Es ist so weit: Wirbelsturm "Florence" ist auf die Ostküste der USA getroffen. In North Carolina bringt der Sturm Flutwellen und Regenfälle. Zwar wurde er auf Kategorie eins herabgestuft, doch er bleibt gefährlich.
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Palmen, die sich im Wind biegen. Schäumendes Meerwasser, das mit Wucht über den Strand heranrollt. Regen, der gegen Fensterscheiben peitscht. North Carolina bekommt die Zerstörungskraft des Hurrikans "Florence" zu spüren. Nach Angaben der Behörden sind mehr als hunderttausend Haushalte in dem Bundesstaat an der US-Ostküste ohne Strom.
In Morehead City misst der Nationale Wetterdienst drei Meter hohe Flutwellen. In der Stadt New Bern tritt der Neuse River über die Ufer. Auf Videos ist zu sehen, wie die Uferpromenade komplett unter Wasser steht. Die Mitarbeiter des lokalen Senders WCTI TV müssen ihr Redaktionsgebäude verlassen, weil die Straßen ringsherum überflutet sind. Und die Angst vor den Wassermassen, die noch kommen könnten, ist überall groß. An der Küste von North und South Carolina münden mehrere Flüsse ins Meer, auch in Städten weiter im Landesinneren könnte es zu Überflutungen kommen.
Das Nationale Hurrikan-Zentrum in Miami stuft "Florence" am späten Donnerstagabend (Ortszeit) von der Kategorie zwei auf eins herunter. Nach Mitternacht erreichte das Zentrum des Wirbelsturms die Küste.
Vier Tage Dauerregen
Der Vorhersage zufolge könnte sich das Auge des Hurrikans mit starkem Wind und ergiebigen Regenfällen lange über der Küstenregion halten. Die Experten rechnen damit, dass sich die Wasserlast von "Florence" bis zu vier Tage lang auf das Land ergießt.
Dadurch könne es katastrophale Springfluten geben, Flüsse könnten über die Ufer treten, hieß es. Für insgesamt rund 1,7 Millionen Bewohner gelten Evakuierungsanordnungen oder -empfehlungen. Hunderttausende hatten bereits am Donnerstag ihre Wohnungen verlassen und Unterschlupf bei Freunden, Verwandten, in Hotels oder Notunterkünften gefunden.
Notstand in fünf Bundesstaaten
Mit Georgia, South Carolina, North Carolina, Virginia und Maryland haben fünf US-Bundesstaaten sowie der District of Columbia um die Hauptstadt Washington den Notstand ausgerufen. In Washington wurden wichtige politische Entscheidungen im Senat und im Abgeordnetenhaus verschoben.
Stromversorger haben Tausende Spezialkräfte aus vielen Teilen der Vereinigten Staaten in die Region entsandt, um nach dem befürchteten Einsturz von Strommasten die Versorgung wiederherzustellen. Der Stromversorger Duke Energy geht von ein bis drei Millionen Haushalten und Unternehmen aus, die ohne Strom sein könnten. In der Nähe der Stadt Wilmington in North Carolina nahm er vorsorglich ein Atomkraftwerk vom Netz.
Noch stärkerer Sturm vor den Philippinen
Auch auf den Philippinen droht ein großes Unwetter. Der Taifun "Mangkhut" wirbelt mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von bis zu 255 Kilometer pro Stunde im Pazifik. In Küstengebieten forderten die Behörden etwa 800.000 Menschen auf, ihre Häuser zu verlassen. Notunterkünfte wurden eingerichtet. 4,3 Millionen Menschen leben direkt in jener Schneise, in der der Sturm voraussichtlich über die Philippinen ziehen wird. Etwa zehn Millionen Menschen wohnen nach Angaben des Roten Kreuzes in der Gefahrenzone.
In gefährdeten Gebieten könnte der Sturm Häuser umreißen und Sturzfluten sowie Überschwemmungen durch starke Regenfälle auslösen, sagte der Chef des Katastrophenschutzrates, Ricardo Jalad. Jedes Jahr treffen etwa 20 Wirbelstürme auf den südostasiatischen Inselstaat. "Mangkhut" ist der bislang stärkste in diesem Jahr. Am folgenschwersten war der Taifun "Haiyan" im Jahr 2013. Damals kamen mehr als 6300 Menschen ums Leben.
Wirbelstürme - Gewalten der Verwüstung
Wirbelstürme wie Zyklon Freddy haben eine verheerende Kraft. Wo sie durchziehen, hinterlassen sie eine Schneise der Verwüstung. Wie sie entstehen und was Taifune, Hurrikans und Tornados unterscheidet, sehen Sie hier.
