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Hunger nimmt weltweit ab

Heiner Kiesel14. Oktober 2013

Der neue Welthungerindex kommt zu einer positiven Gesamtbewertung. Vor allem in Lateinamerika hat sich die Situation verbessert. Dennoch besteht für die Präsidentin der Welthungerhilfe der zentrale Skandal fort.

Eine Mutter mit ihrer Tochter im Tschad vor Schüsseln mit Essen (Foto. Andy Hall/Oxfam)
Bild: Andy Hall/Oxfam

Weniger Hunger, keine Entwarnung

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Auf den Komoren, in Burundi und in Eritrea sind mehr als ein Drittel der Bevölkerung von Hunger betroffen. Es sind die einzigen Länder im aktuellen Welthungerindex (WHI), in denen die Situation noch als gravierend eingestuft wird. "Prozentual gesehen hungern heute weniger Menschen als vor 30 Jahren", fasst Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe bei der Vorstellung des WHI in Berlin zusammen. Es seien große Fortschritte gemacht worden, sagt Dieckmann. In Lateinamerika gebe es praktisch keine Hungersituation mehr, aber auch in asiatischen Staaten wie Thailand, Vietnam und China habe sich die Lage gebessert. In Europa sind Albanien, Georgien und Moldawien die Länder mit der schlechtesten Ernährungslage. Sie weisen einen "mäßigen" Schweregrad auf, wie er auch unter anderem China attestiert wird.

23 Staaten haben ihre Hunger-Werte seit 1990 um 50 Prozent oder mehr verbessert. "Dennoch ist es ein Skandal, dass noch 840 Millionen Menschen auf der Welt Hunger leiden und wir in Europa 20 Millionen Tonnen Nahrungsmittel jährlich wegwerfen," betont die Präsidentin der Hilfsorganisation: Es gebe genug Lebensmittel für alle, aber sie würden nicht richtig verteilt. "Alle 20 Sekunden stirbt ein Kind vor Hunger." Besonders in Afrika südlich der Sahelzone weicht die Bedrohung durch den Hunger kaum.

Bärbel Dieckmann, Präsidentin der WelthungerhilfeBild: picture-alliance/dpa

Widerstandsfähigkeit stärken

Die Welthungerhilfe fordert, die Hilfe für die Bedürftigen verstärkt an Kriterien der Widerstandsfähigkeit (Resilienz) auszurichten. Damit ist gemeint, von Hunger bedrohte Gesellschaften so zu unterstützen, dass sie nicht bei einer neuen Krisensituation – einer Naturkatastrophe, Krieg oder hohen Nahrungsmittelpreisen – noch stärker in Not geraten. Nach Erkenntnissen der Entwicklungshilfeorganisation ersparen Investitionen in Resilienz Ausgaben für humanitäre Hilfe mit einem Faktor 1:3.

Um die strukturellen Schwächen armer Länder in den Griff zu bekommen, sei es notwendig, die Anstrengungen bei der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Nothilfe besser zu koordinieren. In Deutschland sind die beiden Bereiche derzeit auf das Entwicklungshilfeministerium und das Auswärtige Amt aufgeteilt. "Es muss auch eine Überprüfung der Politik hier stattfinden um festzustellen, wo wir die Widerstandsfähigkeit in den armen Ländern schwächen", sagt Dieckmann mit Blick auf die deutsche Wirtschaftspolitik.

Noch lange nicht alles im grünen Bereich: Übersichtskarte zum Welthunger-Index

Der Welthunger-Index setzt sich aus Daten über den Anteil unterernährter Menschen, untergewichtiger Kinder und der Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren in einem Staat zusammen. "Bereitgestellt werden diese Indikatoren unter anderem von der Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen, der Weltgesundheitsorganisation und dem internationalen Kinderhilfswerk UNICEF", erklärt Constanze von Oppermann vom Internationalen Forschungsinstitut für Ernährungsfragen (IFPRI), das den Hungerindex zusammen mit der Welthungerhilfe herausgibt. Für eine ganze Reihe von wichtigen Ländern wie dem Irak, Afghanistan oder Somalia lagen den Forschern keine Daten vor. 120 Staaten werden beim WHI 2013 berücksichtigt. "Der Bericht bildet die jüngste Vergangenheit mit Daten aus den Jahren 2008 bis 2011 ab", so von Oppermann.

Rapider Verfall Syriens

Nach der Aufstellung gehört auch Syrien noch zu den Ländern mit wenigen von Hunger Betroffenen. Die Lage hat sich nach zweieinhalb Jahren des Konflikts dramatisch geändert. "Hier zeigt sich in besonderer Weise, wie gewaltsame Auseinandersetzungen die Widerstandsfähigkeit einer Gesellschaft von Tag zu Tag weiter schwächen", sagt Dieckmann. Nach den neuesten Zahlen seien vier Millionen Syrer auf Lebensmittelhilfen angewiesen. "Die Inflation macht Nahrungsmittel unerschwinglich und für jede vierte Familie gibt es an sieben Tagen im Monat nichts zu essen."

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