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Messe der Versprechungen

Henrik Böhme, zurzeit Frankfurt am Main15. September 2007

Die Veranstalter der Automobil-Ausstellung haben das Thema Klimaschutz in den Mittelpunkt gerückt. Doch Kritiker sprechen von einer Klimashow der PS-Industrie. Ist der Klimaschutz nur ein Feigenblatt für PS-Monster?

Bild: DW

Vor ein paar Jahren war ein Drei-Liter-Auto das große Gesprächsthema auf der Automesse in Frankfurt. Ein solches sucht man in diesem Jahr vergeblich - und trotzdem reden alle vom Klimaschutz. Fast alle Hersteller tragen plötzlich grün - und manche Messestände erwecken den Eindruck, als sei die Dienstwagenflotte von Greenpeace ausgestellt. Die Umweltschützer aber stehen vor den Toren und werfen vor allem den deutschen Autobauern vor, Klimaschweine zu sein.

Wer hat denn nun Recht? Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte: In der Tat haben vor allem Mercedes, BMW und Co. Nachholbedarf in Sachen Klimaschutz, weil sie ihr Geld vor allem mit den PS-starken Schlitten verdienen. Recht hat aber auch der Porsche-Chef: Er kann seinen Laden dichtmachen, wenn Autos nur noch 120 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer in die Luft pusten dürfen. Und schaut man sich auf der Messe um, dann wird schnell klar: je mehr PS, desto mehr Neugierige drängen sich am Stand.

Imagewechsel im Gange

Also muss es in die Köpfe der Autokäufer: Öko kann auch sexy sein - vor allem aber bezahlbar. So wie das Antiblockiersystem heute ohne Aufpreis überall drin ist, so muss die Klima-Option - wie auch immer sie aussieht - bald ebenfalls ohne Aufpreis erhältlich sein. Denn erst, wenn die breite Masse weniger Abgase in die Luft pustet, kann das Klima aufatmen. Mit steigendem Wohlstand aber werden überall auf der Welt Millionen neue Autos hinzukommen.

Das Problem: Viele Autos, die in Frankfurt das Öko-Fähnchen mit sich tragen, kann man noch gar nicht kaufen. Es ist eine Messe der Versprechungen. Das war schon immer so: Ende der 1990er-Jahre stellte Audi ein Hybrid-Modell vor, damals noch unbezahlbar. Und die Drei-Liter-Autos von VW und Opel wollte keiner haben. Jetzt der neue Anlauf: Die Hersteller müssen das Image des Umweltverpesters loswerden, ehe der Absatz noch weiter einbricht.

Grün ist die Hoffnung

Aber, und das ist die gute Nachricht aus Frankfurt: Der Wettbewerb um die beste Lösung hat endlich begonnen - und die deutschen Hersteller mischen wieder mit. Sie, die das Auto einst erfunden haben, könnten wieder Technologieführer werden, wenn es darum geht, wie Autos morgen fahren werden.

Grün ist die Hoffnung. In diesem Falle gilt das auch für die Zukunft der deutschen Automobilindustrie. Denn die einfachen, billigen Autos werden dann längst andere bauen: Inder, Chinesen, Russen. Und deren Herz wird noch auf lange Sicht ein Verbrennungsmotor sein. Erst wenn es eines Tages das abgasfreie Mobil gibt, wird man die Erfindung der Herren Daimler und Benz endgültig ins Museum stellen können.
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