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Noch dieses Jahr ins Humboldt Forum

Torsten Landsberg
7. Oktober 2020

Die Berliner sind an Bauverzögerungen gewöhnt. Nach sieben Jahren soll das Humboldt Forum im Dezember für das Publikum öffnen - allerdings häppchenweise.

Blick auf das neue Humboldtforum in Berlin in der Abendsonne mit Fernsehturm im Hintergrund.
Das Humboldt Forum in Berlin während der BauphaseBild: SHF

In Berlin dauern große Bauprojekte bekanntlich gerne etwas länger. Eröffnungstermine trägt sich kaum noch jemand in den Kalender ein - sie werden ohnehin verschoben. Doch nach dem Flughafen BER, dessen Start nach mehr als acht Jahren Verzögerung noch für diesen Monat vorgesehen ist, soll auch ein kulturelles Mammutprojekt bald seine Tore öffnen: das Humboldt Forum.
Geplant sei zunächst eine schrittweise Öffnung, erklärte Generalintendant Hartmut Dorgerloh am Mittwoch (7. Oktober 2020) auf einer Pressekonferenz in Berlin. Am 17. Dezember 2020 soll vorerst nur das Unter- und das Erdgeschoss dem Publikum zugänglich sein, erst in weiteren Schritten im Laufe des Jahres 2021 können dann auch die Ausstellungen im zweiten und dritten Obergeschoss sowie die Aussichtsplattform auf dem Dach besucht werden.

Teilweise wurde der barocke Schlüterhof rekonstruiertBild: DW/S. Bartlick

Zusätzliche Verzögerung durch Corona-Pandemie

Ursprünglich sollte das Humboldt Forum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz bereits 2019 eröffnen, passend zum 250. Geburtstag des namensgebenden Forschers und Entdeckers Alexander von Humboldt. Zahlreiche Bauverzögerungen führten zu Verschiebungen - und ließen die Kosten um rund 50 Millionen Euro steigen. Zuletzt beeinträchtigte auch die Corona-Pandemie die prominente Baustelle: Aufgrund des europaweiten Lockdowns konnten viele Arbeitskräfte nicht einreisen, auch die Lieferung von Materialien stand still.

Das originale Stadtschloss musste in der DDR dem Palast der Republik (links) weichen. Der machte 2008 wiederum Platz für das neue Stadtschloss (rechts).

Ausstellung über Alexander und Wilhelm von Humboldt

Nun eröffnen die Gebäudeteile zum Jahresende also etappenweise. Zunächst sind der Schlüterhof (benannt nach dem barocken Bildhauer und Architekten Andreas Schlüter) und die Passage dran, die rund um die Uhr zugänglich sein sollen. Im Schlosskeller und im Erdgeschoss informieren Ausstellungen über die Geschichte des Ortes sowie über Alexander und seinen Bruder Wilhelm von Humboldt. Drei Ausstellungen gehen ab Januar im ersten Stock in den Probebetrieb.

Scherenschnitt von Alexander (links) und Wilhelm von HumboldtBild: picture-alliance/SCHROEWIG/B. Oertwig

Im Frühjahr sollen ein erweitertes Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm folgen und Werkräume zugänglich sein: Auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern sind Bildungs- und Wissenschaftsprogramme geplant. Auf den Spätsommer 2021 ist die Eröffnung der Westseite der zweiten und dritten Etage mit einem Teil der Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst datiert. Zum Jahreswechsel 2021/2022 folge dann die Eröffnung des Ostflügels mit den übrigen Ausstellungsbereichen der beiden Museen.

Kosten des Humboldt Forums: 644 Millionen Euro

Das rund 644 Millionen Euro teure Humboldt Forum sollte eigentlich bereits ab September schrittweise öffnen. Wegen der Corona-Pandemie war der Termin verschoben worden. Das ursprüngliche Barockschloss war im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1950/1951 abgerissen worden. In der DDR stand dort der Palast der Republik, der bis 2008 abgerissen wurde. Mit der verbauten Summe von 644 Millionen Euro ist das Humboldt Forum die teuerste Kulturbaustelle Deutschlands, finanziert über den Bund, das Land Berlin und Spenden. Auf stolzen 40.000 Quadratmetern sollen Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins gezeigt werden. Während die Bauarbeiten derzeit noch auf Hochtouren laufen, werden bereits die ersten Ausstellungsstücke installiert. Spektakulär zu werden verspricht die Teilrekonstruktion der in China entstandenen "Höhle der 16 Schwertträger".

Ein Kreuz auf der Kuppel? Das christliche Symbol sorgte für Ärger in BerlinBild: picture-alliance/dpa/B.v. Jutrczenka

Rekonstruierte Wandmalereien zu sehen

So sollen die Wandmalereien aus dem fünften bis sechsten Jahrhundert im Herzstück des wieder erbauten Berliner Stadtschlosses, der Kuppel, zu sehen sein. Der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses basiert auf einem Entwurf des Architekten Franco Stella. Danach werden nur drei der vier Außenfassaden samt Kuppel sowie die drei barocken Fassaden des Schlüterhofes rekonstruiert. Die Innenräume werden nicht im historisch überlieferten Zustand errichtet. Bau und Rekonstruktion sind seit Jahren über die Berliner Stadtgrenzen hinaus umstritten. Seit Beginn der Planungen stand das Projekt in der Kritik: Brauchte es so ein Museum überhaupt in der Mitte Berlins? Dann folgten die Verzögerungen, die steigenden Kosten - und auch inhaltliche Debatten dauern an, etwa zum Umgang mit Raubkunst oder einem Kreuz, das auf der Kuppel angebracht wurde. Nun wird die Eröffnung zeigen, wie sich das neue Humboldt Forum in Berlin behauptet.

Die gestohlene Seele - Raubkunst aus Afrika

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