1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KatastropheNordamerika

Hurrikan "Melissa": Mittlerweile rund 50 Tote in der Karibik

31. Oktober 2025

"Melissa" war ein besonders schwerer Wirbelsturm, der besonders arme Länder traf. Immer deutlicher werden die verheerenden Folgen sichtbar. Inzwischen sind internationale Hilfsmaßnahmen angelaufen.

Kuba Santiago de Cuba 2025 | Ein Mann steht in der Ruine eines Hauses direkt an der Atlantikküste in Boca de Dos Rios (30.10.2025)
Schäden durch Hurrikan "Melissa" in Boca de Dos Rios auf Kuba (am Donnerstag)Bild: Yamil Lage/AFP/Getty Images

Zerstörte Häuser, verzweifelte Inselbewohner - und Retter, die mit Macheten blockierte Straßen freiräumen: Die Hurrikan-Katastrophe in der Karibik hat viele Menschen von der Außenwelt abgeschnitten. Mit voller Wucht war der Wirbelsturm zunächst über Jamaika hinweggezogen, schwächte sich etwas ab, sorgte aber dennoch für Tod und Zerstörungen auf weiteren Inseln.

Mehr als 50 Menschen kamen ums Leben. Inzwischen befindet sich der Hurrikan weiter nördlich über dem offenen Meer und ist keine akute Bedrohung mehr. Laut dem US-Hurrikanzentrum in Miami zog "Melissa" in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) westlich an der im Atlantik gelegenen Inselkette Bermuda vorbei.

Die Regierung forderte die Einwohner auf, Vorsichtsmaßnahmen gegen den immer noch starken Sturm zu ergreifen. Allerdings wurde der Hurrikan, der mit Höchsstufe 5 in der Karibik losgebraust war, auf Höhe der Bermudas nur noch mit Stärke 2 eingestuft - was aber weiterhin Windgeschwindigkeiten von bis zu 155 Kilometern pro Stunde bedeutete.

Da das Sturmzentrum nicht über Land lag, kam das britische Überseegebiet allem Anschein nach glimpflich davon. Laut aktueller Vorhersagen wird "Melissa" weiter die Puste ausgehen und als Tiefdruckgebiet über dem Nordatlantik enden.

Lage auf Jamaika bleibt kritisch

In der Karibik hinterließ "Melissa" hingegen eine tödliche Schneise der Verwüstung. Während es auf Kuba und den Bahamas nach bisherigen Erkenntnissen bei Sachschäden bleib, starben nach vorläufigen Behördenangaben allein in Haiti 30 Menschen.

Obwohl dort "Melissa" nicht auf Land traf, kam es in dem stark von Armut geprägten Staat durch anhaltenden Regen zu Überschwemmungen und Erdrutschen. Besonders betroffen war der Ort Petit Goâve im Süden Haitis, wo ein Fluss über die Ufer trat. Dort sind auch zehn Kinder unter den Toten.

Reste eines Wohnhauses in Petit Goâve (am Donnerstag)Bild: Clarens Siffroy/AFP/Getty Images

Aus der benachbarten Dominikanischen Republik wurde ein Todesopfer gemeldet. Auf Jamaika kamen mindestens 19 Menschen ums Leben. Allerdings ist gerade dort mit steigenden Opferzahlen zu rechnen, auch weil viele Ortschaften nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten sind.

"Melissa" wütete auf Jamaika mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 295 Kilometern pro Stunde. Zahllose Häuser krachten  in sich zusammen, Bäume und Strommasten stürzten um. Mehr als 100 Straßen sind unpassierbar und Hunderttausende Menschen weiter ohne Strom. Rettungsteams versuchen, blockierte Straßen mit Macheten zu räumen.

USA schicken Helfer

"Im Moment geht es darum, die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen und möglichen Verletzten zu helfen", sagte Bildungs- und Informationsministerin Dana Morris Dixon. Besonders im Westen des Landes sei die Lage "erschütternd". In der verwüsteten Küstenstadt Black River im Südwesten der Insel drängten sich verzweifelte Einwohner auf der Suche nach Vorräten vor einem geschlossenen Supermarkt.

Zerstörungen in Black River auf Jamaika, wo "Mellisa" als Erstes an Land ging (am Donnerstag)Bild: Octavio Jones/REUTERS

Immerhin können auf den zwischenzeitlich gesperrten Flughäfen Jamaikas inzwischen wieder Maschinen landen. Von der US-Regierung entsandte Helfer sind bereits auf der Insel.

Die USA haben Katastrophenhilfeteams und Rettungskräfte mobilisiert. Sie sind nach Angaben eines US-Außenamtsvertreters auf Jamaika sowie in der Dominikanischen Republik und den Bahamas im Einsatz. Auch Haiti bekommt Hilfe.

US-Außenminister Marco Rubio bezog ebenfalls den Erz-Rivalen Kuba mit ein. Rubio sagte, die Vereinigten Staaten seien bereit, den vom Hurrikan betroffenen Menschen in Kuba sofortige humanitäre Hilfe zu leisten.

US-Freiwillige in Coconut Creek packen Hilfspakete mit Hygiene-Produkten (am Donnerstag)Bild: Marta Lavandier/AP Photo/picture alliance

Die Not der Menschen und die Hilfsbereitschaft im Ausland führen allerdings auch zu Trittbrettfahrern. Jamaikas Regierung warnte vor betrügerischen Spendenaufrufen und rief dazu auf, nur das offizielle Spendenportal (supportjamaica.gov.jm) zu nutzen.

Einer der stärksten Hurrikane im Atlantik

"Melissa" war am Dienstag als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 zunächst in Jamaika auf Land getroffen. Ministerpräsident Andrew Holness erklärte den Karibikstaat zum "Katastrophengebiet", die Vereinten Nationen sprachen von Zerstörungen in nie dagewesenem Ausmaß.

Anschließend zog der Wirbelsturm nach Kuba weiter, wo er nach den Worten von Präsident Miguel Díaz-Canel "beträchtliche Schäden" anrichtete. Sowohl in Jamaika als auch in Kuba sind die Kommunikations- und Transportverbindungen weiterhin weitgehend unterbrochen.

Satellitenbild von "Melissa", nachdem der Sturm Kuba überquert hatte (am Mittwoch)Bild: Goes-19/Cira/Noaa/Planet Pix/ZUMA/picture alliance

Das US-Hurrikanzentrum sprach von einem der stärksten Hurrikane, die je im Atlantik aufgetreten sind. Nach ersten Schätzungen des privaten US-Wetterdienstes Accuweather, der auch die Auswirkungen von Unwettern beurteilt, könnten sich der Gesamtschaden und die wirtschaftlichen Verluste durch den Sturm auf 48 bis 52 Milliarden US-Dollar (etwa 41 bis 45 Milliarden Euro) belaufen.

Wissenschaftlern zufolge ist der Klimawandel die Ursache für die Intensität des Hurrikans. Die Erderwärmung erhöhe zudem die Wahrscheinlichkeit für Wirbelstürme wie diese um das Vierfache, hieß es am Mittwoch in einer Schnellanalyse des Grantham Institute am Londoner Imperial College.

AR/se (dpa, afp, rtr, ap)

Redaktionsschluss 17.40 Uhr (MEZ) - Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen