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Politik

Berlins Appell an die Weltgemeinschaft

Naomi Conrad
12. April 2017

Am Horn von Afrika und im Jemen drohen Hungerkatastrophen. Doch den humanitären Organisationen fehlt das nötige Geld. In Berlin haben Politik und NGOs deshalb zu schneller Hilfe aufgerufen.

Dürre Kenia
Dürre in KeniaBild: Reuters/G.Tomasevic

Erst sterben die Kamele - und dann die Menschen, das sei die Regel bei Hungerkatastrophen. So erklärt es Entwicklungsminister Gerd Müller am Mittwoch in Berlin. Und in Nigeria, am Horn von Afrika und im Jemen bahne sich diese gerade an. Die Lage sei dramatisch: Erst Anfang April hat Müller die Region besucht und mahnt  nun: "Ich habe die toten Kamele gesehen."

Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen warnen seit Monaten vor einer Hungerkatastrophe in Ostafrika. Dort herrscht derzeit die schlimmste Dürre seit fünf Jahrzehnten. Aber auch im Jemen, wo ein Bürgerkrieg mit Unterstützung ausländischer Mächte tobt, gehen die Lebensmittel zur Neige. Insgesamt sind in Somalia, im Süd-Sudan, Nigeria und im Jemen 20 Millionen Menschen gefährdet, so Filippo Grandi, der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR). Derzeit strömten täglich  rund 2000 Menschen aus dem Süd-Sudan ins Nachbarland Uganda. Der Grund: Ein "tödlicher" Dreiklang aus Konflikt, Dürre und gewaltsamer Vertreibung, so Grandi vor Journalisten im Auswärtigen Amt in Berlin.

Die gesamte Region Ostafrika ist von der Trockenheit betroffen Bild: DW/B.Stehkämper

Dort haben sich am Mittwoch Vertreter aus den betroffenen Regionen und verschiedener Hilfsorganisationen auf Einladung von Außenminister Sigmar Gabriel zusammengefunden, um über die drohende Katastrophe zu beraten - und einen dringenden Appell an die Weltgemeinschaft zu richten.

Nötige Gelder fehlen

Mit dem "Berliner Appell", so Gabriel, sollten andere Länder aber auch Privatpersonen bewegt werden, zu helfen. Denn den Hilfsorganisationen fehlen die nötigen Gelder, um die Katastrophe abzuwenden: So hätte die Vereinten Nationen bislang nur zwanzig Prozent der nötigen Mittel zugesagt bekommen, so Grandi. Die UN benötigt nach eigenen Angaben 4,4 Milliarden Dollar für die Soforthilfe. Die Bundesregierung hat bereits 400 Millionen Euro zusätzliche Mittel für die Region bereitgestellt.

Es sei "beschämend", so Müller, dass bislang so wenig Geld geflossen sei. Die Weltgemeinschaft müsse die nötige Solidarität leisten. So würden acht Geberstaaten fast 90 Prozent Unterstützung für internationale Organisationen aufbringen, während andere sich gar nicht beteiligten. Er nannte explizit Russland und Saudi-Arabien. Aber auch China leiste kaum Hilfe. Dabei handele es sich "nicht um astronomische Summen", gerade etwa im Vergleich zu Rüstungsausgaben. Das müsse in den kommenden Monaten zu Sprache gebracht werden, kritisierte Müller scharf.

Die Hilfe, so das Credo des "Berliner Appells", müsse schnellstens erfolgen. Außerdem kämpften die Menschen "ums nackte Überleben", so Gabriel. Er betonte zugleich, dass Deutschland aus einer moralischen Pflicht heraus handele - und nicht etwa aus Angst vor neuen Flüchtlingsbewegungen. "Wir tun das, weil die Not der Menschen groß ist."

 

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