An der Golfküste der USA warnen die Behörden weiter vor der zerstörerischen Kraft des Hurrikans "Laura". Inzwischen hat der Wirbelsturm den Bundesstaat Louisiana erreicht und etwas an Stärke verloren.
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Hurrikan "Laura" ist im US-Staat Louisiana als Sturm der Kategorie 4 an Land getroffen und hat sich danach etwas abgeschwächt. Er brauste am frühen Donnerstagmorgen in der Nähe der Gemeinde Cameron an die Küste und hatte Windgeschwindigkeiten von 240 Kilometern pro Stunde, wie das Nationale Hurrikanzentrum mitteilte. Drei Stunden später um 4.00 Uhr Ortszeit waren es etwa 195 Kilometer pro Stunde, "Laura" wurde auf Kategorie 3 herabgestuft. Mindestens ein Mensch kam bisher durch den Sturm ums Leben.
Das Hurrikanzentrum warnte Anwohner auf Twitter: "Gehen Sie jetzt in Deckung". Am sichersten sei es, im Hausinneren unter einem Tisch oder einem anderen stabilen Möbelstück in Deckung zu gehen und sich nicht in Fensternähe aufzuhalten. Es handele sich um eine "lebensbedrohliche Situation", betonte das NHC.
"Wasser in der Höhe von zwei Stockwerken"
Benjamin Schott vom Nationalen Wetterdienst sprach bei einer Pressekonferenz von einer Flutwelle, die nicht zu überleben sei. So habe er sich noch nie ausgedrückt, und er tue es auch nicht gern. Allerdings sei es für die meisten Menschen unvorstellbar, dass sich an manchen Stellen das Wasser in der Höhe von zwei Stockwerken aufbaue - aber genau das werde passieren. Die Flutwelle könne zudem kilometerweit ins Landesinnere eindringen.
Für ein Gebiet mit mehr als einer halben Million Einwohnern wurde die Evakuierung angeordnet. Das Küstengebiet an der Grenze zwischen den Bundesstaaten Texas und Louisiana bereitete sich auf die Ankunft von "Laura" vor. Behörden und Politiker appellierten an die Einwohner, die Region rasch zu verlassen. Fernsehbilder zeigten, wie in den Küstenstädten Geschäfte und Wohnhäuser mit Sperrholzplatten abgesichert wurden. Der Gouverneur von Louisiana, John Edwards, betonte, dass viele Menschen vermutlich für längere Zeit in Notunterkünfte gehen müssen.
Ein Hurrikan wie "Laura" wäre schon unter gewöhnlichen Umständen eine große Herausforderung, die Corona-Krise erschwere die Situation aber zusätzlich, sagte Edwards im Nachrichtensender CNN. "Wenn wir Menschen transportieren, können wir die Busse nicht so füllen, wie wir es gerne würden." Außerdem könnten wegen der Ansteckungsgefahr große Schutzunterkünfte nicht genutzt werden. Deswegen würden Menschen stattdessen verstärkt in Hotels untergebracht.
Der Bürgermeister der Stadt Lake Charles in Louisiana, Nic Hunter, zeigte sich in einem Radio-Interview beunruhigt, dass nicht alle Menschen die Aufforderungen befolgten, sich in Sicherheit zu bringen. Auch Texas' Gouverneur ermahnte die Betroffenen, die Warnungen ernst zu nehmen. Oberstes Ziel bei einem Hurrikan sei, sein Leben zu schützen, sagte er dem Sender Fox News. "Eigentum kann ersetzt werden, Leben nicht."
Rekordjahr für Wirbelstürme erwartet
Dort, wo "Laura" auf Land treffe, müsse mit "verheerenden Sturmschäden" gerechnet werden, warnte das Nationale Hurrikanzentrum. Auch gut gebaute Häuser könnten schwer beschädigt und Bäume entwurzelt werden. Es werde mehrere Tage oder Wochen kein Strom und kein Wasser geben. Heftige Winde und weitreichende Überflutungen könnten nicht nur auf Texas und Louisiana begrenzt bleiben, sondern etwa auch den Bundesstaat Arkansas betreffen.
"Laura" hatte über ungewöhnlich warmem Meerwasser rasch an Kraft gewonnen und wurde innerhalb weniger Stunden von Kategorie zwei in Kategorie vier hochgestuft. Damit ist "Laura" der erste sehr starke Hurrikan der Saison.
Die US-Klimabehörde NOAA rechnet damit, dass 2020 ein Rekordjahr für Wirbelstürme werden könnte. Erwartet werden 19 bis 25 Stürme, von denen sieben bis elf Hurrikans werden könnten, drei bis sechs sogar sehr starke mit Windgeschwindigkeiten von 178 Stundenkilometer und mehr. In durchschnittlichen Jahren gibt es an der Atlantikküste zwölf
Stürme, von denen sich drei zu Hurrikans der Kategorie drei, vier oder fünf entwickeln. Die Wirbelsturm-Saison endet Ende November.
Wirbelstürme - Gewalten der Verwüstung
Wirbelstürme wie Zyklon Freddy haben eine verheerende Kraft. Wo sie durchziehen, hinterlassen sie eine Schneise der Verwüstung. Wie sie entstehen und was Taifune, Hurrikans und Tornados unterscheidet, sehen Sie hier.
Bild: NASA VIA REUTERS
Freddy - ein Ausnahmesturm
Zyklon Freddy ist Anfang Februar vor Australien entstanden. Er fegte über den Indischen Ozean hinweg, über Madagaskar bis zu Mosambik an der afrikanischen Ostküste. Wo der Wirbelsturm auf Land traf, richtete er große Schäden an. Nachdem Freddy einige Tage über Mosambik und Zimbabwe auf dem Festland zirkulierte und etwas abschwächte, zog er ostwärts Richtung Meer. Dort kam er wieder zu Kräften.
Bild: Luciano da Conceição/DW
Neuer Ausdauerrekord
Freddy hat über seine gesamte Lebensdauer bisher so viel Energie aufgenommen wie noch kein anderer Sturm auf der Südhalbkugel. Und er hat sogar noch einen weiteren Rekord gebrochen: Freddy gilt nun als langlebigster tropischer Zyklon. Bisher hielt Hurrikan John diesen Rekord. Er wirbelte 31 Tage lang vom 11. August 1994 bis zum 13. September 1994 über dem Pazifik, bis er vor Alaska endete.
Bild: NASA/ZUMA Press/picture alliance
Drei Namen - ein Phänomen
Taifun, Hurrikan und Zyklon - drei Begriffe für das gleiche Wetterextrem: den tropischen Wirbelsturm. Vor Ost- und Südostasien heißt er Taifun, vor der Küste Nordamerikas Hurrikan, vor Indien und Australien Zyklon. Trotz unterschiedlicher Namen entsteht er auf die gleiche Art.
Bild: Reuters
Ein Wirbelsturm entsteht
Tropenstürme entstehen über dem Meer, wenn mindestens 26° Celsius warmes Wasser verdunstet. Der Wasserdampf kondensiert, die Luft heizt sich auf und reißt kühlere Luft mit nach oben. Es entstehen Windgeschwindigkeiten von bis zu 350 Stundenkilometern.
Das Auge des Sturms
Durch die Erddrehung beginnt sich der Luftstrom um das bis zu 50 Kilometer große Auge des Sturms zu drehen. Hier ist es fast völlig wolkenlos und windstill.
Bild: picture-alliance/dpa
Wirbelsturm trifft Festland
Wenn der Wirbelsturm auf eine Küste trifft, geht ihm der Antrieb aus, da kein warmes Wasser mehr nachfolgt. Die schwersten Schäden richten oft die Wassermassen an, die der Sturm vom Meer mitbringt. Hier trifft Vongfong 2020 auf die Küstenstadt Catbalogan im besonders gebeutelten östlichen Teil der Philippinen.
Bild: picture-alliance/AP Photo/S. Sayat
Angekündigtes Chaos
Sandy traf 2012 auf die US-Ostküste. Es war von der Fläche her einer der größten Wirbelstürme, die jemals über dem Atlantik gemessen wurden. Flutwellen von vier Metern Höhe, Brände, Stromausfälle, gebrochene Deiche - Sandy tobte sich mit mehr als 145 Kilometern in der Stunde über Nordamerika aus. Besonders betroffen: New Jersey und New York.
Bild: Reuters
Verheerende Folgen
Schlimmer war aber Hurrikan Katrina, der 2005 New Orleans verwüstete. Dämme brachen. Weite Landstriche versanken im Wasser. Die Hilfskräfte waren durch die Naturgewalten völlig überfordert. Etwa 1800 Menschen starben. Zehn Jahre nach der Katastrophe am selben Ort: Einige Häuser sind wieder aufgebaut. Aber viele Betroffene sind nie zurückgekehrt.
Bild: Reuters/C. Barria
Zerstörerischer Wirbel
Tornados dagegen sind nicht-tropische Wirbelstürme. Sie können sich überall entwickeln, wo es Gewitter gibt. Durch lokale Temperaturunterschiede strebt warme Luft nach oben, kalte stürzt herab, und eine Warmluft-Säule schraubt sich immer schneller empor. Tornados haben meist nur einen Durchmesser von maximal einem Kilometer.
Geschwindigkeitsmeister unter den Stürmen
Durch die warme Luft, die schnell nach oben steigt, entsteht ein Rüssel - ganz charakteristisch für einen Tornado. Dort sind die Luftgeschwindigkeiten enorm: Bis zu 500 km/h schnell kann die Luft werden. Damit ist der Tornado der Geschwindigkeitsweltmeister unter den Wirbelstürmen.
Bild: Fotolia/Daniel Loretto
Straße der Verwüstung
Ein Tornado hinterlässt eine mehrere Kilometer lange Schneise der Zerstörung. Im mittleren Westen der USA treten Tornados bis zu einige hundert Mal pro Jahr auf: Dort trifft trocken-kalte Luft aus dem Norden auf feucht-warme Luft vom Golf von Mexiko. In Deutschland wüten Tornados meist an den Küsten.