze der IBA steht der Russe Umar Kremlev, ein enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin. Finanziert wird der Verband in erster Linie vom russischen Staatskonzern Gazprom.

27 Verbände - noch zu wenig für das IOC

Bei den Sommerspielen 2021 in Tokio hatte das IOC das olympische Boxturnier selbst organisiert. Und auch für die bevorstehenden Spiele in Paris (26. Juli bis 11. August) ist ein IOC-Gremium zuständig: die "Paris Boxing Unit". Danach sei mit dieser Praxis aber Schluss, hat das IOC mehrfach klargestellt. Normalerweise sind die Weltverbände der Sportarten für ihre olympischen Wettkämpfe verantwortlich, nicht das IOC.

Das neu gewählte Präsidium des Boxverbands World Boxing mit dem deutschen Vertreter Michael Müller (4.v.l.)Bild: Norbert Schmidt/picture alliance

Im vergangenen Jahr hatten einige nationale Verbände der IBA den Rücken gekehrt und einen neuen Weltverband mit dem Namen World Boxing gegründet. "Wir haben festgestellt, dass es die einzige Möglichkeit ist, das olympische Boxen zu retten. Das haben wir entschlossen umgesetzt", sagt Michael Müller der DW. Der Sportdirektor des Deutschen Boxsport-Verbands (DBV) gehörte zu den treibenden Kräften der Revolte gegen die IBA und sitzt im Vorstand von World Boxing.

27 nationale Verbände haben sich inzwischen World Boxing angeschlossen, darunter auch der Verband der USA, der erfolgreichsten Box-Nation bei Olympischen Spielen. Noch ist die Zahl der Mitglieder jedoch zu gering, um vom IOC als Ansprechpartner akzeptiert zu werden. Zum Vergleich: Die IBA vertritt nach eigenen Angaben immer noch 195 Verbände.

IBA versucht immer noch mitzumischen

Auch Deutschland taucht in der IBA-Liste weiter auf, allerdings mit dem Vermerk "provisorisch". "Die IBA versucht massiv, Einfluss zu nehmen. Sie hat mitgeholfen, einen neuen deutschen Verband zu gründen, die German National Boxing Association", erläutert DBV-Sportdirektor Müller.

"Das Geld dafür stammt von der IBA, vermutlich Gazprom. Das hat der Generalsekretär dieses Verbands uns gegenüber unumwunden bestätigt. Damit wird versucht, den DBV zu destabilisieren, was ein aussichtsloses Unterfangen ist. Das ist in anderen Ländern ähnlich." Etwa in Brasilien, wo sich der nationale Verband ebenfalls World Boxing angeschlossen hatte und danach auch ein neuer, IBA-loyaler Verband gegründet wurde.

IBA-Präsident Umar Kremlev gilt als enger Vertrauter Wladimir PutinsBild: Sondeep Shankar/Pacific Press/picture alliance

Noch sind in World Boxing überwiegend Nationen aus Europa, Nord- und Südamerika sowie Ozeanien vertreten. Die Verbände Afrikas und Asiens halten sich noch weitgehend zurück - möglicherweise auch, weil die finanzstarke IBA ihnen viel Geld verspricht.

Das Konzept des neuen Verbands World Boxing sei ein anderes, sagt Müller: "Wir wollen in den Sport investieren. In professionelle Kampfrichter, elektronische Handschuhe und Mundschutze sowie objektive Kamerasysteme, damit wir zu wirklich neutralen, objektiv gemessenen Urteilen kommen. Das ist teuer. Aber alles andere ist zweitrangig."

CAS-Urteil mit Schlüsselrolle

Viel wird von einem Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) abhängen, das in zwei bis drei Wochen erwartet wird. Die IBA hatte gegen die Aberkennung der olympischen Rechte durch das IOC geklagt. Michael Müller rechnet nicht damit, dass der Einspruch des alten Verbands Erfolg hat.

"Die Faktenlage ist eigentlich klar. Die IBA hat in erheblichem Maße gegen die Olympische Charta verstoßen", sagt das Vorstandsmitglied von World Boxing. "Dennoch ist das IOC verpflichtet, bis dahin Neutralität zu wahren. Wenn der CAS zugunsten des IOC urteilt, stehen wir jederzeit für Gespräche zur Verfügung."

IOC-Sportdirektor McConnell machte klar, dass es keinen festen Zeitplan für das weitere Vorgehen gebe. Nur so viel: "Es liegt jetzt in der Hand der nationalen Verbände selbst, wenn sie wollen, dass es weiterhin Boxen bei Olympischen Spielen gibt." Mit anderen Worten: Sie müssen dem neuen Verband beitreten. Michael Müller von World Boxing gibt sich gelassen.

"Sollte World Boxing vom IOC die olympischen Rechte übertragen bekommen, dann ist klar: Nur der kann an der Olympia-Qualifikation für Los Angeles und auch am olympischen Turnier teilnehmen, der Mitglied von World Boxing ist", sagt der deutsche Boxfunktionär der DW: "Sie werden erleben, wie schnell sich die Nationen für einen fairen und sauberen Sport entscheiden werden. Da bin ich sehr optimistisch."

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