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Politik

"Ich werde Präsident aller Amerikaner sein"

21. Januar 2021

Mit einem Bekenntnis zur Einheit der Nation hat Joe Biden sein Amt als 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika angetreten. Gemeinsam mit seiner Vizepräsidentin Kamala Harris wurde er in Washington vereidigt.

USA Washington | Inauguration | Joe und Jill Biden vor dem Weißen Haus
Joe Biden und seine Frau Jill vor dem Weißen Haus in WashingtonBild: Alex Brandon/AFP

Als Joe Biden am Mittwoch um 15.45 Uhr (Ortszeit) gemeinsam mit seiner Frau Jill die Stufen zum Weißen Haus emporstieg, war ihm die Erleichterung anzumerken, dass er es endlich geschafft hatte. Der heftige Wahlkampf, so dreckig wie keiner zuvor, gegen seinen Vorgänger Donald Trump lag hinter ihm, wird bald nur noch eine Erinnerung sein. Dessen Eskapaden und Tabubrüche dauerten bis zu eben diesem Tage an: Als erster Präsident in 152 Jahren blieb Trump der Amtseinführung seines Nachfolgers fern.

Umso festlicher geriet die Inauguration des neuen, des 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Joe Biden, und seiner Vizepräsidentin, Kamala Harris. Wegen der Corona-Beschränkungen war es keine Veranstaltung vor einem Millionenpublikum - im Gegenteil: die "Mall" vor dem Kapitol musste diesmal leerbleiben - , doch Superstars wie Lady Gaga, die die Nationalhymne sang, und Jennifer Lopez sorgten dann doch für den nötigen Glanz.

Superstar Lady Gaga sang die Nationalhymne "Star-Spangled Banner"Bild: Saul Loeb/REUTERS

Angesichts der Ausschreitungen vor zwei Wochen mit dem Sturm auf das Kapitol waren die Sicherheitsvorkehrungen radikal verschärft worden. Rund 25.000 Nationalgardisten patroullierten in der Hauptstadt, um Übergriffe enttäuschter und wütender Trump-Anhänger im Umfeld der Zeremonie von vornherein zu unterbinden.

Beginn einer neuen Zeit

Um kurz vor zwölf hatte in den USA eine neue Zeit begonnen: Joe Biden trat nach dem Ablegen des Amtseides vor das Mikrofon und hielt seine Antrittsrede, die in jeder Hinsicht einen tiefgreifenden Kontrast markierte zum Ton, den der an diesem Tag aus dem Amt geschiedene Donald Trump in den vergangenen Jahren angeschlagen hatte.

Zentrale Begriffe seiner Rede an die Nation und an die Welt waren Einheit, Zuversicht und Aufbruch. Biden erinnerte seine Zuhörer gleich zu Beginn an die Lehren der vergangenen Wochen, als den Amerikanern durch den Sturm des Kapitols brutal vor Augen geführt worden war, wie zerbrechlich auch die amerikanische Demokratie ist. Nun aber feiere Amerika den "Triumph der Demokratie", betonte der neue Präsident. 

Den roten Faden seiner Rede bildete das Versprechen, für eine einige Nation zu kämpfen und die Gräben im Land zu überwinden. "Ich werde ein Präsident für alle Amerikaner sein", rief er seinen Landsleuten zu. Biden erinnerte an die Menschen, die in der Corona-Pandemie ihr Leben verloren haben, er prangerte die Ungleichheit zwischen den ethnischen Gruppen im Land an und rief seine Mitbürger zum Umdenken auf: "Machen wir einen Neuanfang, alle miteinander!"

Vizepräsidentin Kamala Harris ist eine wichtige Ergänzung zu Joe BidenBild: Kevin Dietsch/AP/picture alliance

Vizepräsidentin Harris als Versprechen für die Zukunft

Für einen solchen Neuanfang soll in mehrfacher Hinsicht Kamala Harris stehen. Sie ist die erste schwarze Vizepräsidentin der USA und hat jamaikanisch-indische Wurzeln. Die 56-Jährige war kurz vor Joe Biden ins Amt eingeführt worden. Die Juristin gilt angesichts des hohen Alters des Amtsinhabers - kein US-Präsident war bei Amtsantritt so alt wie der 78-jährige Joe Biden - als besonders wichtige Figur im künftigen Regierungsgefüge in Washington.

Für einen besonders bewegenden Moment während der Amtseinführung sorgte die 22-jährige Dichterin Amanda Gorman. Mit der Rezitation ihres Gedichtes "The Hill We Climb" (Den Berg, den wir besteigen) nahm die Afro-Amerikanerin unter anderem Bezug auf die Erstürmung des Kapitols durch wütende Anhänger von Ex-Präsident Trump Anfang Januar. Ihr Gedicht endete hoffnungsvoll: "Wir werden diese verwundete Welt zu einer besseren machen, es gibt immer Licht, wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen und zu sein."

Der Schatten des Vorgängers

Obwohl er nicht erwähnt wurde, stand Ex-Präsident Trump doch irgendwie auch immer mit auf der Bühne. Allen war klar, dass der neue Präsident Joe Biden vor allem eines sein wollte: anders als Trump. Biden wollte deutlich machen, dass er eine fundamentale Abkehr vom politischen (Un-)Geist der vergangenen vier Jahre anstrebe und eine andere politische Kultur pflegen werde.

Auch den internationalen Partnern der USA versprach Biden einen Neuanfang. "Wir gehen wieder ein auf die Welt", sagte er und kündigte an, die USA würden "ein starker Partner für Sicherheit und Frieden" sein.

Feuerwerk anlässlich der Amtseinführung von Joe Biden und Kamala Harris während der Sendung "Celebrating America"Bild: Tom Brenner/REUTERS

Amerika feiert sich selbst - und das Duo Biden/Harris

Im Anschluss an die Vereidigungsfeier begann eine ausschließlich im Fernsehen und im Internet übertragene Feier mit einer Reihe von Weltstars aus dem Film- und Musikbusiness. Moderiert wurde das 90-minütige Special auf den Stufen des Lincoln Memorials in Washington von Oscar-Preisträger Tom Hanks. Zwischen Auftritten von Bruce Springsteen ("Land of Hopes and Dreams"), Jon Bon Jovi ("Here Comes the Sun") und Justin Timberlake ("Better Days are Coming") wurden Freiwillige vorgestellt, die sich in den vergangenen Monaten inmitten der Corona-Pandemie um das Wohl ihrer Mitmenschen gekümmert haben.

Die Sendung wurde zusammengestellt als Ersatz für die traditionellen Bälle und öffentlichen Partys, die wegen der aktuellen Hygienevorschriften nicht erlaubt sind. 

mak/qu (dpa, rtr, afp, ap)

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