1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

IG Metall will bei Siemens "Krawall machen"

23. November 2017

Die Streichung von fast 7000 Stellen bei Siemens will die IG Metall nicht hinnehmen. Viele Beschäftigte und Unterstützer gingen deshalb in Berlin auf die Straße - und protestierten lautstark gegen den Stellenabbau.

Berlin Proteste von Siemens-Beschäftigten
Transparente hoch bei der Abschlusskundgebung: Siemens-Mitarbeiter kämpfen um ihre Jobs Bild: Reuters/H. Hanschke

Mit einem Autokorso durch die Berliner Innenstadt haben Beschäftigte von Siemens ihrem Ärger über den geplanten Stellenabbau in ihrem Konzern Luft gemacht. Schon am frühen Donnerstagmorgen setzte sich die Autokette vom Siemens-Dynamowerk, einer stillgelegten Fabrik im Bezirk Spandau, in Bewegung, erklärte Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in der Hauptstadt. Laut IG Metall waren rund 200 Autos, behangen mit Transparenten und Gewerkschaftsfahnen, unterwegs. Sie folgten mit lauten Hupen einem Motivwagen, der Siemens-Chef Joe Kaeser zeigen sollte. Die Verkehrsinformationszentrale Berlin sprach auf Twitter dagegen von etwa 100 Fahrzeugen.

Insgesamt demonstrierten etwa 2500 Mitarbeiter gegen die Kürzungen, erklärte IG Metall. Auch SPD-Chef Martin Schulz nahm an der anschließenden Kundgebung am Tagungshotel der jährlichen Siemens-Betriebsräteversammlung in Neukölln teil. Auf Twitter erklärte er: "Dicke Gewinne einstreichen und gleichzeitig Standorte schließen: Was Siemens gerade macht, ist nicht sozial - es ist verantwortungslos. Wir stehen an der Seite der Beschäftigten!" 

Hintergrund des Protests ist der geplante Stellenabbau von weltweit 6900 Stellen. Deutschland ist von den Kürzungen besonders stark betroffen, die Hälfte der Stellen soll in Deutschland abgebaut werden. Mehrere Werke sollen ganz geschlossen werden. Der Münchner Konzern begründetet diesen Einschnitt mit schlechter laufenden Geschäften in der Kraftwerks- und Antriebstechnik. Die IG Metall wirft Siemens vor, nicht genug getan zu haben. Gewerkschaftschef Jörg Hofmann sagte der "Süddeutschen Zeitung", seine Organisation werde "nun ordentlich Krawall machen". Siemens solle über Investitionen Jobs schaffen. "Wir werden die Beschäftigten ganz bestimmt nicht alleine ihrem Schicksal überlassen", betonte er. Ob sich die Proteste in Zukunft noch ausweiten und die Mitarbeiter sogar ihre Arbeit niederlegen, ist noch unklar. "Streik bleibt immer das letzte Mittel", erklärte Gewerkschaftschef Hofmann.

SPD-Chef Martin Schulz unterstützt die Proteste gegen den Abbau Bild: Reuters/H. Hanschke

Betriebsrat erwartet Kompromisse

Auch die Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn kritisierte den Konzern scharf. "Wir wehren uns dagegen, dass der Strukturwandel auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden soll", sagte sie im ZDF-"Morgenmagazin". Die Belegschaft verlange, dass die von der Schließung bedrohten Standorte erhalten blieben und der geplante Stellenabbau zurückgenommen werde. "Wir sind nicht gegen Strukturwandel", sagte Steinborn. Sie seien bereit, mit dem Management zu diskutieren, erwarteten dabei aber auch "Kompromissfähigkeit" seitens des Konzerns. Am Donnerstagvormittag sollte der zweite Tag der Betriebsräteversammlung des Siemens-Gesamtbetriebsrats beginnen. 

Auch die Politik hat sich inzwischen eingeschaltet, um die geplanten Kürzungen abzuwenden. Mehrere Landeswirtschaftsminister sowie die Berliner Wirtschaftssenatorin luden den Siemens-Vorstand zu einem Gespräch über den geplanten Stellenabbau ein. Man erwarte Erläuterungen über die Standortschließungen, teilten Ramona Pop (Grüne) und die Minister Martin Dulig aus Sachsen, Wolfgang Tiefensee aus Thüringen und Albrecht Gerber aus Brandenburg (alle SPD) mit. Man könne die Entscheidungen nicht nachvollziehen, der Konzern erziele hohe Gewinne, die ostdeutschen Standorte seien leistungsstark.

sth/kle (dpa, afp, Twitter)

 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen