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Politik

Hunger und Verzweiflung in Ostafrikas Flüchtlingslagern

25. Februar 2018

Seit das UN-Welternährungsprogramm seine Lebensmittelhilfen kürzen musste, kommt es in Flüchtlingslagern in Ruanda und Tansania zu Ausschreitungen. Fünf Menschen wurden erschossen.

Ruanda Kiziba Flüchtlingslager
Bild: Reuters/J. Bizimana

Seit Dienstag demonstrieren rund 2000 kongolesische Flüchtlinge im westruandischen Camp von Kiziba gegen die Kürzung ihrer Lebensmittelrationen. Das UN-Welternährungsprogramm musste sie um 25 Prozent schmälern, weil die europäischen Geberländer ihre Unterstützung zurückgefahren haben.

Das Camp ist eines von sechs ruandischen Lagern, die Flüchtlinge aus Burundi und der Demokratischen Republik Kongo beherbergen. In Kiziba allein sind 17.000 Menschen untergebracht. Am Donnerstag kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und der Polizei. Fünf Demonstranten wurden von der Polizei erschossen, 20 weitere verwundet - ebenso wie sieben Polizisten. "Aktuell befinden sich fünf Drahtzieher dieser illegalen Demonstrationen in Haft", sagte Polizeisprecher Theos Badege der DW.

UNHCR fordert Aufklärung

Die Polizei begründet ihr hartes Vorgehen mit einer Verweigerungshaltung der Demonstranten. Diese seien gebeten worden, das Camp nicht zu verlassen und Ruhe zu bewahren, solange ihr Anliegen von Regierung und dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR verhandelt werde. Dennoch hätten sie gegen die Anordnungen der Polizei und hoher Regierungsbeamter rebelliert und sich auf einen Protestmarsch in Richtung der Hauptstadt Kigali begeben. Einige der Campbewohner hätten sich mit Steinen und Stöcken bewaffnet.

Rund 2000 Menschen machten sich auf einen ProtestmarschBild: Reuters/J. Bizimana

Die Regierung müsse die Sicherheit der Flüchtlinge gewähren, sagte eine UNHCR-Sprecherin am Freitag und forderte eine Aufklärung der Todesfälle.

Zu hungrig, um zu lernen

Rund 500 Kilometer südlich von Kiziba, im benachbarten Tansania, liegt das Flüchtlingslager Nyarugusu. 200.000 Menschen vor allem aus Burundi und Kongo sind hier untergebracht. Auch sie bekommen die Kürzungen des Welternährungsprogramms bitter zu spüren, auch sie sind in Aufruhr. Die Konsequenzen sind zahlreich, wie die DW vor Ort erfuhr. "Die Flüchtlinge kommen auf unsere Felder und stehlen Maniok und Kartoffeln", sagt Amandusi Ndondeye, der Vertreter der Lokalregierung. Junge Frauen würden sich prostituieren.

Der Hunger macht das Lernen schwer: Schüler in NyarugusuBild: DW/P. Kwigize

"Wir haben nur sehr wenig Geld", sagt Campbewohner Marco Lujulika. "Damit wir eine Chance haben, uns selbst zu versorgen, brauchen wir zumindest ausreichend zu essen. Die Kinder schreien vor Hunger. Und in der Schule können sie sich nicht konzentrieren."

Diesen Eindruck kann Faustin Lumona bestätigen. Der Kongolese koordiniert den Unterricht im Camp. "Die Kinder verspäten sich häufig oder fehlen ganz, manche schlafen im Unterricht ein. Das liegt am Hunger", sagt er im DW-Gespräch. "Auch zu Hause schaffen sie es nicht, zu lernen. Stattdessen gehen sie auf die Felder, um etwas zu essen zu bekommen."

Arbeiten - aber wie?

Ohne zusätzliche Einkommensquellen ist ein Überleben kaum mehr denkbar. Doch die Möglichkeiten, das aus eigener Kraft zu schaffen, sind begrenzt. Ohne Sondergenehmigung dürfe keiner das Camp verlassen, sagt Angélique Abilola, die Sprecherin der Flüchtlinge in Nyarugusu. "Die Menschen versuchen, sich wenigstens einen Tag auf dem Feld zu verdingen, um ein bisschen Geld zu bekommen", beschreibt Abilola die Situation. "Doch wehe, man wird ohne Genehmigung aufgegriffen!"

Tansania und Ruanda haben tausende Flüchtlinge aus dem Kongo und Burundi aufgenommen

Tansania hat in seiner Geschichte schon oft Flüchtlinge aus den Nachbarländern aufgenommen. Ein Mensch brauche Essen, Kleidung und einen Platz zum Schlafen, hatte Staatsgründer Julius Nyerere gesagt - sonst sei er fähig, unüberlegt zu handeln. Doch die Lage an der burundischen Grenze ist zur Belastungsprobe geworden. Einige Flüchtlinge sind bereits in ihre krisengeplagte Heimat zurückgekehrt - auf Druck der tansanischen Regierung, heißt es. Die beruft sich darauf, dass sich die Flüchtlinge freiwillig auf den Weg machten - und dies per Unterschrift besiegelten.

Mitarbeit: Sylivanus Karemera, Prosper Kwigize

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