Noch ist nicht geklärt, wie in der American-Football-Profiliga NFL mit Hymnenprotesten umgegangen werden soll. Eine Neuregelung wurde auf Eis gelegt. Doch jetzt hat sich US-Präsident Trump wieder eingeschaltet.
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US-Präsident Donald Trump hat sich via Twitter erneut in die Debatte um die Hymnenproteste in der Football-Profiliga eingemischt. Er forderte zum harten Durchgreifen auf und nahm Liga-Boss Roger Goodell in die Pflicht: "Der 40-Millionen-Dollar-Comissioner muss Stellung beziehen", schrieb Trump mit Bezug auf Goodells jährliches Gehalt. "Beim ersten Mal knien - ein Spiel Sperre. Beim zweiten Mal knien - Sperre für die gesamte Saison, ohne Gehalt!"
Ein Zeichen gegen Rassismus
Vor zwei Jahren hatte San Franciscos Quarterback Colin Kaepernick als erster NFL-Profi gekniet, als die US-Nationalhymne abgespielt wurde. Er wollte damit ein Zeichen setzen gegen Ungleichheit, Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze - und trat damit eine regelrechte Welle los. Viele Sportler auch außerhalb des American Footballs schlossen sich an, auf dem Höhepunkt der Proteste waren es allein etwa 200 Football-Profis. Schon damals äußerte Trump seinen Unmut und beschimpfte die Spieler als "Hurensöhne".
Immer noch Beratungsbedarf
Im Mai verkündete die Liga eine neue Regel, die es NFL-Spielern in der kommenden Saison erlaubt, während des Abspielens der Hymne in der Umkleidekabine zu warten. Diese wurde jedoch am Donnerstag außer Kraft gesetzt. In einer gemeinsamen Erklärung gaben die NFL und die Spielergewerkschaft NFLPA bekannt, dass sie am richtigen Umgang mit der Hymnendebatte arbeiteten und die neue Regelung bis zu einer Lösung keine Gültigkeit besitze.
Sportlerproteste: Gebeugtes Knie, erhobene Faust
NFL-Quarterback Colin Kaepernick war der Erste, der sich aus Protest gegen Polizeigewalt gegen Schwarze während der Hymne hinkniete. Er steht in einer langen Reihe von Sportlern, die ein politisches Zeichen setzten.
Bild: AP
Black Power in Mexiko City
Das Bild der beiden US-amerikanischen 200-Meter-Läufer Tommie Smith (2.v.r.) und John Carlos (r.) ist zur Ikone geworden. Bei der Siegerehrung der Olympischen Spiele 1968 in Mexiko City recken sie die Faust im schwarzen Handschuh nach oben, das Zeichen das Black-Power-Bewegung, die sich für politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit der schwarzen Bevölkerung einsetzt.
Bild: AP
"Kein Vietcong hat mich je Nigger genannt!"
Eng mit Black Power ist auch die Nation of Islam verbunden, der US-Bürgerrechtler Malcolm X (l.) angehört. Prominentes Mitglied der "Black Muslims" wird 1964 Boxweltmeister Cassius Clay alias Muhammad Ali (r.). 1967 verweigert Ali den Wehrdienst, weil er nicht in den Vietnamkrieg geschickt werden möchte. Er verliert daraufhin seine WM-Titel und seine Boxlizenz.
Bild: picture-alliance/AP Photo
Widerstand auf den Knien
Im August 2016 stand Colin Kaepernick für die US-amerikanische Nationalhymne, die vor jedem Spiel gespielt wird, nicht auf. Im Gegenteil: Der Quarterback der San Francisco 49ers kniete sich aus Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze hin. Es kam zum Eklat, befeuert durch Tweets des US-Präsidentschaftskandidat Trump. In der neuen Saison bekam Kaepernick keinen neuen Vertrag mehr.
Bild: Reuters/USA Today Sports/K. Lee
Breite Unterstützung
Seit dem ersten Hinknien Kaepernicks, sind viele seinem Beispiel gefolgt. Auch in der kürzlich gestarteten neuen NFL-Saison, knien Spieler und Offizielle bei der Hymne. US-Präsident Trump kommentiert das Verhalten weiterhin auf Twitter - teilweise garniert mit wüsten Beschimpfungen. Das forderte unter anderem eine Antwort von Basketballer LeBron James heraus: "Unser Präsident ist ein Arschloch!"
Bild: picture-alliance/dpa/M.York
Ein Symbol der Tyrannei
Jahre bevor Colin Kaepernick der US-Hymne den Respekt verweigerte, wollte NBA-Basketballer Mahmoud Abdul-Rauf nicht aufstehen, wenn in der Halle "The Star-Spangled Banner" gespielt wurde. Der Grund: Der gläubige Moslem sah in der US-Flagge ein Symbol der Tyrannei. Aufzustehen stehe daher im Gegensatz zu seinem Glauben. Er wurde kurz gesperrt und betete fortan immer, wenn die Hymne lief.
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Spencer Green
Schwarzes Leben zählt
Nach dem Freispruch eines weißen US-Amerikaners, der den schwarzen Teenager Trayvon Martin erschossen hatte, entstand 2013 die "Black Lives Matter"-Bewegung. Mit dabei war unter anderem Basketball-Superstar LeBron James. 2014 trug er ein T-Shirt mit der Aufschrift: "I Can’ Breathe". Das waren die letzten Worte von Eric Garner, einem Schwarzen, der im Würgegriff eines weißen Polizisten erstickte.
Bild: imago/UPI Photo
Gleiche Chancen für alle
Sechs Jahre bevor die australische Läuferin Cathy Freeman bei Olympia in Sydney zur Nationalheldin wird, bringt sie Teile der konservativen Bevölkerung gegen sich auf. 1994 bei den Commonwealth Games geht Freeman, selbst eine Aborigine, mit der Flagge der australischen Ureinwohner auf die Ehrenrunde. Sie will damit auf die Benachteiligung ihrer Volksgruppe in der Gesellschaft aufmerksam machen.
Bild: picture-alliance/Zumapress
Opfer der Politik
Hätte er starten dürfen, er hätte wohl mindestens eine Medaille gewonnen, vielleicht sogar Olympisches Gold. Doch da die westliche Welt die Olympischen Spiele 1980 nach dem Einmarsch Russlands in Afghanistan boykottiert, kann der deutsche Zehnkämpfer Guido Kratschmer in Moskau nur zuschauen. Vier Jahre später revanchiert sich der Ostblock mit seinem Boykott der Spiele von Los Angeles.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Leonhardt
Gegen Ausgrenzung und Unterdrückung
Als Feyisa Lilesa beim Olympia-Marathon in Rio als Zweiter über die Ziellinie läuft, hebt er die überkreuzten Arme, die Hände zu Fäusten geballt. Der Äthiopier möchte mit dieser Geste auf das Unrecht hinweisen, dass dem Volksstamm der Oromo in seiner Heimat widerfährt. Obwohl sie die größte Volksgruppe des Landes sind, haben sie politisch kaum Einfluss. Proteste werden gewaltsam niedergeschlagen.