ICE L: Deutsche Bahn stellt neue Intercity-Express-Züge vor
17. Oktober 2025
"Wir wollen nicht nur befördern, wir wollen insbesondere begeistern!" Nichts geringeres verspricht die neue Chefin der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, ihren Passagieren. Erst seit kurzem im Amt stellte die 52-Jährige am Ostbahnhof in Deutschlands Hauptstadt Berlin den neuen Intercity Express vor, den ICE der Baureihe "L".
Wichtigste Neuheit: Der Zug hat an den Türen keine Treppenstufen, Einsteigen geht also barrierefrei. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember sollen die neuen Züge schrittweise eingesetzt werden. Das "L" im Namen steht für "Low Floor" - es ist also ein Niederflurzug.
Außerdem sorgen neu entwickelte Sitze und ein modernes Innendesign nach Bahnangaben für eine wohnliche Atmosphäre. "Mit dem neuen ICE L setzen wir ganz klar auf mehr Komfort und Zuverlässigkeit für unsere Fahrgäste", betonte Palla bei der Präsentation.
Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder lobte bei der feierlichen Vorstellung das neue ICE-Modell. Der Kunde müsse "auf der Schiene wieder König sein", dafür sei der Zug ein perfektes Beispiel. "Wer modernisiert, verbessert nicht nur die Technik, sondern gleichzeitig das Reiseerlebnis für Millionen Menschen", sagte Schnieder. "Das gilt für die Infrastruktur genauso wie für die Züge."
Guter Handy-Empfang und familienfreundlich
Insgesamt 562 Sitzplätze gibt es in dem neuen Zug, 85 davon in der 1. Klasse. Reservierungsanzeigen mit farbigen LED-Leuchten, Steckdosen an jedem Platz und mobilfunkdurchlässige Scheiben für guten Empfang sollen den Komfort erhöhen. Mit 46 Sitzen soll es den größten Familienbereich der ICE-Flotte bieten. Hinzu kommen neun Plätze im Kleinkindabteil.
Der ICE L rollt aber vergleichsweise langsam über die Gleise. Er schafft nur bis zu 230 Kilometer pro Stunde. Andere ICE-Modelle flitzen da deutlich schneller. Sie sind mit bis zu 300 Kilometer pro Stunde unterwegs.
Die Wagen des ICE L sind im Gegensatz zu anderen ICE-Modellen nur etwa halb so lang. Das soll nach Bahnangaben ein privateres und leiseres Raumgefühl schaffen.
Insgesamt hat die Deutsche Bahn 79 ICE L beim spanischen Hersteller Talgo bestellt. Die Züge sollen zunächst zwischen der westdeutschen Millionenstadt Köln in Nordrhein-Westfalen und Berlin eingesetzt werden. Ab Mai 2026 sollen sie dann auch auf der Strecke Berlin-Hamburg-Westerland in Deutschlands Hohen Norden fahren. Allesamt keine Schnellstrecken - auch kraftvollere ICEs fahren hier eher gemächlich entlang. Ab Juli folgen weitere Verbindungen unter anderem ins Allgäu in Bayern im Süden.
Lob mit Einschränkung
Der ökologische Verkehrsclub (VCD) lobt die neue Zugreihe als "Schritt in Richtung Barrierefreiheit", es bleibe aber noch viel zu tun. "An Bahnsteigen des Fernverkehrs, die in Deutschland in der Regel 76 Zentimeter hoch sind, kann man ebenerdig einsteigen, auch mit Rollator oder Rollstuhl", so die VCD-Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann. "Bei anderen Bahnsteighöhen braucht der Zug ein externes Hub- oder andere Hilfssysteme."
Der ICE L ist Teil der Strategie der Deutschen Bahn, ihre Fernverkehrsflotte zu modernisieren. Ziel ist es, das Durchschnittsalter der ICE-Flotte von derzeit 17 Jahren bis 2030 auf 15 Jahre zu senken. Palla betonte ihre Hoffnung, dass die neuen Züge auch zu weniger Verspätungen und Zugausfällen führen. "Jeder neue Zug zahlt auf einen stabilen Betrieb ein", sagte die Bahnchefin.
AR/pgr (dpa, afp)