Das "Flaggschiff" der Deutschen Bahn wird 30: Ende Mai 1991 wurde der erste ICE-Schnellzug offiziell eingeweiht. Erfolge, aber auch eine schwere Katastrophe, prägen seine bisherigen drei Jahrzehnte.
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Bei den Namen seiner drei "Kinder" hat es Ingenieur Peter Lankes leicht: Intercity-Express 1, 2 und 3 werden sie genannt - besser bekannt unter ihrer gemeinsamen Abkürzung: ICE. Das älteste von ihnen feiert an diesem Samstag seinen 30. Geburtstag.
Mit einer Sternfahrt zum neu gebauten Fernbahnhof Kassel-Wilhelmshöhe wurde am 29. Mai 1991 der erste Hochgeschwindigkeitszug in Deutschland eingeweiht. Wenige Tage später, am 2. Juni, kam der ICE1 erstmals im Linienbetrieb von Hamburg nach München zum Einsatz. 280 Kilometer pro Stunde erreicht der Zug in der Spitze. Deutschland war endlich angekommen im Zeitalter des Hochgeschwindigkeitsverkehrs auf der Schiene.
Schnell, schneller, am schnellsten
Mit 1220 Stundenkilometern sollen Menschen zwischen Städten hin und her pendeln. Die Vision von SpaceX-Chef Elon Musk nimmt seit Januar 2016 immer realistischere Formen an. Aber auch anderswo gibt's schnelle Züge.
Bild: Hyperloop Technologies
Präsentation des neuesten Modells
Ein neuer ICE 4 (hier rechts im Bild) bei der Vorstellung in Berlin im Dezember des vergangenen Jahres, während ein ICE 3 vorbeifährt. Der neue Vierer (offiziell: Baureihe 412) soll im Herbst 2016 zunächst in den Probebetrieb gehen und dann zum Fahrplanwechsel im kommenden Jahr den regelmäßigen Dienst aufnehmen. Der ICE 4 ist knapp 350 Meter lang und bietet 830 Plätze.
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka
König der Schiene
Jeder Deutsche kennt den ICE. Jedenfalls erreicht die Marke ICE laut der Deutschen Bahn hierzulande einen Bekanntheitsgrad von 100 Prozent. Der Hochgeschwindigkeitszug gilt als das Flaggschiff des Unternehmens. Zwar erbringt der ICE nur acht bis zehn Prozent des Umsatzes, prägt aber zu einem großen Teil das Ansehen des Konzerns.
Bild: imago/imagebroker
Berühmter Vorgänger
Der Trans Europ Express (TEE, häufig falsch als Trans-Europa-Express bezeichnet), war ein Standard für Schnellzüge, die von 1957 bis 1987 zwischen den Staaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), Österreich und der Schweiz verkehrten. Züge dieses Standards führten ausschließlich Wagen der ersten Klasse. Das Foto zeigt den legendären TEE "Rheingold".
Bild: Getty Images/J.Macougall
Touristen-Attraktion
So sah es im Innern des TEE "Rheingold", dem Luxuszug der 1960er Jahre, aus. Hier ein Blick in den Clubwagen mit Bar. Auch heute noch können Eisenbahnfreunde dieses Ambiente erleben, Touristikunternehmen bieten Sonderfahrten mit dem TEE an. Der Glanz vergangener Tage kann so hautnah erlebt werden.
Bild: Imago
Ur-Urahn des ICE
Bereits 1903 erfolgten erste Versuche im Hochgeschwindigkeitsbereich durch die Studiengesellschaft für Elektrische Schnellbahnen. Ein Drehstrom-Triebwagen von Siemens erreichte auf der Versuchsstrecke bei Berlin eine Höchstgeschwindigkeit von rund 210 km/h. Aber erst nach dem Ersten Weltkrieg wurden die schnellen Triebwagen weiterentwickelt.
Bild: Siemens AG
Fliegende Züge
Die Deutsche Reichsbahn setzte in den 1930er Jahren verstärkt auf Dieseltriebwagen. Schnellere Bahnverbindungen traten gegen die aufkommende Konkurrenz des PKWs und des Flugzeugs an. Ab 1933 fuhren "Fliegende Züge" im Regelverkehr. Sie verkürzten die Reisezeit zwischen den Großstädten erheblich. Es entstand ein erstes Schnellverkehrsnetz, die Grundlage des heutigen ICE-Netzes.
Bild: Imago/Arkivi
Internationale Konkurrenz
Der schnellste aller traditionellen Züge bleibt der französischen TGV (Train à Grande Vitesse). Es gibt ihn schon seit 1981 im Regelbetrieb. Die neueste Version, der AGV erreichte 2007 sogar 574 Kilometer pro Stunde. In der Regel fahren die Züge maximal 320 km/h. Züge auf TGV-Basis gibt es unter anderem in Deutschland, Belgien, Großbritannien, der Schweiz und Italien.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Sasso
Von Peking nach Shanghai mit 380 km/h
Die Velaro-Züge haben wie andere ihrer Art keine Lokomotive mehr, sondern Motor-Einheiten unter allen Achsen. Der schnellste von allen fährt im Regelbetrieb in China - der Harmony CRH 380A. Bei einem Probelauf im Jahr 2010 erreichte der Zug eine Geschwindigkeit von 486 km/h pro Stunde. Zwischen Peking und Shanghai pendelt er heute mit einer Betriebsgeschwindigkeit von 380 km/h.
Bild: imago/UPI Photo
Hochgeschwindigkeitspionier Japan
Schon vor Frankreich hatte Japan mit dem Shinkansen einen echten Hochgeschwindigkeitszug in Betrieb genommen: 1964 zu den Olympischen Sommerspielen in Tokio fuhr der Vorläufer dieses Zuges regulär mit 210 km/h. Heute fahren die Züge, wie dieses neueste Modell, maximal 320 km/h im Regelbetrieb.
Bild: Reuters/Kyodo
Zukunftsvision mit 1200 km/h
Der Hyperloop aus Kalifornien ist ein Konzept für ein Hochgeschwindigkeits-Transportsystem, das eines Tages elektrisch getriebene Passagier-Kapseln mit Tempo 1225 km/h auf Luftkissen durch extra gebaute Röhren befördern soll.
Bild: Hyperloop Technologies
Mit mehr als 1200 Km/h durch die Stahlröhre
Hyperloop nennt sich das Rohrpost-Konzept von Elon Musk, dem Gründer der Raumfahrt-Firma SpaceX und des Autoherstellers Tesla. Neben der Strecke Bratislava-Wien ist auch eine Verbindung zwischen San Francisco und dem Silicon-Valley im Gespräch.
Bild: picture-alliance/SpaceX via AP/P. Larson
Kaum Widerstand im Teil-Vakuum
Das Besondere an Hyperloop: In den Röhren soll niedrigerer Luftdruck herrschen als draußen. Ein richtiges Vakuum kann es nicht sein, weil das in einem riesigen Eisenbahnsystem ingenieurtechnisch nicht machbar ist. Aber konventionelle Vakuumpumpen können zumindest den Luftdruck so stark absenken, dass der Luftwiderstand in der Röhre merklich abnimmt.
Bild: Hyperloop Technologies
Es muss nicht unbedingt über Land gehen
Ein Unterwasser-Tunnel wäre auch denkbar. Dann wäre das Genehmigungsverfahren sicher auch einfacher, als wenn die Röhre über Land führt. Bisher steckt das Projekt noch nicht einmal in den Kinderschuhen, sondern in der Experimentierphase. Im Januar hat die Firma Hyperloop Technologies ein Testgelände nahe Las Vegas in Nevada in Betrieb genommen - erst mal für Modelle in kleinerem Maßstab.
Bild: Hyperloop Technologies
Schweben auf Luft
Die schmalen Hyperloop-Züge sollen auf einem Luftkissen schweben, das sie selbst durch ihre rasante Fortbewegung erzeugen. Dabei sollen Geschwindigkeiten über 1200 Kilometer pro Stunde möglich werden. Es gibt aber auch grundsätzliche Zweifel an der Rohrpost für Menschen: Wie können Passagiere die starken Beschleunigungen ertragen? Wie soll unterwegs im Notfall erste Hilfe geleistet werden?
Bild: picture-alliance/SpaceX via AP/P. Larson
Eine U-Bahn für die Schweiz
Ganz neu ist die Idee der vakuumisierten Tunnelröhre nicht. Schweizer Ingenieure favorisieren die SwissMetro - ein Tunnelsystem zwischen den wichtigsten Metropolen der Schweiz. Auch hier sollen die Züge schweben. Nicht auf Luft, sondern elektromagnetisch. Aber so schnell wie Hyperloop sollen sie nicht sein - nur 500 km/h.
Bild: picture-alliance/dpa/Swissmetro
"Ein Gefühl wie im Flieger"
Ähnlich können sich Testpassagiere schon jetzt in der japanischen Magnetschwebebahn Maglev fühlen. Mit steigender Geschwindigkeit wird die Fahrt immer stabiler. Nur wenige Auserwählte können das zurzeit selbst erleben. Eine erste öffentliche Verbindung zwischen Tokyo und Nagoya ist für 2027 geplant und auf rasante 500 Kilometer pro Stunde ausgelegt.
Bild: picture-alliance/dpa
Der schwebende König
Und so sieht er von außen aus: Maglev ist die Abkürzung für "magnetic levitation", also magnetisches Schweben. Magnetschwebebahnen sind sogenannte spurgeführte Landverkehrsmittel. Magnetische Kräfte halten sie in der Schwebe. Sie werden durch die Spur geführt, angetrieben und gebremst. Es gibt keine Reibung und dadurch sehr viel weniger Verschleiß.
Bild: picture-alliance/AP/Yomiuri Shimbun
Zum Flughafen - aber schnell!
Der Transrapid Shanghai ist derzeit der weltweit schnellste Zug in Betrieb. Er verwendet die gleiche Magnetschwebetechnik wie der japanische Maglev und hat eine Betriebsgeschwindigkeit von 430 Kilometern pro Stunde. Der Zug bringt die Fahrgäste von Shanghai zum Flughafen - eine Reise von 30,5 Kilometern, die acht Minuten dauert.
Bild: picture-alliance/dpa
In Deutschland erfunden
Das Modell aus Shanghai stammt von Siemens und ThyssenKrupp aus Deutschland. Erstmals fuhr das Original 1983 auf dieser Teststrecke im Emsland. In Deutschland gab es zwar verschiedene Ideen für Magnetschwebebahn-Strecken, doch keine davon konnte sich politisch durchsetzen. Der Hauptgrund: Die klassische Eisenbahn holte auf - mit dem Rad auf der Schiene und trotzdem rasend schnell.
Bild: picture-alliance/dpa
ICE statt Magnetschwebetechnik
Deutschland setzt mit dem ICE auf Velaro-Hochgeschwindigkeitszüge von Siemens. Sie lassen sich gut in bestehende Streckennetze integrieren. Der ICE stellte 1988 einen Geschwindigkeitsrekord von 406,9 Kilometern pro Stunde auf. Normalerweise fahren ICEs aber höchstens 300 km/h. Heute sind Velaro-Züge ein Exportschlager. Sie fahren in Spanien, China, Russland, Großbritannien und der Türkei.
Bild: imago/imagebroker
Von Peking nach Shanghai mit 380 km/h
Die Velaro-Züge haben keine Lokomotive mehr, sondern Motor-Einheiten unter allen Achsen. Der schnellste von allen fährt im Regelbetrieb in China - der Harmony CRH 380A. Bei einem Probelauf im Jahr 2010 erreichte der Zug eine Geschwindigkeit von 486 Kilometern pro Stunde. Pendler zwischen Peking und Shanghai müssen sich heute mit einer Betriebsgeschwindigkeit von 380 km/h zufriedengeben.
Bild: imago/UPI Photo
Mutter aller Hochgeschwindigkeitszüge
Der schnellste aller traditionellen Züge bleibt der französischen TGV (Train à Grande Vitesse). Es gibt ihn schon seit 1981 im Regelbetrieb. Die neueste Version, der AGV erreichte 2007 sogar 574 Kilometer pro Stunde. In der Regel fahren die Züge maximal 320 km/h. Züge auf TGV-Basis gibt es unter anderem in Deutschland, Belgien, Großbritannien, der Schweiz und Italien.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Sasso
Hochgeschwindigkeitspionier Japan
Schon vor Frankreich hatte Japan mit dem Shinkansen einen echten Hochgeschwindigkeitszug in Betrieb genommen: 1964 zu den Olympischen Sommerspielen in Tokio fuhr der Vorläufer dieses Zuges regulär mit 210 km/h. Heute fahren die Züge, wie dieses neueste Modell, maximal 320 km/h im Regelbetrieb.
Bild: cc-by-sa/D A J Fossett
Geschwindigkeit ist nicht alles
Ab dem Jahr 2017 bekommt die Deutschen Bahn einen neuen Zug: Der ICE 4 kommt bei zwölf Waggons auf insgesamt 830 Sitzplätze und eine Länge von 350 Meter. Neuer heißt aber in dem Fall nicht schneller. Höchstens 250 km/h soll er fahren. Dafür verbraucht der ICE4 aber auch deutlich weniger Energie.
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka
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Von Anfang an beim ICE
"Ich habe mich gefühlt, als wenn das eigene Kind in die Schule kommt", sagt Lankes über die damaligen Tage. Als Projektleiter bei der Deutschen Bahn hat der inzwischen 70-Jährige die ersten drei ICE-Generationen mitkonzipiert, entwickelt und auch selbst gefahren. Er war bei der Jungfernfahrt des ICE1 mit an Bord, saß bei den ersten Linienfahrten sowohl des ICE2 als auch des ICE3 selbst am Fahrhebel.
Zu den prägenden Momenten seiner Zeit bei der Bahn gehörten Erfolge wie die Ankunft des ersten deutschen Hochgeschwindigkeitszugs in Paris im Juni 2007. Dazu gehörte aber auch die größte Katastrophe in der Geschichte der deutschen Eisenbahn, das ICE-Unglück von Eschede in Niedersachsen mit mehr als 100 Toten im Jahr 1998.
Lankes war 1982 zur damaligen Bundesbahn gekommen und 1985 in das Bundesbahn-Zentralamt nach München gewechselt. Dort stieg er zunächst in die Projektleitung des ICE-Prototypen ICE-V mit ein und war beim ICE1 von Anfang an dabei. "Schwerpunktmäßig war ich beim ICE1 mit der Entwicklung des Führerstands und des Speisewagens befasst", sagt er.
Die Bahn fuhr hinterher
Während heute der Technik-Konzern Siemens als Generalunternehmer die ICE-Züge baut, liefen die Fäden damals noch bei der Bundesbahn selbst zusammen. "Es gab in dieser Zeit eine starke Zersplitterung der Schienenfahrzeugindustrie und damit einfach keine deutsche Firma, die alleine dazu in der Lage gewesen wäre, einen kompletten ICE zu bauen", betont Lankes. "Das hat aber auch so gut funktioniert, es gab einen klaren Teamspirit in der Mannschaft."
Frankreich hatte seinen Hochgeschwindigkeitszug TGV schon 1981 in Betrieb genommen. "Industrie, Bahn und Politik hatten alle ein Interesse daran, dass das auch in Deutschland in die Gänge kommt", sagt der Ingenieur.
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Es fehlten Schienen, Strom und Strecken
Ausgebaut werden musste dafür auch die Infrastruktur. "Wir hatten bis zum Jahr 1991 praktisch noch keine Schnellfahrstrecken für die Eisenbahn", sagt Andreas Geißler, Referent für Verkehrspolitik beim Interessenverband Allianz pro Schiene. Für den Start des ICE wurden deshalb die ersten Hochgeschwindigkeitsstrecken Stuttgart-Mannheim sowie Hannover-Würzburg gebaut.
Zudem fehlte es im damals erst seit kurzem wiedervereinigten Deutschland an Strom: "Die ersten ICE-Züge fuhren natürlich rein elektrisch und konnten erstmal gar nicht in den Osten gelangen, weil die Oberleitungen fehlten", sagt Geißler. Erst 1993 wurde Berlin an das Streckennetz angeschlossen.
Die staatseigene Bundesbahn hatte auch die ländlichen Räume über Jahre vernachlässigt, zahlreiche Strecken zurückgebaut und sich aus der Fläche zurückgezogen. Mit dem Beginn der Hochgeschwindigkeits-Ära und nicht zuletzt der Neuaufstellung der Bahn als privatrechtliches Unternehmen im Jahr 1994 änderte sich das allmählich.
"Bis heute ist es jedoch so, dass viele Nachbarländer den Ausbau des Bahnnetzes schneller umgesetzt haben als wir", sagt Geißler. Das macht der Politik, aber auch der Deutschen Bahn heute noch zu schaffen.
Reif für den "Deutschland-Takt"?
Inzwischen ist die vierte Generation des ICE im Einsatz. Der Konzern bereitet den sogenannten Deutschland-Takt vor: Er soll nicht nur Fahrzeiten auf den wichtigen Schnellfahrstrecken verringern, sondern vor allem den Fernverkehr mit der Fläche besser verknüpfen und den Anteil der Schiene am gesamten Güterverkehr steigern. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) macht sich mit anderen Ländern zudem dafür stark, den transeuropäischen Verkehr mit neuen Verbindungen und mehr Nachtzuglinien zu stärken.
Kritiker fürchten, dass dafür die derzeitige Infrastruktur nicht ausreicht. Anders als etwa in Frankreich, wo die Schnellzüge auf ihren eigenen Trassen fahren, teilen sich in Deutschland Fern-, Regional-, und Güterverkehr die Gleise. Der Bund investiert Milliarden in die Modernisierung und die Digitalisierung des bestehenden Netzes. Für neue Strecken nimmt er aus Sicht der Skeptiker aber zu wenig Geld in die Hand.
Zu lange sei in Deutschland die Verkehrspolitik von der Autolobby diktiert worden, sagt auch Bahn-Ingenieur Lankes. Scheuers Pläne nennt er "ermutigend". Wie und wann sie umgesetzt werden, bleibe aber abzuwarten.
Im rollenden Wohnzimmer
Lankes genießt nach wie vor die Fahrten in den von ihm mitgebauten ICE-Zügen. "Wenn ich in einen ICE1 als Fahrgast einsteige, dann ist da eine Vertrautheit, wie eine Art Wohnzimmer" sagt er. Übrigens war einer der fünf ICE1 bei der Jungfern-Sternfahrt im Mai 1991 eine Viertelstunde zu spät am Ziel - ausgerechnet mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker an Bord. Auch das dürfte vielen Bahn-Kunden vertraut vorkommen.
Die schnellsten Züge der Welt
Schnelle Züge sind Statussymbole. Mit ihnen machen Staaten und Bahnhersteller international auf sich aufmerksam. Vor 30 Jahren waren die Deutschen die Schnellsten - heute plant Deutschland keine weiteren Rekorde. Warum?
Bild: Reuters
Deutscher Weltrekord
Mit 406,9 Kilometern pro Stunde (km/h) war der ICE einst der schnellste Zug der Welt. Mehr als 11.000 PS waren nötig, damit der ICE auf der Strecke Würzburg und Fulda diese Geschwindigkeit erreichte! Das Ganze ist genau 30 Jahre her. Zum Feiern kamen am 1. Mai 1988 der damalige Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (li.) und Verkehrsminister Jürgen Warnke.
Bild: picture-alliance/dpa
Von Frankreich überholt
Der deutsche Geschwindigkeitsrausch währte kurz: Bereits zwei Jahre später schaffte ein französischer TGV (Train à Grande Vitesse) 515 km/h und "pulverisierte" damit den deutschen Rekord, wie Frankreichs Staatsbahn noch heute tönt. Die neueste Version, der AGV erreichte 2007 sogar 574 Kilometer pro Stunde. In der Regel fahren die Züge maximal 320 km/h. Im Bild ein TGV im Jahr 1981.
Bild: picture-alliance/dpa
Der mit der Nase
Auch in Japan wurden schnelle Züge entwickelt: die Shinkansen. Im Regelbetrieb fahren sie maximal 320 km/h. Die lange Nase des neuen Modells ist übrigens dafür da, dass es bei Fahrten durch Tunnel nicht so laut knallt.
Bild: Reuters/Kyodo
China auf Aufholjagd
Auch in China möchte man Rekorde schreiben. Inzwischen schaffen es chinesische Züge schon nah an die 500er-Marke. Chinas neuer, selbst entwickelter Schnellzug Fuxing ("Erneuerung") fährt mit bis zu 350 Kilometern pro Stunde zwischen Shanghai und Peking. Er benötigt für die 1300 Kilometer viereinhalb Stunden. In ein paar Jahren werden 400 km/h im Regelbetrieb angepeilt.
Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS.com
Und die Deutschen?
Sie bauten 1980 eine Teststrecke für eine Magnetschwebebahn. Bis zu 450 Stundenkilometer erreichte der Transrapid bei Tests auf der gut 30 Kilometer langen Versuchsstrecke im Emsland. In der Schwebe gehalten wurde das Wunderwerk deutscher Ingenieurskunst von elektromagnetischen Kräften. Milliarden wurden investiert, am Ende (2011) stoppte aber der Bund die Förderung.
Bild: picture-alliance/dpa
In der Schwebe
In Deutschland war Schluss - in China ging es weiter. Der Transrapid Shanghai ist derzeit der weltweit schnellste kommerzielle Zug in Betrieb. Durch die Magnetschwebetechnik erreicht er eine Betriebsgeschwindigkeit von 430 km/h. Der Zug bringt die Fahrgäste von Shanghai zum Flughafen - eine Reise von 30,5 Kilometern, die acht Minuten dauert.
Bild: picture-alliance/dpa
Eine Ökobiene, die nicht fliegt
Unter dem lustigen Namen Ecobee fährt in Südkorea eine Magentschwebebahn. Der Zug verbindet den Flughafen Incheon mit dem sechs Kilometer entfernten Yongyu. Die Regierung hatte das Projekt 2006 initiiert, um eine Strecke für Magnetzüge mit einheimischer Technologie zu haben. Der Zug kann maximal 110 Stundenkilometer fahren.
Bild: picture-alliance/Yonhap
Der Wüsten-Express
450 Kilometer sind es zwischen den beiden heiligsten Stätten des Islam, Medina und Mekka. Künftig sollen die Pilger das mit der Bahn in weniger als drei Stunden schaffen. Die Strecke erwies sich für das spanische AVE-Konsortium als große Herausforderung: Am letzten Tag des Jahres 2017 gab es die erste Fahrt, der Regelbetrieb sollte eigentlich schon im März beginnen. Daraus wurde aber nichts.
Bild: Getty Images/AFP/B. Aldandani
Spitze: 603 Stundenkilometer
In Japan soll eine Magnetschwebebahn (Maglev) ab 2027 Tokio mit Nagoya verbinden. Die Bahn wird zehn Zentimeter über den Gleisen schweben und von elektrisch aufgeladenen Magneten angetrieben werden. Eine Fahrt soll dann 40 Minuten dauern, statt 90 Minuten mit dem Shinkansen.
Bild: picture-alliance/AP/Yomiuri Shimbun
Mehr Rohrpost als Zug
Die Idee eines ganz neuen Hochgeschwindigkeits-Transportsystems kommt von Elon Musk, dem Gründer der Raumfahrt-Firma SpaceX und des Autoherstellers Tesla: Im Hyperloop sollen Passagiere in elektrisch getriebenen Kapseln mit Tempo 1225 km/h auf Luftkissen durch Röhren katapultiert werden. Erste Tests laufen in Kalifornien und auch in Frankreich wird eine Teststrecke für einen Hyperloop gebaut.