1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Film

Musical-Film "Ich war noch niemals in New York"

10. Oktober 2019

Regisseur Philipp Stölzl bringt das erfolgreiche Musical mit Musik des deutschen Schlagerstars Udo Jürgens auf die Leinwand. Mit einem erstklassigen und gut gelaunten deutschen Schauspieleraufgebot.

Film Ich war noch niemals in New York
Bild: Universal Picture

"Ich war noch niemals in New York" ist bunt, fröhlich, rührend und ein Hauch von Broadway. Mit diesem Film soll das Musical zurück ins deutsche Kino kommen. Er hat alles, was dieses Genre braucht: Eine turbulente Komödie mit Liebe, Tanz und Gesang - und vor allem ist seine Grundlage die Musik einer deutschen Schlagerlegende. Udo Jürgens (1934 - 2014) hat Lieder geschrieben, die fast schon zum kulturellen Gedächtnis in Deutschland gehören. 

Die Story

Für die erfolgreiche TV-Moderatorin Lisa zählt nur ihre Karriere - bis ihre Mutter Maria bei einem Unfall das Gedächtnis verliert. Alles, was sie weiß, ist, dass sie noch niemals in New York war. Sie flieht aus dem Krankenhaus und schmuggelt sich auf ein Schiff, das sie nach New York bringen soll. Lisa folgt ihr mitsamt dem schwulen Maskenbildner Fred. Als blinde Passagiere erwischt, müssen sie sich auf dem Schiff als Putzkräfte verdingen. Alle drei verlieben sich auf der turbulenten Überfahrt, was zu vielen Überraschungen und Verwicklungen führt, bis es letztendlich in New York zum knallbunten Happy End kommt.

Maria (Katharina Thalbach) schwärmt von Otto...Bild: Universal Picture

Der Regisseur

Das Musical "Ich war noch niemals in New York", 2007 in Hamburg uraufgeführt, ist zehn Jahre lang erfolgreich auf Deutschlands Bühnen gelaufen und ist die Grundlage für diesen Film, an dessen Planungen Udo Jürgens noch beteiligt war.

Als Regisseur für den Film wurde Philipp Stölzl verpflichtet. Er ist Filmemacher, Opern- und Theater-Regisseur - und er hat mit vielen internationalen Stars Musikvideos gedreht, unter anderem mit Mick Jagger, Madonna, Evanescence und Rammstein. "Wenn man mit Rammstein anfängt, gilt man erst mal als der Mann fürs Düstere", erzählt Stölzl der DW. "Aber ich bin als Künstler vielseitig interessiert. Ich lache auch gerne. Ich mag das Düstere schon auch, aber ich mag auch sehr gerne, wenn es leicht und lustig wird."

Uwe Ochsenknecht als Eintänzer OttoBild: Universal Picture

"Ich war noch niemals in New York" ist Stölzls erste richtige Komödie. Er fand es erfrischend, sich damit zu beschäftigen, wie Komik im Kino überhaupt funktioniert. "Es hat auch Spaß gemacht, mich mit Liebe und den schönen Dingen zu beschäftigen".

Die Schauspieler

Alle Beteiligten waren von der Idee begeistert. Als Schauspieler konnten unter anderem Uwe Ochsenknecht, Heike Makatsch, Moritz Bleibtreu und Katharina Thalbach verpflichtet werden, allesamt in Deutschland bekannte und beliebte Stars.

Heike Makatsch als zickige TV-Moderatorin Lisa findet auf dem Schiff ihre große LiebeBild: Universal Picture

Das Genre Musical war für die meisten eine große Herausforderung, vor allem für Moritz Bleibtreu, wie er im DW-Interview erzählt: "Ich habe das Singen nie gelernt - das war für mich eine neue und lehrreiche Erfahrung. Singen hat immer was mit Mut zu tun und mit Selbstvertrauen. Wenn man Musik so mag wie ich, dann hat man auch einen riesengroßen Respekt vor Sängern. Und wenn man sich dann zum ersten Mal selber singen härt, dann ist das furchtbar." Er hoffe, dass er die Songs von Udo Jürgens nicht versaut habe, grinst er noch. 

Fallen Lisa (Heike Makatsch) und Axel (Moritz Bleibtreu) gleich in den Pool?Bild: Universal Picture

Katharina Thalbach, die die Maria spielt, hat weniger Berührungsängste mit dem Gesang. Sie hat unter anderem lange beim Brecht-Theater gespielt, wo viel gesungen wird. "Eine gewisse Musikalität ist mir gegeben", sagt sie augenzwinkernd. 

Die Musik

Udo Jürgens hatte 1966 mit "Merci Cherie" seinen internationalen Durchbruch: Er gewann den Grand Prix d'Eurovision de la Chanson" - heute den ESC - für Österreich. Dann folgte ein Hit nach dem anderen. 

Udo Jürgens 1966 beim Grand Prix d'EurovisionBild: picture-alliance/dpa

"Als '17 Jahr, blondes Haar' kam, das war ja meine Zeit", schwärmt Katharina Thalbach, "ich fühlte mich ja persönlich angesprochen von diesem Lied. An ihm kam man einfach nicht vorbei. Er sah erstens so unwahrscheinlich gut aus, und zweitens hat er einfach Ohrwürmer geschaffen." 

Auch für den viel jüngeren Moritz Bleibtreu war Udo Jürgens immer präsent, obwohl er sich nie näher mit dessen Musik befasst hat. "Er war für mich immer sowas wie ein Denkmal. Der war einfach immer da." Aber erst durch den Film habe er die Lieder besser kennengelernt. "Das Tolle war, dass ich die Chance gehabt habe, in die Lieder einzutauchen und festzustellen, was für ein großartiger und vielschichtiger Künstler Udo Jürgens war." 

Eine einmalige Gelegenheit?

Nicht nur Jürgens' Musik faszinierte die Beteiligten an dem Filmprojekt. Es war auch das Genre Musical, das die komplette Filmcrew als einmalige Chance betrachtet hat, wie Philipp Stölzl erzählt: "Alle die das mitgemacht haben sind gekommen, weil sie alle diesen Film machen wollten. Sowas passiert dir vielleicht nur einmal. So ein Film ist Jahrzehnte nicht gemacht worden, und vielleicht wird auch nie wieder so ein Film gemacht." Alle, vom Kameramann über den Requisiteur bis hin zu den Schauspielern und Musikern, hätten, so Stölzl, das Gefühl, dies sei ein ganz besonderer Moment im Leben und deswegen hatten alle große Lust darauf. "Es war eine sehr freundschaftliche und warmherzige Atmosphäre. Und die merkt man dem Film, glaube ich, auch an." 

Philipp Stölzl hat untern anderem den Film "Der Medicus" gedrehtBild: picture-alliance/dpa

Rauschende Weltpremiere

Und so feierte der Film, der am 17. Oktober in die Kinos kommt, am Mittwoch (11.Oktober) seine rauschende Premiere in Köln. Es gab Szenenapplaus im Kino - vor allem bei den berühmtesten Gassenhauern von Udo Jürgens.

"Griechischer Wein" mit Bouzouki-Tanz und einem feurigen griechischen ZaubererBild: Universal Picture

Der komplett im Studio gedrehte Film ist alles in allem ein bunt-kitschiges Spektakel, in dem viele Jürgens-Lieder und Zitate vorkommen - etwa eine Szene, in der Axel und sein Sohn Florian im weißen Bademantel zu sehen sind - der Bademantel gehört neben dem gläsernen Flügel zu Jürgens' Wahrzeichen. Dazu gibt es überdrehte Tanzszenen mit allem, was das Broadway-Musical der 1950er Jahre zu bieten hatte: Wasserballett, Salto drehende Akrobaten, Showtreppen und immer wieder fallen Menschen in einen Pool.

Der zweistündige Film kommt mit niedlichen Liebesszenen, einem kleinen Jungen, der auf die Tränendrüse drückt ("Ich wünsch dir Liebe ohne Leiden") und jeder Menge Slapstick mit ein paar Wortwitzen daher - typisch eben für ein Broadway-Stück, meint Moritz Bleibtreu: "Der ganze Film spielt mit einer gewissen 'Überhöhung' der Figuren. Alles ist ein bisschen größer als im richtigen Leben." Er würde sich freuen, wenn solche Musikfilme wieder in die deutschen Kinos zurück kämen. "Denn jedes Genre, das im Kino neuen Ausdruck erfährt, finde ich begrüßenswert, weil ich möchte, dass das Kino weiterlebt."

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen