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Politik

Sturm auf spanische Exklave Ceuta

26. Juli 2018

Mit ungewöhnlicher Gewalt haben Hunderte Migranten den meterhohen Zaun an der spanischen Exklave in Marokko überwunden. Grenzpolizisten wurden dabei mit selbstgebauten Flammenwerfern angegriffen

Spanien Hunderte Flüchtlinge stürmen in spanische Nordafrika-Enklave
Bild: Reuters TV

Kurz vor Sonnenaufgang wurden die Grenzbeamten überrumpelt, als die Flüchtlinge die gut sechs Meter hohen doppelten Grenzzäune überwanden und sich laut spanischen Behörden ohne Papiere Zugang zu EU-Gebiet verschafften. Es sei einer der größten Flüchtlingsanstürme der jüngsten Zeit auf die Exklave an der Straße von Gibraltar gewesen, berichteten spanische Medien. Dabei seien die Migranten - mehrheitlich junge Männer aus westafrikanischen Ländern - "so brutal wie noch nie zuvor" vorgegangen, wurde ein Polizeisprecher zitiert.

Die Rede ist von 400 bis 600 Afrikanern, die "plötzlich und mit viel Gewalt" über den Stacheldrahtzaun geklettert seien. Die Sicherheitskräfte seien unter anderem mit Stöcken, Blechscheren und sogar mit aus Plastikflaschen gebauten Flammenwerfern attackiert worden. Das Rote Kreuz in Ceuta teilte mit, man habe nach dem Ansturm 592 Migranten und 22 Polizisten ärztlich betreut.

Einige der Männer bewarfen die Beamten auch mit Branntkalk, der beim Kontakt mit der Haut gefährliche Verätzungen verursacht. Auch Kettensägen wurden eingesetzt, um die Zäune zu durchschneiden. Elf Migranten und vier Beamte seien in ein Krankenhaus gebracht worden, so das Rote Kreuz.

Jubel bei denen, die das EU-Gebiet erreicht habenBild: imago/Agencia EFE/Reduan

In spanischen Fernsehberichten waren jubelnde Afrikaner zu sehen. Sie schwenkten Fahnen und T-Shirts und skandierten "Bossa, bossa, bossa" ("Sieg, Sieg, Sieg"). Die Realität, die die Flüchtlinge erwartet, ist derweil alles andere als paradiesisch. In den Erstaufnahmezentren müssen sie monatelang - oft über ein Jahr - ausharren, bis sie aufs spanische Festland dürfen. Menschenrechtler berichten von Misshandlungen und Diskriminierung.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mitgeteilt, dass Spanien zum neuen Hauptziel der illegalen Migranten geworden sei. Seit Jahresanfang seien mehr als 22.700 Flüchtlinge über die westliche Mittelmeerroute in Europa angekommen.

Die Flüchtlingskrise war bis vor kurzem in der spanischen Öffentlichkeit kein großes Thema. Nach dem jüngsten Vorfall in Ceuta warf die Parlamentssprecherin der liberalen Partei Ciudadanos, Melisa Rodríguez, dem neuen sozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez "Vernachlässigung der Pflichten" vor. Man könne ein Land "nicht mit Gesten regieren", sagte sie. Madrid hatte angekündigt, die umstrittenen messerscharfen Klingen an den Grenzzäunen entfernen zu wollen.

Spanien verfügt in Nordafrika über zwei Exklaven, die beide von Marokko beansprucht werden: Ceuta an der Meerenge von Gibraltar und das 250 Kilometer weiter östlich gelegene Melilla. In der Nähe der beiden Gebiete harren Zehntausende notleidende Afrikaner vorwiegend aus Ländern südlich der Sahara auf eine Gelegenheit, in die EU zu gelangen.

uh/gri (dpa, afp)

Die Lastfrauen von Ceuta

02:10

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