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Politik

ICAN: "Meistens unter dem Radar"

6. Oktober 2017

Kaum einer kennt sie: die Anti-Atomwaffen-Kampagne ICAN. Mit der Verleihung des Friedensnobelpreises dürfte sich das ändern. Es sei ein Gefühl der Anerkennung, sagt ICAN-Sprecherin Balzer der DW.

Friedensnobelpreis 2017 ICAN
Bild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

DW: Frau Balzer, erst einmal herzlichen Glückwunsch! Ihre Organisation, die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN), erhält in diesem Jahr den Friedensnobelpreis.

Anne Balzer: Vielen Dank. Sie sind der erste Anrufer. Wir sind gerade noch dabei, das sacken zu lassen.

Wie haben Sie von der Entscheidung erfahren?

Wir haben uns das gerade live angeschaut, weil verschiedene Friedensinstitute uns vorgeschlagen hatten. Und wir konnten es kaum glauben, weil es ja auch viele andere Kandidaten gab, die sich seit Jahren ebenfalls friedenspolitisch engagieren.

Warum ist ICAN der richtige Preisträger zu diesem Zeitpunkt?

Wenn man sich die Spannungen zwischen Nordkorea und den USA anschaut, dann ist das genau der richtige Zeitpunkt. Das spitzt sich verbal jeden Tag zu. Und diese Auszeichnung zeigt, dass honoriert wird, dass 123 Staaten im Juli einen ganz anderen Schritt gegangen sind, nämlich für Abrüstung und für Friedenspolitik. Mit dem Atomwaffenverbotsvertrag stellen sie sich dem dominanten Spiel der USA und der Angstmacherei durch Nordkorea eben entgegen.

Sprecherin von ICAN Deutschland: Anne BalzerBild: Ican Germany

Wie steht es um diesen Vertrag? Ist er schon in Kraft?

Der Prozess des Vertrages befindet sich ja gerade noch in der Ratifizierung. Er wurde vor kurzem zur Unterschrift freigegeben. Und auch da ist es ein Signal an die Staaten, die sich vielleicht noch nicht sicher sind, wie sie den Vertrag implementieren können.

Normalerweise findet Ihre Arbeit unter dem Radar der öffentlichen Aufmerksamkeit statt. Was ist das jetzt für ein Gefühl?

Ein Gefühl der Anerkennung. Seit 2007 findet dieser Prozess statt. Und meistens eben unterm Radar. Auch im Juli, als der Atomwaffenverbotsvertrag verabschiedet wurde, war die Medienaufmerksamkeit bei den G20-Protesten, zumindest in Deutschland. Da war es ganz schwer, mit unserer Botschaft überhaupt durchzukommen. Dass das Komitee jetzt so entschieden hat, ist natürlich eine Würdigung und eine Anerkennung des ganzen Prozesses.

Die UN-Verhandlungen zum AtomwaffenverbotBild: ICAN/Ralf Schlesener

Eine Würdigung für Sie. Und auch ein Fußtritt in Richtung Washington D.C.?

Auf jeden Fall auch ein Fußtritt in Richtung Washington. Aber auch in Richtung Russland und Nordkorea.

Frau Balzer, vielen Dank für das Gespräch!

Anne Balzer ist Pressesprecherin von ICAN Deutschland.

 

Das Gespräch führte Peter Hille.

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