Hurrikan-Saison: Auf "Harvey" folgt "Irma", folgt "José"
Klaus Esterluss
7. September 2017
Nicht jeder Sturm, der über dem Atlantik auftritt, muss ein Hurrikan werden. Trotzdem gibt es immer wieder Stürme der höchsten Kategorie, "Irma" ist auch so einer. Was bedeutet das?
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Gerade ist im und am Atlantik Hurrikan-Hochsaison. Das ist der Zeitraum zwischen dem 01. Juni und dem 30. November, in dem vermehrt die Stürme auftreten, die sich zu sehr großer Stärke aufbauen können. Gerade ist "Irma" unterwegs, ein Wirbelsturm der Kategorie 5. Er hat auf mehreren Karibikinseln schwere Schäden verursacht und Menschen das Leben gekostet. "Irma" gilt als einer der stärksten Stürme des vergangenen Jahrhunderts, ist also noch höher eingestuft als sein Vorgänger "Harvey", der im US-Bundestaat Texas kürzlich Schäden in Höhe von geschätzt 150 bis 180 Milliarden US-Dollar verursacht hat.
Stark, stärker, am stärksten
Sturm "Irma", heißt es, könnte auch auf Florida treffen. Seine Kategorie ist die höchste, die das "National Hurricane Center" der USA zu vergeben hat. Sie beschreibt Geschwindigkeiten von mindestens 252 km/h (157 mph), die "katastrophale Folgen" haben werden. Konkret heißt das, "eine große Zahl Häuser wird zerstört, Dächer abgetragen und Wände eingerissen. Bäume und Strommasten stürzen um, mit von der Außenwelt abgeschnittenen Wohngebieten ist zu rechnen." So formuliert es dasHurrikan-Zentrum.
Die Institution ist auch verantwortlich für die Benennung der Stürme. Insgesamt gibt es sechs Listen, auf denen abwechselnd insgesamt 21 Männer- und Frauennamen vermerkt sind. Jedes Jahr ist eine der Listen dran, nach sechs Jahren beginnt die Runde wieder von vorn.
Ende nicht in Sicht?
Aktuell ist etwa die Hälfte der Liste abgearbeitet. "Irmas" Nachfolger, "José", droht bereits am Horizont und auch dessen Nachfolgerin "Katia" braut sich bereits im Golf von Mexiko zusammen. "Katia" immerhin gilt bislang nur als einfacher Sturm und hat Windgeschwindigkeiten von bis zu 65 Kilometer in der Stunde. Und das kann auch so bleiben, nicht jeder Sturm über dem Atlantik wächst sich zu einem Hurrikan der Kategorie 5 aus. In den 1980er Jahren gab es davon insgesamt nur drei, im Folgejahrzent zwei. Zwischen den Jahren 2000 und 2010 stieg die Zahl der Stufe-5-Wirbelstürme auf acht, darunter auch der bisher dramatischste Sturm, "Katrina". Er war 2005 über New Orleans hinweggefegt und hat etwa 1800 Menschen das Leben gekostet. Er galt bis dato als teuerste Naturkatastrophe in der Geschichte der USA.
Wirbelstürme - Gewalten der Verwüstung
Wirbelstürme wie Zyklon Freddy haben eine verheerende Kraft. Wo sie durchziehen, hinterlassen sie eine Schneise der Verwüstung. Wie sie entstehen und was Taifune, Hurrikans und Tornados unterscheidet, sehen Sie hier.
Bild: NASA VIA REUTERS
Freddy - ein Ausnahmesturm
Zyklon Freddy ist Anfang Februar vor Australien entstanden. Er fegte über den Indischen Ozean hinweg, über Madagaskar bis zu Mosambik an der afrikanischen Ostküste. Wo der Wirbelsturm auf Land traf, richtete er große Schäden an. Nachdem Freddy einige Tage über Mosambik und Zimbabwe auf dem Festland zirkulierte und etwas abschwächte, zog er ostwärts Richtung Meer. Dort kam er wieder zu Kräften.
