Derzeit findet die "Grüne Woche" in Berlin statt, die größte Landwirtschaftsmesse der Welt. Parallel dazu laufen Proteste für eine andere Agrarpolitik. Zum Beispiel für eine ökologischere und nachhaltigere.
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DW: Herr Weiger, Sie waren Hauptredner auf der Demonstration "Wir haben es Satt", die am Wochenende in Berlin stattgefunden hat. Was läuft aus Ihrer Sicht schief?
Hubert Weiger: Die deutsche und europäische Agrarpolitik ist nicht in der Lage, den zentralen Herausforderungen unserer Zeit Rechnung zu tragen: Arbeitsplätze werden so nicht gesichert, immer mehr Bauernhöfe geben auf. Inzwischen arbeiten nur noch etwas mehr als ein knappes Prozent der Beschäftigten in der Landwirtschaft.
Das heißt: Auch die bäuerliche Strukturen sind inzwischen bedroht. Um aber auch ökologische Ziele zu erreichen, sind bäuerliche Strukturen unverzichtbar.
Die Agrarpolitik fördert leider kein nachhaltiges Wirtschaften sondern unterstützt vor allem agrarindustrielle Strukturen. Die Betriebe werden immer größer, sie wirtschaften immer intensiver, um überleben zu können. Das führt dann zu Systemen der nicht artgerechten Tierhaltung und in Deutschland zu einem dramatischen Rückgang von Tier- und Pflanzenarten. Aus diesem Grund brauchen wir dringend eine ökologische und soziale Agrarwende, die der Landwirtschaft wieder eine Perspektive gibt und gesunde Lebensmittel krisensicher und nachhaltig erzeugt.
Welche Rolle spielt die EU?
Die EU hat verbindlich Ziele beschlossen, für saubere Gewässer, sauberes Trinkwasser, saubere Luft und für den Klimaschutz. Auch der Verlust von Tier- und Pflanzenarten soll gestoppt werden. Aber alle diese Ziele werden verfehlt, wenn wir nicht endlich eine nationale und europäische Agrarwende durchführen.
Und welche Rolle spielt Deutschland?
Die deutsche Agrarpolitik setzt seit Jahren auf Wachstum, auf Agrarexporte und möglichst billige Agrarprodukte. In unseren Augen ist das extrem schädlich. Denn für solche billigen Produkte werden zum Beispiel Gesetze zum Schutz des Grundwassers aufgeweicht, europäische Richtlinien werden nicht umgesetzt.
Was sind die Konsequenzen?
Ausbaden und bezahlen müssen das die Bürger: Bezahlt wird dies mit dem Verlust von naturnahen Landschaften, mit der Belastung unserer Lebensgrundlagen und unserer Gesundheit. Das Trinkwasser wird belastet mit Nitrat aus Überdüngung und muss kostspielig aufbereitet werden. Es hat gesundheitliche Folgen, wenn Fleisch Antibiotikarückstände enthält. In der Umgebung von agrarindustriellen Tierhaltungsanlagen leiden zum Beispiel vor allem Kleinkinder und alte Menschen unter Atemwegserkrankungen.
Was sollte verändert werden?
Für diese Entwicklung sind nicht die Bauern in erster Linie verantwortlich. Wir brauchen eine Änderung der Rahmenbedingungen von der Politik, damit wir die festgesetzten Ziele zur Erhaltung unserer Lebensgrundlage tatsächlich erreichen.
Der wichtigste Schritt wäre die klare Bindung der Tierhaltung an die Fläche. Das heißt, dass die Bauern nur so viele Tiere halten können wie sie an eigener Fläche haben und von dieser eigenen Fläche ernähren können. Denn dann werden die tierischen Ausscheidungen wieder wertvoller Dünger und sind kein Abfall.
Was kann die EU tun?
Auf europäischer Ebene müssen wir die Förderung verändern. Öffentliche Gelder sollen auch für öffentliche Leistungen gezahlt werden, für Leistungen an Umwelt und Natur. Dazu zählt dann natürlich auch die Förderung des ökologischen Landbaus.
