Es war keine Trendwende: Mittwoch sinkt der Ölpreis nach kurzer Pause am Vortag wieder. Seit Jahresbeginn hat er rund 25 Prozent verloren. Der Preisdruck wird anhalten, meint die Internationale Energieagentur IEA.
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Im Sog des Ölpreises
Beinahe täglich sinkt der Preis für Erdöl auf neue Tiefststände. Schwächelnde Welt-Konjunktur und Überproduktion sorgen seit mehr als einem Jahr für Verunsicherung. Einige Länder hat es bereits hart getroffen.
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Kater nach langer Party
Wer hätte damit gerechnet? Dem reichen Norwegen macht der Preisverfall zu schaffen. Viele Jahre lang erlebte das Land einen Boom. Das Öl aus der Nordsee hat aus einem ärmlichen Agrarstaat eines der reichsten Staaten der Welt gemacht. Nun steuert Norwegen wieder um: Statt einseitig auf Öl und Gas will das Land nun wieder vermehrt auf die Fischerei setzen.
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Doppelt getroffen
Nicht nur die Sanktionen des Westens, auch der Ölpreis spielen Russland böse mit. 2015 sank die Wirtschaftsleistung im Reich von Präsident Wladimir Putin um fast vier Prozent. Die Folge: Die Löhne sinken, der Rubel hat die Hälfte seines Wertes gegenüber dem US-Dollar eingebüßt. Der Wirtschaftsdienst Bloomberg schätzt: Auch 2016 wird für Russland ein Rezessionsjahr.
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Zukunft auf Pump
Nigeria ist Afrikas größter Ölproduzent. Der neue Präsident Muhammadu Buhari hatte vor seiner Wahl angekündigt, die Staatsausgaben zu erhöhen. Dieses Wahlversprechen könnte ein Opfer des Ölpreisverfalls werden. Laut der Weltbank stammen drei Viertel der Einnahmen des Landes aus dem Ölgeschäft. Viele Infrastrukturprojekte liegen momentan noch immer auf Eis.
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Neue Realitäten
Nicht nur Nigeria, auch andere Länder kalkulieren ihren Finanzen mit einem sehr hohen Ölpreis. Die Folge: ein Loch im Haushalt. Denn seit Mitte 2014 ist der Ölpreis um knapp 75 Prozent zurückgegangen. Experten sehen aktuell auch kaum Gründe für einen Anstieg in alte Größenordnungen von über 120 Dollar pro Barrel.
Nach den Sanktionen
Eine halbe Million Barrel will Iran nach der Aufhebung der Export-Sanktionen nun täglich zusätzlich auf den Markt pumpen. Damit schießt sich das Land auch ins eigene Bein - denn die gestiegene Menge auf dem Weltmarkt drückt auch auf die Preise. Iran sieht aber einen anderen Grund für die fallenden Ölpreise: Erzfeind Saudi-Arabien.
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Subventionsstopp statt Luxusbauten
Saudi-Arabien hat sich bis zuletzt gegen eine Drosselung der Fördermenge gestellt, um die US-Frackingkonkurrenz und den Erzfeind Iran am Boden zu halten. Doch nun ist auch der zweitgrößte Ölexporteur der Welt in Schieflage geraten. Der IWF warnte bereits vor einem massiven Haushaltsdefizit. Die Saudis wollen jetzt Steuern einführen und Subventionen auf Nahrungsmittel und Strom kürzen.
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Wie lange halten die Töpfe
Genau wie in Saudi-Arabien geht es auch in Katar, Oman und in den Vereinigten Arabischen Emiraten an die Reserven. Die reichen Wüstenstaaten verfügen alle über noch sehr große Staatsfonds. Zusammen kommen die sechs Golfstaaten aber bereits jetzt auf ein Haushaltsdefizit von 260 Milliarden Dollar, so eine Schätzung des Geldhauses JP Morgan.
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Vor dem Machtwechsel?
Da hilft auch Nachlesen nicht: Venezuela verfügt über die größten Erdölreserven der Welt. Jahrelang hat die sozialistische Regierung mit den Öleinnahmen ihre breiten Sozialprogramme finanziert. Nun rief Präsident Nicólas Maduro den Wirtschaftsnotstand aus. Der Rückhalt für seine Politik in der Bevölkerung schwindet seit einem Jahr - beinahe parallel zum fallenden Ölpreis.
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Bohren, Bohren, Bohren und jetzt?
Dank der Fracking-Technologie sind die USA zum größten Ölproduzenten der Welt aufgestiegen. Doch der niedrige Preis macht das Fracking vielerorts unrentabel. Die USA zählen auch zum größten Energie-Verbraucher der Welt. Autofahrer freuen sich über extrem günstige Spritpreise und investieren in große Autos - eine Gefahr wiederum für die Umwelt.
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Für Europa bestimmt der Preis der Nordsee-Ölsorte Brent die Richtung: Der sank am Mittwoch im asiatischen Handel zeitweise auf 28,28 Dollar pro Fass (159 Liter). Am Vortag hatte sich Brent kurzfristig um sechs Prozent verteuert.
Die US-Sorte WTI kostete in Asien am Mittwoch zwischenzeitlich wieder nur 27,55 Dollar pro Fass. Der WTI-Preis war tags zuvor in London zeitweilig über 30 Dollar je Fass gestiegen.
Ende des Iran-Embargos erhöht Ölangebot
Unmittelbarer Anlass für den neuerlichen Tiefpunkt war das Ende der internationalen Sanktionen gegen den Iran. Das Ölministerium von OPEC-Mitglied Iran hatte am Sonntag keine Zeit verloren und angekündigt, man wolle die Produktion um 500.000 Barrel pro Tag anheben. Zwar will Teheran durchsetzen, dass die anderen OPEC-Länder ihre Produktion entsprechend senken. Aber Irans großer Widersacher Saudi-Arabien hat sich in dieser Sache bisher nicht sehr beweglich gezeigt.
Der Ölmarkt steht bereits seit Monaten im Zeichen eines weltweiten Überangebots bei gleichzeitig schwächelnder Nachfrage. Anders als in früheren Jahren haben die Mitgliedsstaaten des Öl-Kartells OPEC bislang nicht mit Förderkürzungen reagiert, um den Preis zu stützen. Im Gegenteil: Sie produzieren mehr Öl, um so ihre Marktanteile zu verteidigen.
Das Angebot steigt weiter
Eine Antwort auf die Frage, ob der Ölpreis weiter sinken könne, gibt die Internationale Energieagentur (IEA). Nach ihrem am Dienstag vorgestellten Monatsbericht kann er! Dem Ölmarkt stehe zum dritten Mal in Folge ein Jahr bevor, "in dem das Angebot die Nachfrage übersteigt". Der Markt und seine Mechanismen, dieses Ungleichgewicht auszubalancieren, stünden "enorm unter Druck".
Die IEA macht vor allem die Rückkehr des ölproduzierenden Irans an die Märkte für die Entwicklung verantwortlich. Der Iran produziert derzeit etwa 2,8 Millionen Barrel Rohöl pro Tag und exportiert davon bisher etwas mehr als eine Million. Mit der angekündigten Ausweitung könne die globale Ölproduktion bereits bis Ende März täglich um rund 300.000 Barrel steigen, erklärte die IEA.
Längerfristig dürfte also das Angebot weiter die Nachfrage übersteigen. Auch wenn der Bedarf Chinas, dem weltweit größten Energiekonsumenten, ungebrochen erscheint: Nach Berechnungen der Agentur Reuters auf Grundlage vorläufiger offizieller Zahlen stieg der chinesische Bedarf um 2,5 Prozent jetzt auf ein Rekordhoch. Das Land braucht demnach gut 10,3 Millionen Fass pro Tag. Weltweit steigt die Öl-Nachfrage allerdings weniger als zunächst angenommen.