Am Sonntag geht die Frankfurter Internationale Automobilausstellung zu Ende: Bis dahin werden rund 920.000 Autofans die Messe besucht haben. Doch der Abgas-Betrug bei VW hat die Stimmung erheblich eingetrübt.
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Trotz des Skandals um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen strömen derzeit mehr Menschen in die Messehallen der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt als vor zwei Jahren. Der veranstaltende Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet bis Sonntag mit rund 920.000 Besuchern, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann am Freitag. Das sei ein Anstieg um rund 40 000 Gäste (plus fünf Prozent) gegenüber der 65. IAA im Jahr 2013.
Vorhang auf zur IAA 2015
Es ist wieder soweit: Frankfurt am Main wird zum Nabel der Autowelt. Über 1100 Aussteller aus 39 Ländern haben sich zur mittlerweile 66. IAA angesagt. Die Messe glänzt mit 219 Weltpremieren. Eine Auswahl.
Bild: picture-alliance/dpa
Für den Alltag
Er sollte schon längst auf dem Markt sein, doch weil immer neue Verantwortliche Hand anlegten, hat es etwas länger gedauert mit dem neuen A4, dem Mittelklasse-Star von Audi. Alles, was es an neuer Technologie gibt, haben die Ingolstädter eingebaut, so zum Beispiel ein digitales Cockpit.
Bild: Audi
Für die Zukunft
Was bei VW der Golf, ist für Opel der Astra. In Frankfurt zeigen die Rüsselsheimer jetzt die fünfte Generation. Mit ihm will man endlich aus der Verlustzone fahren. Der neue Astra wird nicht nur leichter als der Vorgänger. Er ist auch ein Wlan-Hotspot auf Rädern. Vernetzung ist alles.
Bild: GM Corp
Gelüftetes Geheimnis
Volkswagen hat in Frankfurt die zweite Generation des Tiguan, ein SUV auf Golf-Basis, enthüllt. Vom Vorgänger liefen 2,6 Millionen Stück von den Bändern. Produziert werden soll der Neue im Stammwerk Wolfsburg. Auch einen Plug-in-Hybrid kann sich VW vorstellen. In Frankfurt ist zumindest eine Studie zu sehen.
Bild: VW
Für die große Ausfahrt
Ein halbes Menschenleben liegt zwischen diesen beiden Autos: Hinten ein Mercedes-Benz W 111 in der Cabrio-Version. Vorne eine S-Klasse, die es nun als erstes Oben-ohne-Modell der Luxusklasse seit 44 Jahren gibt. Kommt mit Stoffdach, sieht Bentley und Rolls-Royce als Konkurrenten.
Bild: Daimler AG
U.K. Open
Apropos Rolls-Royce. Auch die Briten geben sich freizügig. Immer mal wieder gab es Cabrio-Modelle, angefangen vom legendären Silver Shadow über den Corniche bis zum Phantom Drophead. Dieser hier namens Dawn kommt mit Stoffverdeck und einer 630-PS-Maschine.
Bild: Rolls Royce
Bayerisches Flaggschiff
BMW kommt mit dem neuen 7er in die Main-Metropole. Die Luxuslimousine ist randvoll mit Hightech. Zum Beispiel ein Bediensystem mit Gestensteuerung. Aber auch der runderneuerte kleine SUV X1 wird sicher eine Menge Besucher anlocken.
Bild: BMW
Tierisch Bock auf Gelände
Ob es einem gefällt oder nicht: SUV, also Geländewagen, haben Hochkonjunktur. Da will jeder was vom Kuchen abhaben, auch wenn man sich einen Jaguar-SUV bislang nicht wirklich vorstellen konnte. Nun aber wird er in Frankfurt gezeigt. Wer ihn haben will, muss noch bis nächsten Sommer warten.
Bild: Jaguar
Ja, auch Bentley
Und nochmal vom Kuchen ein Stück. Beinahe noch unvorstellbarer als ein Gelände-Jaguar war ein SUV von Bentley. Aber der Bentley-Chef sagt, seine Kunden hätten im Schnitt acht Autos in der Garage, davon zwei SUV. Und die könnten doch auch aus seinem Hause kommen. Gesagt, getan: Der Zweitonner bringt 600 PS auf die Strasse, pardon: ins Gelände.
Bild: Bentley
Die rote Giulia
Irgendwie eine Legende, schon allein dieses Rot! Die Giulia von Alfa Romeo möchte dem 3er BMW Konkurrenz machen und fährt dafür ganz schön auf: Heckantrieb, 510 PS unter der Haube, von 0 auf 100 in 3,9 Sekunden. In der Top-Version sind Motorhaube, Dach und Antriebswelle aus Karbon.
Bild: Alfa Romeo
Ein neuer Klassiker?
Wer eigentlich kennt noch die deutsche Marke Borgward? Unter diesem Namen wurden bis 1963 in Bremen Autos gebaut, am berühmtesten die 'Isabella'. Nun wird die Marke wiederbelebt. In Frankfurt stellte das Unternehmen den seriennahen Prototypen eines SUV namens BX7 vor, der in China gebaut werden soll. Marktstart dort in einem Jahr, in Europa im Jahr 2017.
Bild: Borgward
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Von Volkswagen überschattet
Unter dem Motto "Mobilität verbindet" stehen vernetzte und selbstfahrende Autos sowie die Elektromobilität im Mittelpunkt der 66. IAA. Überschattet wird die Weltleitmesse allerdings von der beispiellosen Skandalwoche bei VW, die zum Abgang von Konzernlenker Martin Winterkorn und anderen Managern führte.
"Dass uns dieser schlimme Vorgang sehr bedrückt, will ich nicht verschweigen", räumte Wissmann ein: "Ich hätte mit eine schönere zweite IAA-Woche vorstellen können." Bei den Besucherzahlen habe man davon aber nichts gespürt. Zudem seien die Aussteller an den Ständen kaum auf das Thema angesprochen worden.
Auf einer Ausstellungsfläche von 230 000 Quadratmetern präsentieren 1103 Aussteller ihre Produkte, darunter 219 Weltpremieren. "Das ist die höchste Ausstellerzahl seit der Jahrhundertwende", sagte Wissmann. Die Messe sei voll ausgebucht.
"Pauschalurteile sind unangemessen"
Der VDA-Präsident bestätigte seine Kritik an den bei Volkswagen in den USA festgestellten Verstößen bei Abgastests. Gleichzeitig betonte Wissmann aber auch, dass Fahrzeuge auf der Straße automatisch andere Abgaswerte aufweisen als im Prüfzyklus: "Unterschiede sind physikalisch bedingt, und sie sind rechtmäßig." Auf der Straße herrschten nun mal keine Laborbedingungen.
Trotzdem hätten die Unternehmen inzwischen eine moderne Diesel-Technologie entwickelt, die zu "niedrigsten Schadstoffemissionen" führe. Wissmann warnte davor, die ganze Branche "wegen des Fehlverhaltens Einzelner" an den Pranger zu stellen: "Pauschalurteile über VW und seine 600 000 Mitarbeiter weltweit, gar über die ganze Automobilindustrie oder über "Made in Germany" sind unangemessen."