1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikNahost

"Hungersnot" im Gazastreifen ruft UN auf den Plan

4. Mai 2024

Die Vereinten Nationen dringen angesichts der Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Im Norden des Küstengebiets herrsche eine regelrechte Hungersnot.

Cindy McCain - PK Engagement gegen die weltweite Hungerkrise
Cindy McCain, die Direktorin des UN-Welternährungsprogramms (Archivbild)Bild: Janine Schmitz/photothek/picture alliance

Die Direktorin des UN-Welternährungsprogramms, Cindy McCain, sagte in einem Interview mit dem Sender NBC: "Es ist der Horror. Es gibt eine ausgewachsene Hungersnot im Norden und diese breitet sich immer weiter nach Süden aus". Deshalb fordere sie eine Feuerpause und die Möglichkeit, ungehindert Hilfsgüter in die Region zu bringen.

US-Demokraten kritisieren Israel

Dabei gibt es Vorwürfe aus den USA, wonach Israel Hilfslieferungen nach Gaza behindere. "Wir erwarten von der Regierung, dass sie sicherstellt, dass Israel das geltende Recht einhält und alle erdenklichen Schritte unternimmt, um eine weitere humanitäre Katastrophe in Gaza zu verhindern", heißt es in einem Schreiben an US-Präsident Joe Biden, das von 86 Demokraten des Repräsentantenhauses unterzeichnet wurde.

Die israelische Regierung habe sich unter anderem wiederholten Aufforderungen der USA widersetzt, genügend See- und Landwege für Hilfslieferungen nach Gaza zu öffnen. Eine Bestimmung des US-Auslandshilfegesetzes besage, Empfänger von mit US-Mitteln finanzierten Waffen müssten das humanitäre Völkerrecht einhalten und den freien Fluss der US-Hilfe zulassen.

Neue Gespräche in Kairo

Ägyptischen Sicherheitskreisen zufolge soll es an diesem Samstag in Kairo neue Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung israelischer Geiseln aus der Gewalt der militant-islamistischen Hamas geben. Die Vermittler USA, Ägypten und Katar warten seit Tagen auf eine Antwort der Hamas auf den jüngsten Vorschlag, die Kämpfe für 40 Tage einzustellen und im Gazastreifen festgehaltene israelische Geiseln gegen palästinensische Gefangene auszutauschen.

US-Außenminister Antony Blinken, sagte, das einzige, was nun noch zwischen den Menschen im Gazastreifen und einer Waffenruhe stehe, sei die Hamas.

US-Außenminister Antony Blinken sieht die Hamas in der Pflicht (Archivbild)Bild: Tatan Syuflana/AP Photo/picture alliance

Das "Wall Street Journal" berichtete unter Berufung auf ägyptische Kreise, Israel gebe den Gesprächen über eine Feuerpause noch eine Woche Zeit, andernfalls werde die israelische Armee die seit Wochen angekündigte Offensive auf Rafah im Süden des Gazastreifens starten. Israel zufolge ist die Stadt an der Grenze zu Ägypten die letzte noch verbliebene Hochburg der Hamas in dem Palästinensergebiet.

Kein Verständnis für geplante Rafah-Offensive

International stoßen die Pläne Israels auf Kritik. Die westlichen Verbündeten Israels, darunter die USA und Deutschland, haben sich gegen eine Offensive in Rafah ausgesprochen. In der Stadt haben mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israel und der Hamas gesucht.

US-Außenminister Blinken bekräftigte die Kritik der USA. Israel habe bislang keinen glaubhaften Plan zum Schutz von Zivilisten in Rafah vorgelegt. Ohne einen solchen Plan könnten die USA keine größere Offensive unterstützen, da der dadurch verursachte Schaden über das Akzeptable hinausgehen würde, sagte er.

Kinder in der Stadt Rafah bringen kostbares Trinkwasser für ihre Familien (vor einer Woche)Bild: Abed Rahim Khatib/dpa/picture alliance

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte vor den möglichen Folgen einer Bodenoffensive in Rafah. Die WHO sei zutiefst besorgt, dass ein groß angelegter Militäreinsatz in Rafah "zu einem Blutbad führen" und das ohnehin schon marode Gesundheitssystem weiter schwächen könnte, ließ WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus verlauten.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte kürzlich erklärt, die israelische Armee werde ungeachtet der internationalen Kritik und unabhängig von einer möglichen Einigung auf eine Waffenruhe ihre Pläne für eine Bodenoffensive in Rafah umsetzen.

Der Israel-Hamas-Krieg im Gazastreifen war durch den Überfall der unter anderem von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Palästinensische Islamisten hatten damals israelische Ortschaften überfallen und nach israelischen Angaben etwa 1170 Menschen getötet. Zudem verschleppten sie rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen.

Israel geht seit dem Hamas-Großangriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, mehr als 34.600 Menschen getötet.

haz/AR/jj (rtr, afp, dpa)

Redaktionsschluss: 15.30 Uhr (MESZ). Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen