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Technik

Huawei stellt eigenes Betriebssystem vor

10. August 2019

Huawei fürchtet, dass die USA ihm den Zugang zum Android-System von Google versperren. Deshalb hat der chinesische Konzern ein eigenes Betriebssystem namens "Harmony" entwickelt. Nun wurde es öffentlich präsentiert.

China, Dongguan: Betriebssystem Huawei Harmony
Bild: picture-alliance/A. Chang

Huawei ist nach eigenen Angaben schon jetzt in der Lage, in seinen Smartphones das Google-System Android durch eigene Software zu ersetzen. Sollte Huawei künftig Android nicht mehr nutzen können, "können wir sofort vollständig auf HarmonyOS umstellen", sagte der Manager Richard Yu auf der Entwicklerkonferenz im südchinesischen Dongguan. Dem chinesischen Smartphone-Anbieter und Netzwerk-Ausrüster Huawei drohen Sanktionen aus den USA, die das Unternehmen umgehen will - zugleich will es unabhängiger von Google werden.

Das HarmonyOS oder HongMeng getaufte System werde "mehr Harmonie und Komfort in die Welt bringen", sagte Yu. Die zukunftsgerichtete Software sei "sicher" und unterscheide sich von Android sowie vom Apple-Betriebssystem iOS. Der Telekommunikationskonzern machte dabei klar, dass er weiterhin Android bevorzuge. Jedoch sei der Konzern vorbereitet, sollte die Nutzung nicht mehr möglich sein. Im Mai hatte Yu bereits der "Welt" gesagt, Huawei sei "gewappnet", sollte das chinesische Unternehmen andere Systeme nicht mehr nutzen können. "Das ist unser Plan B."

Der Huawei-Manager Richard Yu stellte das Betriebssystem in Dongguan vorBild: picture-alliance/dpa/Huawei

Der US-Konzern Google rüstet mit seinem Betriebssystem Android derzeit noch die große Mehrheit der Smartphones weltweit aus, darunter auch die Huawei-Telefone. Huawei arbeitet aber auch bereits seit Jahren an einem eigenen Betriebssystem - um unabhängiger zu werden und nun auch, um drohende US-Sanktionen zu umgehen.

Schwarze Liste

Die USA hatten Huawei kürzlich auf eine schwarze Liste gesetzt. Das Land befürchtet Spionage, was das chinesische Unternehmen zurückweist. US-Präsident Donald Trump untersagte zudem Unternehmen seines Landes per Dekret die Nutzung von Telekommunikationstechnik, die als Sicherheitsrisiko eingestuft wird - das zielt auf Huawei ab. Daraufhin schränkten mehrere Unternehmen ihre Zusammenarbeit mit Huawei ein, auch Google selbst.

Zwar gewährte die US-Regierung kürzlich einen Aufschub von drei Monaten für Technologieexporte an Huawei - dieser läuft aber Ende kommender Woche ab. Vor allem die eingeschränkte Zusammenarbeit von Google mit Huawei könnte letztlich weitreichende Folgen für die Nutzer haben - betroffen wären nicht nur Updates von Android, sondern auch der Zugriff auf Dienste wie Gmail und Google Maps. Die Aussicht, dass Huawei-Smartphones keine Updates des Android-Betriebssystems mehr bekommen, ließ zeitweise auch die Verkäufe in Europa einbrechen - auch wenn sich der Absatz inzwischen nach Angaben des Konzerns weitgehend erholt hat.

Nächste Generation von Betriebssystemen

HarmonyOS ist auch insofern ein Neuanfang, dass es im Gegensatz zu den meisten heutigen Plattformen nicht auf Betriebssystemen wie Unix oder Linux basiere, betonte Huawei. Der Konzern entwickelte es mit der Vision, dass die Software auf dem Gerät selbst relativ wenig Speicherplatz benötigt, während ein großer Teil der Arbeit über schnelle Netze an Rechenzentren abgegeben wird. HarmonyOS repräsentiere damit wahrhaft die nächste Generation von Betriebssystemen für alle Szenarien, schwärmte Yu. Den sogenannten Microkernel-Ansatz, bei dem das Betriebssystem auf die wichtigsten Funktionen reduziert ist, verfolgt laut Medienberichten auch Google bei einer neuen Software mit dem Namen Fuchsia.

Huawei will nun die erste Version seines eigenen Betriebssystems in China noch in diesem Jahr auf den Markt bringen. In den kommenden Jahren sollen Produkte wie Smartwatches und intelligente Lautsprecher dazukommen. Das System werde auf Open Source basieren, also auf einem öffentlichen Quellcode, sagte Yu. Das Unternehmen wolle ein globales Betriebssystem schaffen, das "nicht nur von Huawei genutzt wird".

Experten gehen indes davon aus, dass der Konzern sein eigenes System eher auf dem chinesischen Markt nutzen und dort seine Geräte damit ausstatten wird. Außerhalb des Landes dürfte es demnach schwer werden für das Unternehmen, die Verbraucher von der Alternative zu Android zu überzeugen.

kle/mir (afp, dpa)     

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