Bild: NASA VIA REUTERS
Freddy - ein Ausnahmesturm
Zyklon Freddy ist Anfang Februar vor Australien entstanden. Er fegte über den Indischen Ozean hinweg, über Madagaskar bis zu Mosambik an der afrikanischen Ostküste. Wo der Wirbelsturm auf Land traf, richtete er große Schäden an. Nachdem Freddy einige Tage über Mosambik und Zimbabwe auf dem Festland zirkulierte und etwas abschwächte, zog er ostwärts Richtung Meer. Dort kam er wieder zu Kräften.
Bild: Luciano da Conceição/DW
Neuer Ausdauerrekord
Freddy hat über seine gesamte Lebensdauer bisher so viel Energie aufgenommen wie noch kein anderer Sturm auf der Südhalbkugel. Und er hat sogar noch einen weiteren Rekord gebrochen: Freddy gilt nun als langlebigster tropischer Zyklon. Bisher hielt Hurrikan John diesen Rekord. Er wirbelte 31 Tage lang vom 11. August 1994 bis zum 13. September 1994 über dem Pazifik, bis er vor Alaska endete.
Bild: NASA/ZUMA Press/picture alliance
Drei Namen - ein Phänomen
Taifun, Hurrikan und Zyklon - drei Begriffe für das gleiche Wetterextrem: den tropischen Wirbelsturm. Vor Ost- und Südostasien heißt er Taifun, vor der Küste Nordamerikas Hurrikan, vor Indien und Australien Zyklon. Trotz unterschiedlicher Namen entsteht er auf die gleiche Art.
Bild: Reuters
Ein Wirbelsturm entsteht
Tropenstürme entstehen über dem Meer, wenn mindestens 26° Celsius warmes Wasser verdunstet. Der Wasserdampf kondensiert, die Luft heizt sich auf und reißt kühlere Luft mit nach oben. Es entstehen Windgeschwindigkeiten von bis zu 350 Stundenkilometern.
Das Auge des Sturms
Durch die Erddrehung beginnt sich der Luftstrom um das bis zu 50 Kilometer große Auge des Sturms zu drehen. Hier ist es fast völlig wolkenlos und windstill.
Bild: picture-alliance/dpa
Wirbelsturm trifft Festland
Wenn der Wirbelsturm auf eine Küste trifft, geht ihm der Antrieb aus, da kein warmes Wasser mehr nachfolgt. Die schwersten Schäden richten oft die Wassermassen an, die der Sturm vom Meer mitbringt. Hier trifft Vongfong 2020 auf die Küstenstadt Catbalogan im besonders gebeutelten östlichen Teil der Philippinen.
Bild: picture-alliance/AP Photo/S. Sayat
Angekündigtes Chaos
Sandy traf 2012 auf die US-Ostküste. Es war von der Fläche her einer der größten Wirbelstürme, die jemals über dem Atlantik gemessen wurden. Flutwellen von vier Metern Höhe, Brände, Stromausfälle, gebrochene Deiche - Sandy tobte sich mit mehr als 145 Kilometern in der Stunde über Nordamerika aus. Besonders betroffen: New Jersey und New York.
Bild: Reuters
Verheerende Folgen
Schlimmer war aber Hurrikan Katrina, der 2005 New Orleans verwüstete. Dämme brachen. Weite Landstriche versanken im Wasser. Die Hilfskräfte waren durch die Naturgewalten völlig überfordert. Etwa 1800 Menschen starben. Zehn Jahre nach der Katastrophe am selben Ort: Einige Häuser sind wieder aufgebaut. Aber viele Betroffene sind nie zurückgekehrt.
Bild: Reuters/C. Barria
Zerstörerischer Wirbel
Tornados dagegen sind nicht-tropische Wirbelstürme. Sie können sich überall entwickeln, wo es Gewitter gibt. Durch lokale Temperaturunterschiede strebt warme Luft nach oben, kalte stürzt herab, und eine Warmluft-Säule schraubt sich immer schneller empor. Tornados haben meist nur einen Durchmesser von maximal einem Kilometer.
Geschwindigkeitsmeister unter den Stürmen
Durch die warme Luft, die schnell nach oben steigt, entsteht ein Rüssel - ganz charakteristisch für einen Tornado. Dort sind die Luftgeschwindigkeiten enorm: Bis zu 500 km/h schnell kann die Luft werden. Damit ist der Tornado der Geschwindigkeitsweltmeister unter den Wirbelstürmen.
Bild: Fotolia/Daniel Loretto
Straße der Verwüstung
Ein Tornado hinterlässt eine mehrere Kilometer lange Schneise der Zerstörung. Im mittleren Westen der USA treten Tornados bis zu einige hundert Mal pro Jahr auf: Dort trifft trocken-kalte Luft aus dem Norden auf feucht-warme Luft vom Golf von Mexiko. In Deutschland wüten Tornados meist an den Küsten.