Wir brauchen ein Gesamtkonzept national wie europäisch, damit wir tatsächlich eine flächendeckende nachhaltige Landwirtschaft bekommen. Wichtig ist aus unserer Sicht auch die Veränderung des Leitbildes: Gebraucht wird ein Leitbild von bäuerlicher Nachhaltigkeit und ein Abschied von der Orientierung am Weltmarkt. Eine Landwirtschaft, die vorrangig die europäische Bevölkerung krisensicher und nachhaltig mit der eigenen Fläche ernährt.
Welche Rolle haben Landwirte beim Klimaschutz?
Die Landwirtschaft ist vom Klimawandel doppelt betroffen. Sie ist Hauptopfer durch Hochwässer, lange Trockenzeiten und Sturmschäden. Die Landwirtschaft ist aber auch Verursacher durch Überdüngung der Böden und den damit verbundenen Emissionen von Treibhausgasen.
Die Landwirtschaft kann aber auch das Klima entlasten und Kohlenstoff binden, in erster Linie durch Bildung von Humus im Boden.
Eventuell gibt es wieder eine Große Koalition aus Union und SPD. Würde sich da etwas ändern?
In den Ergebnissen der Sondierung stehen punktuelle Verbesserungen. Es gibt offensichtlich Schritte zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und das bedeutet auch eine Ökologisierung der konventionellen Landwirtschaft. Aber es fehlen die klaren Ziele bei der Tierhaltung, zum Beispiel der Ausstieg aus der industriellen Tierhaltung und die Verringerung der Importe von Futtermitteln.
Jetzt gibt es Proteste gegen die aktuelle Agrarpolitik. Stimmt Sie das optimistisch?
Ich habe durchaus Hoffnung: Die Frage der Zukunft der Landwirtschaft ist inzwischen im Zentrum der Gesellschaft angekommen. Die Betroffenheit über den Umgang mit Tieren und die Verschmutzung des Wassers nimmt zu. Vor wenigen Jahren hat dies die Öffentlichkeit nur am Rande interessiert.
Auch haben wir die größten Proteste gegen Glyphosat, die es überhaupt jemals gegeben hat, die größten Unterschriftenaktionen sowohl national wie europäisch. Damit ist die Voraussetzung gegeben, dass die Politik dies als zentrales Thema erkennt und sich zu bewegen beginnt.
Es gibt keine Akzeptanz mehr dafür, dass Milliarden Euro bereitgestellt werden, um angeblich Bauern zu retten. In Wirklichkeit werden die Bauern damit nicht gerettet. Diese Gelder dienen letztendlich nur einer intensiven Landwirtschaft und diese gefährdet unsere Lebensgrundlagen.
Wo stehen wir in fünf Jahren?
Ich glaube, dass wir staatliche Gütesiegel mit hohen Standards haben, um Transparenz zu schaffen. Zudem wird es viel mehr Initiativen zur Unterstützung einer bäuerlichen, ökologischen Entwicklung geben. Ökologischer Landbau wird keine Nische mehr sein. Auch die Lebensmittel-Discounter werden sich verstärkt diesem Thema widmen.
Und der Bauernverband?
Eine junge Generation wächst nach und wird den Bauernverband verändern. Diese Generation erkennt, dass Umweltschützer nicht die Gegner der Bauern sind. Die Blockade des Bauernverbands von heute gegenüber Natur und Umweltschutz wird der Vergangenheit angehören.
Hubert Weiger ist Vorsitzender des Bunds für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Auf der Demonstration "Wir haben es Satt" wirbt er als Hauptredner für eine Agrarwende..
Das Interview führte Gero Rueter
"Wir haben es satt!"
Zehntausende Menschen demonstrierten in Berlin unter diesem Motto gegen industrielle Landwirtschaft und Massentierhaltung. Anlass ist der Beginn der weltweit größten Agrarmesse, der Grünen Woche.
Bild: V. Haiges
Für eine gerechte Agrarpolitik!
Seit 2011 gehen im Januar regelmäßig Tausende von Menschen auf die Straße, um für eine nachhaltige und ökologische Landwirtschaft zu demonstrieren. Ein breites Bündnis aus mehr als 50 verschiedenen Organisationen ruft jährlich dazu auf.
Bild: V. Haiges
Bunter Protest
Mit Musik, Pappschildern und vielen anderen kreativen Protestformen fordern die Menschen bei ihrem Zug durch das Regierungsviertel einen Wandel in der Umwelt- und Ernährungspolitik. Und Lösungen für die Probleme in der Landwirtschaft.
Bild: V. Haiges
Essen ist politisch!
Zentrales Thema der Demonstration sind die negativen Auswirkungen von industrieller Landwirtschaft und von Massentierhaltung. Die Demonstranten fordern eine Ernährungspolitik, welche auf regionale und nachhaltige Lebensmittel setzt.
Bild: V. Haiges
Trommeln gegen Endlagerung
Doch es geht bei der Demo in Berlin nicht nur um die Ernährung. Umweltaktivisten der Organisation Greenpeace protestieren gegen die nach ihrer Ansicht verfehlte Energiepolitik und gegen die Endlagerung von Atommüll.
Bild: V. Haiges
Tote Bienen
Bei der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor zeigt sich die besondere Kreativität der Proteste. Eine riesige Biene schwebt über den Menschen, um auf das weltweite Bienensterben aufmerksam zu machen. Es wird wohl durch Einsatz von Pestiziden und durch Monokulturen hervorgerufen.
Bild: V. Haiges
Der Fluch der Agrarwirtschaft
Viele Demonstrationsteilnehmer zeigen sich in aufwändigen Verkleidungen. Diese Teilnehmerin tritt als grüne Fee auf, um den Fluch der Agrarwirtschaft zu brechen. Die jährlich 50 Milliarden Euro an Agrarsubventionen aus der EU seien nicht an ausreichende Umwelt- und Tierschutzstandards gekoppelt, erklärt sie.
Bild: V. Haiges
Gegen Glyphosat und Schmidt
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und dessen "Ja" zum Unkrautvernichter Glyphosat steht bei vielen Teilnehmern im Mittelpunkt der Kritik. Glyphosat ist sehr wirksam, gilt als preiswert und wird weltweit in der Landwirtschaft genutzt, um Ernten zu verbessern. Doch das Mittel steht auch im Verdacht, Krebs zu erregen.
Bild: V. Haiges
Große Abschlusskundgebung
Insgesamt berichten die Veranstalter von bis zu 30.000 Teilnehmern. Bei der
Abschlusskundgebung sprachen Umweltaktivisten aus ganz Europa. Den Organisatoren ist es wichtig, nicht nur für eine nachhaltige und regionale Landwirtschaft einzutreten, sondern auch für globale Bauernrechte.
Bild: V. Haiges
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Massentierhaltung - geht es ohne?
"Rezepte für eine bessere Tierhaltung" will der neue Fleischatlas liefern. Herausgegeben wird er von der Umweltorganisation BUND, der parteinahen Böll-Stiftung der Grünen und der Zeitung "Le Monde diplomatique".
Bild: picture-alliance/Presse-Bild-Poss
Globale Massentierhaltung
Die Weltbevölkerung wächst schnell, der Fleischkonsum noch schneller. Allein in China dürfte der Fleischverzehr von jetzt im Durchschnitt 63 Kilogramm pro Person bis 2030 um weitere 30 Kilo steigen. Massentierhaltung bringt immer mehr und immer billigeres Fleisch auf dem Markt. Der Preis: Wälder werden abgeholzt, um für Futterpflanzen Platz zu machen - mit Folgen für Klima und Artenvielfalt.
Bild: picture-alliance/dpa
Weniger Fleisch essen
Deutsche Verbraucher müssten ihren Fleischkonsum halbieren um eine gesunde Ernährung aus einer Tier- und Umweltfreundlichen Landwirtschaft zu beziehen. Kleinere Fleischportionen in Kantinen, Restaurants und Fertiggerichten könnten Signalwirkung haben. Auch ein CO2-Label für Fleisch könnte ein Umdenken fördern, ebenso wie eine "Tierschutzabgabe" zur Förderung artgerechter Tierhaltung.
Bild: picture alliance / Fotoagentur Kunz
Gülle-Einsatz eindämmen
208 Millionen Kubikmeter Gülle und Jauche aus Massentierhaltung im In- und Ausland wurden 2017 auf deutschen Äckern und Weiden als Dünger verteilt. Die Folge: Die Nitrat-Konzentration im Grundwasser überschreitet den EU-Grenzwert zum Teil um das achtfache. Letztendlich zahlen die Verbraucher die höheren Kosten für die Trinkwasseraufbereitung. Nitrat reichert sich auch in Obst und Gemüse an.
