1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ifo-Institut: Das Geschäftsklima wird frostiger

24. Juni 2022

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich aus Sorge über die Energieversorgung spürbar eingetrübt. Der Geschäftsklimabericht von diesem Freitag kann dabei noch nicht einmal alle negativen Einflüsse abbilden.

Hamburg | Containerschiff am Hafen
Bild: Daniel Bockwoldt/dpa/picture alliance

Das Ifo-Geschäftsklima fiel im Juni im Monatsvergleich um 0,7 Punkte auf 92,3 Zähler, wie das Ifo-Institut am Freitag mitteilte. Experten hatten zwar mit einer Eintrübung gerechnet, allerdings nur mit einer auf 92,8 Punkte. Das Institut hatte 9000 Manager nach ihrer Geschäftslage und ihren Aussichten befragt.

"Steigende Energiepreise und die drohende Gasknappheit bereiten der deutschen Wirtschaft große Sorgen», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Am Donnerstag hatte die Bundesregierung die Alarmstufe im Notfallplan Gas ausgerufen.

Grund ist eine starke Verringerung der Gaslieferungen durch Russland. Ökonomen warnen vor erheblichen Folgen, sollten die russischen Gaslieferungen komplett ausfallen. Sie gehen dann von einer Wirtschaftskrise aus.

Es droht eine schwere Rezession

Der russische Einmarsch in die Ukraine sorge, so die Münchner Ökonomen, für steigende Rohstoffpreise, zunehmende Lieferengpässe und erhöhte Unsicherheit bei Firmen und Verbrauchern. Daher hatte das Ifo-Institut gerade erst seine Prognose für das Wachstum der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr gesenkt - und zwar von 3,1 auf 2,5 Prozent. Im kommenden Jahr soll sich das Wachstum dann auf 3,7 Prozent beschleunigen.

Allerdings befürchten Ökonomen bei ausbleibenden russischen Gaslieferungen eine schwere Rezession im Winter. "Die Lage auf dem Gasmarkt ist bedrohlich", sagte der Regierungsberater und Professor für Internationale Volkswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Jens Südekum. "Es drohen dann eine Rationierung des Gasbezugs und damit Produktionsstopps in der Industrie. Eine schwere Rezession könnte die Folge sein."

Prognose weiter gesenkt

Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg weist auf einen Aspekt hin, der in den Zahlen dieses Freitags noch keinen Widerhall finden konnte. Der Geschäftsklimaindex könne die aktuelle Lage deshalb gar nicht wiedergeben: "Da die gestrigen Nachrichten vom Gasmarkt noch nicht in der Befragung enthalten sind, ist das Geschäftsklima heute freundlicher als es dem aktuellen Umfeld entspricht."

Auch für Commerzbank-Volkswirt Jörg Krämer ist die Lage grauer, als der Ifo-Index sie abbilde: "Tatsächlich ist die konjunkturelle Situation labil. Zum einen könnte es nach einer weiteren Reduzierung der russischen Gaslieferungen zu einer folgenschweren Rationierung von Gas in der Industrie kommen. Zum anderen dürften die massiven Zinserhöhungen der US-Notenbank in den USA im kommenden Jahr eine Rezession auslösen. Wegen all dieser gestiegenen Risiken haben wir unsere Deutschland-Prognose für 2023 von 2,5 auf nur noch 1,0 Prozent gesenkt.

"Die Mehrheit rechnet damit", so Jörg Zeuner von Union Investment, "dass sich die Lage in den kommenden Monaten noch verschlechtert. Die Unsicherheit erhält weiter Nahrung, wenn die kürzlich von Russland gekappten Gaslieferungen von Dauer sind oder gar weiter reduziert werden. Sollten sich hier anhaltende Versorgungsengpässe abzeichnen, dann dürften die Erwartungen in den kommenden Monaten weiter absacken. Entsprechend unsicher bleibt es an der Börse: Die Kurse dürften weiter schwankungsanfällig bleiben".

dk/AN (rtr, dpa)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen