1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KonflikteSudan

Hungerkrise von "historischem Ausmaß" im Sudan

3. September 2024

Der Bürgerkrieg im Sudan hinterlässt dramatische Spuren. Um zu überleben, müssen Menschen Insekten und Blätter essen. Hilfsorganisationen schlagen Alarm.

Sudan Hunger
Hungrig: Vertriebene versammeln sich in der sudanesischen Stadt Omdurman, um ein Frühstück zu erhaltenBild: Mohamed Khidir/Xinhua/picture alliance

Mit drastischen Worten warnen renommierte Hilfsorganisationen vor einer Hungerkatastrophe im Sudan: "Wir können nicht deutlicher sein: Der Sudan erlebt eine Hungerkrise von historischem Ausmaß", erklärten der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC), der Dänische Flüchtlingsrat (DRC) sowie die Organisation Mercy Corps. Bislang sei jede Gelegenheit verpasst worden, das Schlimmste abzuwenden. Ein humanitärer Hilfsplan sei nur zu 41 Prozent finanziert. Ein Großteil der Mittel komme voraussichtlich zu spät, um zahlreiche Todesfälle zu verhindern.

Hunger als "Kriegswaffe"

Die drei Hilfsorganisationen, die nach eigenen Angaben alle im Sudan tätig sind, werfen zudem den Bürgerkriegsparteien die Behinderung von Hilfslieferungen vor. Hunger sei so zu einer "Kriegswaffe" geworden. Auch seien Farmen beschädigt und Landwirte vertrieben worden. Die Furcht vor Sprengkörpern halte Bauern davon ab, ihre Felder zu bestellen.

Mittlerweile leide mehr als jeder zweite Sudanese an akuter Nahrungsmittelknappheit, heißt es. Zahlreiche Familien müssten notgedrungen Blätter und Insekten essen.

Bürgerkrieg verschärft Hungersnot im Sudan

03:06

This browser does not support the video element.

Seit dem ersten Tag des Krieges habe es Kämpfe in dicht bevölkerten Gebieten gegeben, beklagen NRC, DRC und Mercy Corps. Öffentliche Gebäude, Märkte und Büros - auch von Hilfswerken - seien angegriffen und geplündert worden. Die drei Organisationen fordern einen sofortigen Waffenstillstand, die Achtung von internationalem Recht und Zugang zur notleidenden Bevölkerung. Zivilisten müssten - wie die zentrale Infrastruktur - vor Angriffen geschützt werden.

"Semantische Debatten"

"Jeden Tag sterben Menschen an Hunger, und dennoch liegt der Schwerpunkt weiterhin auf semantischen Debatten und rechtlichen Definitionen", kritisierte der Norwegische Flüchtlingsrat. Er spielt damit darauf an, dass für die Feststellung einer Hungersnot eine komplizierte Abklärung nötig ist. Zu den Kriterien gehört etwa, dass täglich vier von 10.000 Kindern durch Hunger sterben oder dass mehr als 30 Prozent der Bevölkerung unterernährt sind. Technisch heißt das Verfahren "integrierte Phasenklassifikation zur Ernährungssicherheit (IPC)". Es wird von den Vereinten Nationen und anderen internationalen Entwicklungsorganisationen angewendet.

Zerstört: So wie auf diesem Foto sehen viele Häuser im Sudan ausBild: Mudathir Hameed/dpa/picture alliance

Im Sudan liefern sich seit mehr als einem Jahr die reguläre Armee und die paramilitärischen "Rapid Support Forces" (RSF) einen blutigen Machtkampf. Mohamed Hamdan Daglo, Chef der Paramilitärs, war zuvor Stellvertreter von Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan. Dieser hatte wiederum im Oktober 2021 gegen Langzeitdiktator Omar al-Bashir geputscht.

wa/se (kna, dpa, epd)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen