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Huffington: "Selbstdarstellung ist die neue Unterhaltung"

Klaudia Prevezanos10. Oktober 2013

Mit der Online-Plattform "The Huffington Post" wurde Arianna Huffington in den USA reich und berühmt. Jetzt gibt es das Portal auch in Deutschland. Im DW-Interview spricht die Gründerin über ihre weiteren Pläne.

Arianna Huffington, Gründerin der Online-Plattform "The Huffington Post", beim Launch der deutschen Ausgabe der "Huffington Post" am 10.10.2013 in München. (Foto: DW/Klaudia Prevezanos)
Bild: DW/K. Prevezanos

Deutsche Welle: Warum ist es eine gute Idee, mit der "Huffington Post" auf den deutschen Markt zu kommen?

Arianna Huffington: Deutschland ist ein unverzichtbarer Markt für jedes Medienunternehmen, das den europäischen und weltweiten Medienmarkt nachhaltig abdecken möchte. Außerdem hat Deutschland national und international eine Schlüsselposition. Hier werden viele politische und wirtschaftliche Entscheidungen getroffen, über die die "Huffington Post" berichtet.

Welche neuen Strategien haben Sie speziell für die deutsche Version der "Huffington Post"?

Die deutsche "Huffington Post" wird von einem Team von deutschen Journalisten gemacht. So sind wir in allen unseren ausländischen Ausgaben vorgegangen. Die Redaktion muss in der deutschen Kultur und den Themen im Land fest verwurzelt sein. Gleichzeitig bringt die "Huffington Post" etwas Einzigartiges mit: ihr hybrides Modell. Denn wir sind beides: ein journalistisches Unternehmen und eine Plattform. Wir beschäftigen weltweit über 700 Journalisten. Gleichzeitig sind wir eine Plattform, auf der viele Stimmen und Meinungen zu hören sind.

Welche Veränderungen wird die "Huffington Post" auf dem deutschen Medienmarkt in Gang setzen?

Ich denke, es wird stärker anerkannt werden, wie wichtig Plattformen wie Instagram, Twitter oder Facebook wirklich sind. Sie spielen inzwischen eine wichtige Rolle in der Medienlandschaft. Denn Selbstdarstellung ist zunehmend die neue Form der Unterhaltung. Die Menschen wollen an den Geschichten unserer Zeit teilnehmen. Und wir können ihnen dafür mit der "Huffington Post" eine sehr starke Plattform geben.

Und wie wirkt sich die Expansion der "Huffington Post" auf die globale Medienlandschaft aus?

Eines der aufregenden Dinge ist, dass jede ausländische Ausgabe der "Huffington Post" als Korrespondentenbüro für alle anderen Ausgaben arbeitet. Die deutsche "Huffington Post" beispielsweise kann alle Beiträge der anderen mitbenutzen. Jede Ausgabe hat also Zugang zu einer riesigen Fülle von Inhalten. Die deutsche Redaktion kann dann entscheiden, was für ihre User interessant ist. Wir starten als nächstes im Dezember die brasilianische Ausgabe. Wenn dann die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien ausgetragen wird, haben wir Reporter vor Ort, die für alle Ausgaben darüber berichten.

Wie sollten die anderen Medien in den Ländern, in denen die "Huffington Post" erscheint, darauf reagieren?

Niemand muss sich ändern. Aber wir hoffen, dass andere Medienunternehmen beobachten, was wir tun. Und vielleicht lernen sie daraus, wie man die User einbindet. Unsere Partner in den einzelnen Ländern - wie "Le Monde" in Frankreich, "El País" in Spanien oder die "Gruppo Espresso" in Italien - haben Zugang zur gesamten "Huffington Post"-Technik und zum Knowhow.

Sie sagten bereits, dass Brasilien nach Deutschland das nächste Land ist, in das Sie expandieren. Welche Länder kommen danach?

Als nächstes wollen wir 2014 eigene Ausgaben in Indien und Südkorea herausgeben. Außerdem in Griechenland, meinem Heimatland. Wir schauen aber auch auf einige andere Länder und Regionen: Australien, Mittlerer und Naher Osten, China, Russland.

Die "Huffington Post" möchte nicht nur für ihre User attraktiv sein, sondern auch für ihre Anzeigenkunden - sie bieten eine internationale Werbeplattform. Brauchen globale Unternehmen überhaupt internationale Werbekampagnen, wenn die Käufer in jedem Land unterschiedlich sind?

Unsere Plattform stößt bei großen globalen Marken auf ein hohes Interesse, über unsere verschiedenen Ausgaben Werbung zu schalten.

Was ist Ihr nächstes Projekt nach der "Huffington Post"?

Danach gibt es nicht wirklich ein anderes Projekt. Dies hier expandiert erst noch. Das Faszinierende an der "Huffington Post" ist, dass es kein bestehendes oder fertiges Unternehmen ist. Sondern es verändert sich ständig.

Arianna Huffington (63) ist in den USA eine bekannte Journalistin und Autorin. Sie gründete 2005 die Online-Plattform "The Huffington Post", auf der von Anfang an Beiträge von Bloggern neben journalistischen Texten veröffentlicht wurden. Innerhalb weniger Jahre wurde die US-amerikanische Homepage zu einer der erfolgreichsten Nachrichtenseiten in den USA. 2011 verkaufte Huffington ihr Unternehmen an AOL, was sie zur Millionärin machte. Die in Griechenland geborene und aufgewachsene Kalifornierin ist aber weiterhin Chefredakteurin der "HuffPost". Seit einigen Jahren expandiert die Internet-Marke mit eigenen Ausgaben beispielsweise nach Großbritannien, Italien, Japan und Frankreich. Am 10. Oktober 2013 ging die deutschsprachige "Huffington Post" online. Wie bei allen anderen Neustarts war Huffington auch in München dabei. Mit Deutschland gibt es nun acht ausländische Ausgaben; bis Ende 2014 soll die "HuffPost" mit eigenen Ausgaben in 14 Ländern erscheinen.

Die Fragen stellte Klaudia Prevezanos.

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