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"Ich bin Präsident Abchasiens"

10. November 2004

– Sergej Bagapsch plant bereits seine Amtseinführung – Lage in der Republik weiterhin kompliziert

Moskau, 10.11.2004, WREMJA NOWOSTEJ, russ., Michail Wignanskij

Auch eine Woche nach den Konsultationen mit den Anwärtern auf das Präsidentenamt in Abchasien, Sergej Bagapsch und Raul Chadschimba, im Sicherheitsrat Russlands gibt es keine Klarheit in dieser nicht anerkannten Republik. Gestern (9.11.) fanden in Moskau Verhandlungen mit dem Premierminister Abchasiens, Nodar Chaschba, statt. Die wichtigsten handelnden Personen sind weiterhin zerstritten: Sergej Bagapsch hält sich für den Sieger der Wahlen vom 3. Oktober, Raul Chadschimba besteht auf neuen Wahlen im Dezember. Gestern wies Herr Chadschimba in einem Interview für "Interfax" den "Kompromissvorschlag" von Herren Bagapsch, ein hohes Amt in der neuen Regierung zu übernehmen, zurück. Wie werden sich die Ereignisse entwickeln? Auf die Fragen des Korrespondenten von "Wremja nowostej" in Georgien, Michail Wignanskij, antwortet Sergej Bagapsch.

Frage:

Wie ernst sind derzeit die Auseinandersetzungen zwischen Ihnen und Raul Chadschimba?

Bagapsch:

Es finden praktisch keine Konsultationen statt. Es gibt ernsthafte Meinungsverschiedenheiten, die Konfrontation könnte zunehmen. Je länger das alles dauert, desto komplizierter wird es. Unsere Gegner lehnen jegliche Kompromissvorschläge ab und sprechen lediglich von neuen Wahlen. Dazu wird es jedoch nicht kommen, weil wir gewonnen haben.

Frage:

Sie haben Raul Chadschimba einen Posten in Ihrer Regierung angeboten?

Bagapsch:

Ja.

Frage:

Den des Verteidigungsministers? Raul Chadschimba stand schließlich, bevor er zum Premierminister ernannt wurde bereits an der Spitze der höchsten Militärbehörde.

Bagapsch:

Jeden Posten, auch den des Verteidigungsministers. Aber ich habe keine Antwort bekommen.

Frage:

Wie werden sich Ihrer Meinung nach die Ereignisse unter diesen Umständen entwickeln?

Bagapsch:

Das kann ich nicht voraussagen. (...)

Frage:

Der Sicherheitsrat Russlands hat doch Druck auf Sie ausgeübt?

Bagapsch:

Ich weiß nicht, inwieweit das als Druck bezeichnet werden kann. Es ist eher die Besorgnis über die allgemeine Situation in Abchasiens.

Frage:

Sind Sie nicht beleidigt, dass Moskau versucht, etwas aufzudrängen?

Bagapsch:

Nein. Es handelt sich ja nicht um Druck, es geht lediglich um die Lage in Abchasien. Moskau ist darüber besorgt, ob die Lage hier stabil wird. Wir selbst plädieren für Stabilität.

Frage:

Werden die Konsultationen mit der russischen Seite fortgesetzt?

Bagapsch:

Womöglich. Aber nach Moskau reise ich vorläufig nicht.

Frage:

Kann man sagen, dass Sergej Bagapsch Präsident Abchasiens ist?

Bagapsch:

Ich bin Präsident. Etwas anderes kann es nicht geben. Wir werden uns auf keine neuen Wahlen einlassen.

Frage:

Können Sie unter diesen Bedingungen normal arbeiten, eine Regierung bilden?

Bagapsch:

Natürlich nicht.

(...)

Frage:

Für wann planen Sie die Amtseinführung?

Bagapsch:

Für den 6. oder 7. Dezember. (lr)