Bild: Luciano da Conceição/DW
Neuer Ausdauerrekord
Freddy hat über seine gesamte Lebensdauer bisher so viel Energie aufgenommen wie noch kein anderer Sturm auf der Südhalbkugel. Und er hat sogar noch einen weiteren Rekord gebrochen: Freddy gilt nun als langlebigster tropischer Zyklon. Bisher hielt Hurrikan John diesen Rekord. Er wirbelte 31 Tage lang vom 11. August 1994 bis zum 13. September 1994 über dem Pazifik, bis er vor Alaska endete.
Bild: NASA/ZUMA Press/picture alliance
Drei Namen - ein Phänomen
Taifun, Hurrikan und Zyklon - drei Begriffe für das gleiche Wetterextrem: den tropischen Wirbelsturm. Vor Ost- und Südostasien heißt er Taifun, vor der Küste Nordamerikas Hurrikan, vor Indien und Australien Zyklon. Trotz unterschiedlicher Namen entsteht er auf die gleiche Art.
Bild: Reuters
Ein Wirbelsturm entsteht
Tropenstürme entstehen über dem Meer, wenn mindestens 26° Celsius warmes Wasser verdunstet. Der Wasserdampf kondensiert, die Luft heizt sich auf und reißt kühlere Luft mit nach oben. Es entstehen Windgeschwindigkeiten von bis zu 350 Stundenkilometern.
Das Auge des Sturms
Durch die Erddrehung beginnt sich der Luftstrom um das bis zu 50 Kilometer große Auge des Sturms zu drehen. Hier ist es fast völlig wolkenlos und windstill.
Bild: picture-alliance/dpa
Wirbelsturm trifft Festland
Wenn der Wirbelsturm auf eine Küste trifft, geht ihm der Antrieb aus, da kein warmes Wasser mehr nachfolgt. Die schwersten Schäden richten oft die Wassermassen an, die der Sturm vom Meer mitbringt. Hier trifft Vongfong 2020 auf die Küstenstadt Catbalogan im besonders gebeutelten östlichen Teil der Philippinen.
Bild: picture-alliance/AP Photo/S. Sayat
Angekündigtes Chaos
Sandy traf 2012 auf die US-Ostküste. Es war von der Fläche her einer der größten Wirbelstürme, die jemals über dem Atlantik gemessen wurden. Flutwellen von vier Metern Höhe, Brände, Stromausfälle, gebrochene Deiche - Sandy tobte sich mit mehr als 145 Kilometern in der Stunde über Nordamerika aus. Besonders betroffen: New Jersey und New York.
Bild: Reuters
Verheerende Folgen
Schlimmer war aber Hurrikan Katrina, der 2005 New Orleans verwüstete. Dämme brachen. Weite Landstriche versanken im Wasser. Die Hilfskräfte waren durch die Naturgewalten völlig überfordert. Etwa 1800 Menschen starben. Zehn Jahre nach der Katastrophe am selben Ort: Einige Häuser sind wieder aufgebaut. Aber viele Betroffene sind nie zurückgekehrt.
Bild: Reuters/C. Barria
Zerstörerischer Wirbel
Tornados dagegen sind nicht-tropische Wirbelstürme. Sie können sich überall entwickeln, wo es Gewitter gibt. Durch lokale Temperaturunterschiede strebt warme Luft nach oben, kalte stürzt herab, und eine Warmluft-Säule schraubt sich immer schneller empor. Tornados haben meist nur einen Durchmesser von maximal einem Kilometer.
Geschwindigkeitsmeister unter den Stürmen
Durch die warme Luft, die schnell nach oben steigt, entsteht ein Rüssel - ganz charakteristisch für einen Tornado. Dort sind die Luftgeschwindigkeiten enorm: Bis zu 500 km/h schnell kann die Luft werden. Damit ist der Tornado der Geschwindigkeitsweltmeister unter den Wirbelstürmen.
Bild: Fotolia/Daniel Loretto
Straße der Verwüstung
Ein Tornado hinterlässt eine mehrere Kilometer lange Schneise der Zerstörung. Im mittleren Westen der USA treten Tornados bis zu einige hundert Mal pro Jahr auf: Dort trifft trocken-kalte Luft aus dem Norden auf feucht-warme Luft vom Golf von Mexiko. In Deutschland wüten Tornados meist an den Küsten.