Bild: picture alliance/F. May
Mehr Weide statt Stall
"Flächenbindung" ist ein altes Konzept. Als Grundregel soll ein Betrieb nur so viele Tiere halten, wie die eigene Anbauflächen ernähren können. Die Ausscheidungen der Tiere können dann ohne Umweltschäden im landwirtschaftlichen Kreislauf als Dünger verwendet werden. Die Böden der Weideflächen dienen zudem als CO2-Speicher.
Bild: picture-alliance/dpa
Label für gute Tierhaltung
Verbraucher sollten wissen, woher ihr Fleisch kommt. Im aktuellen Fleischatlas fordern die Autoren eine Kennzeichnung über die Art der Tierhaltung mit Angaben über Futtermittel, Platzangebot und Haltung. Die Idee eines Tierschutzlabels könnte allerdings an fehlenden EU-Standards und Regelungen der Welthandelsorganisation (WTO) scheitern.
Bild: picture-alliance/dpa
Alles verwerten
Zwischen 40 und 55 Prozent eines geschlachteten Tieres gelten als "minderwertig" und finden in Deutschland keinen Platz in der Fleischtheke. Ein Teil wird exportiert, was wiederum Probleme auf den lokalen Märkten mit sich bringt. In Deutschland entdecken immer mehr Sterneköche Innereien wie Leber, Nieren oder Hirn neu. Das Ziel: Das ganze Tier direkt zu verwerten, ohne Abfall.
Bild: picture-alliance/dpa/Stockfood
Kombihaltung
Photovoltaik-Anlagen als Schafweide, Streuobstwiesen für Gänsemast und in der Obstplantage Hühner, die Schädlinge fressen und nebenbei die Wiese düngen und dazu noch Eier legen. Eine Win-Win-Situation: Für den Landwirt bedeutet die Kombihaltung ein extra Einkommen, für die Tiere ein artgerechteres Leben.
Bild: picture alliance/blickwinkel/R. Linke
Die Alleskönner
Das Fleisch von Turbo-Milchkühen und industriellen Legehennen lässt sich nicht verkaufen, männlicher Nachwuchs ist deshalb unrentabel. Es gibt aber Tierrassen, die sowohl Fleisch als auch Milch bzw. Eier produzieren. Viele Öko-Landwirte haben alte Nutztierrassen neu entdeckt – und bekommen einen guten Preis für Milch, Eier und Fleisch aus tierschutzgerechter Aufzucht.
Bild: AP
Viele Regeln, wenig Kontrolle
Die Haltung von Nutztieren ist durch EU-Vorschriften und das deutsche Tierschutzgesetz geregelt. Tiere müssen verhaltensgerecht und ohne Schmerzen und Leid gehalten werden. Eine Studie enthüllte jedoch, dass mehr als die Hälfte aller Tiere krank sind. Tierschützer fordern höhere Strafen, mehr staatliche Kontrollen und wollen ein Verbandsklagerecht für Tierschutzverbände einführen.
Bild: picture-alliance/dpa
Preiskampf im Einzelhandel
Fünf Supermarktketten kontrollieren fast drei Viertel des Lebensmittelangebots in Deutschland. Oft diktiert der Einzelhandel die Preise und lockt mit Billigfleisch als Angebot der Woche. Stattdessen könnten die Marktführer ihre Marktmacht nutzen, um Tierschutz und artgerechte Tierhaltung zu fördern, so der Fleischatlas. Etwa mit unabhängig kontrollierten Kennzeichnungen für die Verbraucher.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Baumgarten
EU-Förderung ändern
In Deutschland gehen jährlich rund fünf Milliarden Euro an EU-Zuschüssen vor allem an Großbetriebe, weil die Förderung pro Hektar bezahlt wird. Die Autoren des Fleischatlases fordern eine Umschichtung der EU-Agrarhilfe auf kleinere und mittelgroße Betreibe und mehr Geld für Betriebe, die ihre Tiere art- und umweltgerecht halten.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul
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Deutsche Landwirte in der Sinnkrise
Deutschlands Bauern stehen wegen niedriger Preise für ihre Produkte vor großen Problemen. Gleichzeitig müssen sie sich der Kritik von Tier- und Umweltschützern stellen. Diese fordern eine Agrarwende.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Schulze
Zu viel Milch für zu wenig Abnehmer
Seit die EU die Milchquote abgeschafft hat, findet ein regelrechtes Wett-Melken statt. Die Erzeuger hofften auf neue Märkte und expandierten. Doch das Handelsembargo gegenüber Russland und Chinas Konjunkturschwäche machten ihnen einen Strich durch die Rechnung: Die Preise für Milch, Quark und Butter sind durch die Überproduktion so niedrig, dass die EU den Bauern Hilfsgelder zahlen muss.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Büttner
Das große Höfesterben
"Große Teile der Landwirtschaft stellen sich die Existenzfrage", so der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied. Von 2003 bis 2013 sank die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland um 32 Prozent. Vor allem für kleine Betriebe wird es immer schwieriger, wirtschaftlich zu bestehen.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Zucchi
Wichtiger Arbeitgeber
Mehr als 600.000 Menschen seien in Deutschland unmittelbar in der Landwirtschaft beschäftigt; auf dem Land sei die Branche der wichtigste Arbeitgeber, argumentiert der DBV. "Zukunft sichern - Bauern stärken", lautet deshalb das Motto des diesjährigen Deutschen Bauerntages in Hannover.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Büttner
Romantisierte Vorstellungen
Grüne Wiesen, zufrieden grunzende Schweine und Bauernhof-Idylle: Das verbinden viele Menschen mit der Landwirtschaft. Nach einer im Jahr 2013 durchgeführten Umfrage sehen rund 80 Prozent der Deutschen die heimische Landwirtschaft als "Bestandteil von Heimat und Brauchtum", die "einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege" leiste.
Die Realität sieht meist anders aus: Die moderne, industrielle Landwirtschaft setzt auf Massenproduktion. Streuobstwiesen, Weiher und Randstreifen müssen weichen, damit Traktoren und Mähdrescher freie Bahn haben. Durch Monokulturen und den dafür erforderlichen massiven Einsatz von Pestiziden kommt es zu einer rapiden Abnahme der Artenvielfalt.
Bild: Reuters
Landwirtschaft als Klima-Killer
Die Landwirtschaft trägt maßgeblich zum Ausstoß klimaschädlicher Gase bei, warnt das Umweltbundesamt. Stickstoffhaltige Düngemittel setzen Lachgas frei, das rund 300 mal so klimaschädlich ist wie CO2. Und die rund 4,3 Millionen deutschen Milchkühe produzieren einen Großteil des klimaschädlichen Methans. 2014 war die Landwirtschaft der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland.
Bild: picture alliance/F. May
Fleischproduktion auf Rekordhoch
Deutschland ist das "Schlachthaus Europas": Fast 30 Millionen Schweine, 1,7 Millionen Rinder und 325 Millionen Hühner wurden allein im ersten Halbjahr 2015 hierzulande getötet. Um den Hunger nach billigem Fleisch zu stillen, werden viele Tiere auf engstem Raum gemästet. Damit sie sich nicht gegenseitig verletzen, werden Schweinen die Ringelschwänze und Hühnern die Schnabelspitzen abgeschnitten.
Bild: Getty Images
EU-Subventionen für Großbetriebe
Bis vor wenigen Jahren wurden EU-Subventionen nach dem Gießkannenprinzip verteilt: Je größer der Betrieb, desto mehr Geld gab es. Kleinere Produzenten waren dadurch oft nicht mehr wettbewerbsfähig. Im Jahr 2014 gab es laut DBV in Deutschland rund 280.000 landwirtschaftliche Betriebe, die im Schnitt jeweils knapp 60 Hektar Land bewirtschafteten - das entspricht 84 Fußballfeldern.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul
Mehr Ökolandbau wagen
2014 reformierte die EU ihre Agrarstrategie: Mit den Subventionen soll nun auch verstärkt ökologisches Wirtschaften belohnt werden. Die biologische Landwirtschaft verzichtet auf den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln, Mineraldünger und Gentechnik. Tieren wird ausreichend Auslauf gewährt.
Bild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow
Bio bleibt in Deutschland Nische
In Deutschland wuchs die Zahl der Biohöfe in den vergangenen zehn Jahren um rund ein Drittel. Dennoch werden hierzulande nur knapp mehr als sechs Prozent der landwirtschaftlichen Fläche für den Ökolandbau genutzt - in Österreich sind es rund 20 Prozent.